Die Männer von Bravo Two Zero
schlimmen Mißhandlungen.
»Beim letzten Feindkontakt, als wir beide uns hingeschmissen hatten, bin ich nach links und wurde von allen Seiten beschossen. Überall waren Leute. Irgendwann lag ich in einem kleinen Bewässerungsgraben. Sie haben mich verfolgt, und einmal waren sie knapp einen halben Meter von mir entfernt. Dann bin ich ein Stückchen weiter und habe versucht, aus dem Graben rauszukommen. Ungefähr eine halbe Stunde später habe ich dann ein paar Taschenlampen gesehen, und als sie ausschwärmten, haben sie mich entdeckt. Es war mächtig was los, und ich habe eine Kugel durch den Fuß und einen Streifschuß am Ellbogen abbekommen. Sieh mal.«
Er hob den Kaftan. Die Kugel hatte ihm den ganzen Ellbogen rundherum aufgeritzt. Er hatte unvorstellbares Glück gehabt. Eine 7.62er hätte ihm den Arm abreißen können.
»Durch die Wunde am Fuß war ich total im Arsch«, sagte er. »Ich konnte nicht gehen. Sie haben mich ordentlich zusammengetreten, auf einen Lastwagen geschleift und zu einem Stützpunkt gekarrt. Es war einfach scheußlich. Mein Fuß ist auf der Ladefläche auf und ab gehüpft, weil ich ihn nicht kontrollieren konnte, und ich hab’ gebrüllt wie am Spieß. Die fanden das lustig und haben sich totgelacht.«
Mark verlor viel Blut und dachte, er müsse sterben. Sein Fuß wurde nicht behandelt; die klaffende Wunde wurde einfach bandagiert und sollte von allein verheilen. Die ganze Zeit im Gefängnis war er nackt mit Handschellen an ein Bett gefesselt. Man ließ ihn praktisch vor sich hinfaulen. Er wurde den gleichen Verhören unterzogen wie wir übrigen, mit dem einzigen Unterschied, daß er in seinem Raum verhört wurde.
»Sie stießen mir gegen den Fuß«, sagte er, »und rüttelten mir am Bein, so daß mein Fuß wild herumschlug. Es war die Hölle. Aber eines war komisch. Sie hatten meine Sachen neben dem Bett in einem Haufen auf den Boden gelegt. Und jeden Tag guckte ich auf das Gold, das in dem Kreppapier eingepackt war, und die Idioten fanden es erst, als meine Gefangenschaft schon halb rum war. Meine Fluchtkarte und den Kompaß hatte ich die ganze Zeit über.«
Zwei Burschen waren dafür zuständig, ihn zum Klo zu bringen. Er nannte die beiden alten Knaben »Blitzblank« und »Tiefenrein«, weil sie total verdreckt waren. Wenn er allein war, nahm er sich den Wasserkrug und versuchte, seine Wunde zu säubern. Das eigentliche Loch war mit Haut und klebrigem Zeug verstopft und sah miserabel verheilt aus. Sein Fuß war so dick geschwollen wie ein Kürbis.
»Manchmal hab’ ich gerufen, ich müßte scheißen, und dann sind sie gekommen und haben mir eine Schüssel unter den Arsch geschoben und mich stundenlang so sitzen lassen. Ich hab’ alles vollgepißt, weil ich es nicht steuern konnte, und die Scheiße stand bis zum Schüsselrand.«
Er wurde ziemlich oft von den Wachen mißhandelt. Manchmal kamen die Burschen rein und spielten mit seinem Fuß oder quälten ihn sonstwie. Die ganze Zeit über erzählte er immer und immer wieder die gleiche Geschichte wie wir übrigen. Während eines Verhörs erkannte jemand seinen neuseeländischen Akzent. Man beschuldigte ihn, er sei ein Söldner, der für die Israelis arbeite.
Ich erzählte ihm, daß Dinger und Stan bereits auf dem Weg nach Großbritannien waren und was unserer Ansicht nach mit den anderen passiert war. Als wir über einige Vorfälle während unserer Gefangenschaft sprachen, meinte er, daß er möglicherweise in demselben Gefängnis gewesen sei wie wir, denn es wurde offenbar zur selben Zeit von Bomben getroffen.
Das Rote Kreuz schenkte eimerweise Kaffee an uns aus, und dann gab es ein warmes Abendessen.
Mark hatte Läuse, wie wir alle, und stank von oben bis unten. Doch sein Gestank war irgendwie eigentümlich, und er machte sich Sorgen, er könnte Wundbrand haben. Wir sprachen darüber, was jetzt noch alles passieren konnte, kamen aber immer wieder auf unsere schrecklichen Erlebnisse zurück und versuchten, uns bei den Schilderungen gegenseitig zu übertreffen.
Ich erzählte Mark gerade von der Situation draußen mit der Geheimpolizei, als einer vom Roten Kreuz vorbeikam und sagte, es gäbe eine Verzögerung. Wir könnten erst am nächsten Tag los, weil das Flugzeug nach Saudi-Arabien geflogen sei, um Gefangene abzuholen, die ausgetauscht werden sollten, aber wegen schlechter Witterung erst am nächsten Morgen zurückkäme.
Die Leute vom Roten Kreuz waren nervös. In den Fluren und an allen Eingängen postierten sie Wachen, die
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