Die Männer von Bravo Two Zero
durchhalten könnten, besonders, wenn wir mit der gesamten Ausrüstung geschnappt würden. Wir wußten, mehr als zwei, drei Tage konnte man aus der Geschichte nicht herausholen, aber das wäre lange genug für die Großkopfeten, den Schaden für die OPSEC einzuschätzen. Was wissen sie? - würde unser Vorgesetzter fragen - und wie beeinflußt das künftige Operationen? Sie würden davon ausgehen, wir hätten alle Informationen weitergegeben. Daher erfahren wir immer nur soviel, wie wir unbedingt müssen - zu unserem eigenen Vorteil wie auch dem aller anderen. Wir konnten ihnen also bestenfalls nur mehr Zeit geben.
Es war fast sechs Uhr abends und Gelegenheit für eine weitere Pause. Der Raum stank nun wirklich, und man konnte an den Gesichtern der Leute die Anspannung ablesen. Wir gingen zum Essen und saßen zur Abwechslung mal alle zusammen. Normalerweise ißt man nur mit seinen Kumpels und macht seine eigenen Sachen. Wir sprachen darüber, wie aufregend die Aufgabe war und wie wir uns darauf freuten, damit anzufangen, aber die Euphorie wurde ein wenig durch den Gedanken gebremst, wie isoliert wir operieren würden. Wir wußten, wie riskant das war, aber es war nicht das erste Mal und würde auch nicht das letzte Mal sein. Immerhin wurden wir dafür bezahlt.
Dann füllten wir unsere Thermosflaschen für die nächste Sitzung.
Die Stimmung wurde ein wenig lockerer, als ich die ersten zwölf Stunden Planung zusammenfaßte.
»Also: Wir fliegen mit einem Chinook zum DP [dropoff point - Absetzpunkt] 20 Kilometer südlich der MSR. Dann marschieren wir eine, vielleicht zwei Nächte, je nach Gelände und Bevölkerung, zu einem Stützpunkt mit Waffendepot. Von dort aus unternehmen wir
Erkundungsgänge, um das Kabel zu orten. Diese Suche kann zwei oder drei Nächte dauern; das sehen wir erst an Ort und Stelle. Anfangs werden wir ausschließlich mit der Suche nach diesem Kabel beschäftigt sein, aber gleichzeitig setzen wir einen Beobachtungsposten auf die MSR an, um Scud-Bewegungen zu registrieren. Wenn wir eine Riesenschlange von Scud-Transportern auf der MSR sehen, schätzen wir das ein und fordern einen Luftangriff an. Wenn wir einen Scud-Abschuß sehen, stellen wir die Position fest, erkunden sie und nehmen eine Zielattacke vor. Dann ziehen wir uns auf den LUP zurück und setzen unsere Aufgabe dort fort. All das sehr flexibel, bis wir an Ort und Stelle sind. Wir könnten schon in der ersten Nacht einen Scud-Abschuß erleben. Aber das würden wir ignorieren, bis wir unseren Stützpunkt eingerichtet haben. Es hat keinen Sinn, Vorwärts! zu schreien und dann nur wegen dem bißchen Nervenkitzel und einer einsamen Scud-Rakete einen Tritt in den Arsch zu bekommen. Es ist besser, sich Zeit zu nehmen und dafür mehr Schaden anzurichten. Wir werden uns also erst einrichten und dann losziehen und ihnen kräftig eins überbraten. Nach 14 Tagen setzen wir uns zu einem Abholpunkt ab, den wir vor dem Abflug mit der Fliegercrew verabreden. Oder wir geben ihnen zusammen mit unserem Report einen RV an. Dann bringen sie uns entweder Nachschub und setzen uns neu ein, oder sie bringen uns für neue Aufgaben zurück. Alles eigentlich ganz klar.«
Und so war es auch. Man muß immer versuchen, alles einfach zu halten, damit man nichts vergißt und nicht viel schieflaufen kann. Wenn ein Plan kompliziert ist und von sekundenbruchteilgenauer Planung abhängt - und manchmal ist das so -, geht er viel eher in die Binsen. Viele Pläne müssen natürlich so sein, aber man muß immer versuchen, sie einfach zu machen. Einfach bedeutet hier auch sicher.
Wir hatten ein Patrouillenfunkgerät für die Verbindung zwischen dem FOB [forward operating base - vorgeschobene Einsatzleitung] in Saudi-Arabien und unserem Stoßtrupp. Ein Ersatzgerät war vermutlich wegen des Gewichts nicht möglich. Nur eines zu haben war auch kein Problem, da wir in einem Trupp arbeiteten. Wir hatten dazu vier TACBEs; ideal wäre gewesen, jeder hätte eins gehabt, aber es gab einfach nicht genügend. TACBEs sind Geräte mit doppelter Funktion. Wenn man einen Stift zieht, sendet es einen Funkleitstrahl aus, den jedes Flugzeug auffangen kann.
»Ich erinnere mich an eine Story von einer Einheit in Belize«, erzählte ich. »Sie waren nicht vom Regiment, sondern nur beim Dschungeltraining. Die bekamen TACBEs für den Dschungel. Ein Offizier steckte seinen in den Spind, und als er es hineinschob, wurde der Stift bewegt und das Notsignal ausgelöst. Ein ziviles Flugzeug funkte uns
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