Die Männer von Bravo Two Zero
kühl und trocken. Die Wetterprognose ist wichtig, denn wenn man z. B. weiß, daß die Hauptwindrichtung Nordosten ist, kann dies bei der Orientierung helfen. Da man für den Zeitraum unserer Operation allgemein mildes Wetter vorhersagte, waren wir bei unserem Entschluß geblieben, die Schlafsäcke nicht mitzunehmen. Wir hätten dafür wohl auch kaum Platz gehabt.
Dann beschrieb ich die aktuelle militärische Situation, den Hintergrund für die konkreten Befehle. Normalerweise würde ich an dieser Stelle alles angeben, was ich über den Feind wußte und was uns direkt betreffen konnte - Bewaffnung, Kampfmoral, Zusammensetzung, Stärke usw. -, aber wir hatten nur sehr dürftige Informationen. Normalerweise würde ich auch den Standort von verbündeten Truppen nennen und wie diese uns helfen konnten, aber es gab in dieser Hinsicht nichts zu berichten.
Als nächstes folgte die Zielsetzung, die ich zweimal wiederholte, genau das, was uns der OC im Besprechungsraum mitgeteilt hatte: Erstens, die
Überlandkabel im Bereich der nördlich verlaufenden MSR zu lokalisieren und zu zerstören, und zweitens, die mobilen Scuds zu orten und zu vernichten.
Nun kam die Planung zur Erfüllung des Auftrages, das, worum’s eigentlich ging. Ich beschrieb zunächst die allgemeinen Bedingungen und ging dann phasenweise vor, etwa so, wie man eine Geschichte erzählt.
Phase eins ist das Eindringen in feindliches Gebiet mit einem Chinook-Hubschrauber. Phase zwei umfaßt den Marsch zum Basislager. Phase drei: Lageraufschlagen, Phase vier genaue Erkundung und Zielattacke auf die Überlandkabel. Phase fünf: Aktionen am Scud-Standort, Phase sechs: Absetzen oder Nachschub und neue Order.
Dann beschrieb ich für jede Phase in allen Einzelheiten, wie wir sie bewältigen wollten. Das muß so genau wie möglich dargestellt werden, um alle Unklarheiten auszuräumen. Nach jeder Phase gab es einen Einschub: »Aktionen« - zum Beispiel Aktionen bei einem Zwischenfall beim Absetzen, falls der Stoßtrupp unter Feuer geriet, wenn der Hubschrauber gerade wieder abhob. So wußte jeder genau, was ich vorhatte und was erforderlich sein würde, wenn etwas dazwischenkam.
Theoretisch war das alles schön und gut, aber bei jeder dieser Aktionen muß man auch in allen Einzelheiten beschreiben, wie man sie ausgeführt haben will. All dies muß vorab besprochen und ausgearbeitet werden. Dann wird daraus ein offizieller Befehl formuliert. Diese Vorplanung erspart Zeit und Energie für den konkreten Einsatz, denn jeder weiß, was von ihm erwartet wird. Was geschieht z. B. wenn ein Hubschrauber in einer der Operationsphasen zurückkehren muß, um ein beschädigtes Funkgerät auszutauschen? Gehen wir ans Heck, wenn die Maschine landet? Nehmen wir das neue Funkgerät aus der Seitentür des Lademeisters entgegen? Wie rufen wir den Hubschrauber überhaupt herbei? Wie lautet der Erkennungscode? Für diesen Fall wollten wir ein phonetisches Codesignal benutzen, den Buchstaben Bravo (B), der als Erkennungszeichen verwendet werden würde. Der Hubschrauberpilot würde wissen, daß wir in einem bestimmten Planquadrat oder in einem Gebiet dieses Planquadrats mit Infrarot den Buchstaben Bravo signalisieren würden. Er würde sein passives Nachtsichtgerät tragen, und, wie mit mir vorab vereinbart, würde er fünf Meter links neben diesem B landen, wenn er es geortet hatte. Da die Landung rechts von mir stattfand, brauchte ich nur am Cockpit vorbei zur Tür des Lademeisters zu gehen, das kaputte Funkgerät hineinzuwerfen und das neue zu schnappen, das sie herauswarfen. Falls es irgendwelche Nachrichten gäbe, würden sie meinen Arm ergreifen und sie mir auf einem Blatt Papier übergeben. Alles wäre in weniger als einer Minute vorbei.
Es dauerte anderthalb Stunden, um die Einzelheiten jeder Phase durchzugehen. Als nächstes folgten die Koordinierungsanweisungen, die Fakten der Zeitabstimmung, der Planquadratangaben, RVs und Landmarkierungen. Diese waren bereits bekannt, mußten aber zur Bestätigung wiederholt werden. In dieses Stadium gehörten auch das Verhalten bei Gefangennahme und die Einzelheiten des Flucht- und Absetzplans.
Ich erwähnte noch die allgemeine Unterstützung, das Verzeichnis der Vorräte und Ausrüstung, die wir mitnahmen. Und schließlich beschrieb ich die Befehlsund Meldehierarchie - Funkzeichen, Funkgerät, Frequenz, Zeitabsprachen, Codes und Codewörter und die auftragsbezogenen Signale.
»Sicher wißt ihr alle inzwischen«, schloß ich, »daß
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