Die Männer von Bravo Two Zero
unser Rufzeichen Bravo Two Zero lautet. Ich selbst habe das Kommando, Vince ist Nummer 2, und der Rest kann sich ums weitere streiten.«
Nun hatte der Trupp noch Gelegenheit, Fragen zu stellen, und dann verglichen wir unsere Uhren.
Das Briefing für den Flug erfolgte durch den Piloten, denn er hatte bei der An- und Abflugphase das Kommando. Er zeigte uns auf einer Karte die Flugroute und sprach ausführlich über die möglichen Probleme von Luftabwehrstellungen und Beschießung durch Roland Boden-Luft-Raketen. Er sagte uns, welche Anordnung er hinten im Flugzeug wünschte und welche Aktionen bei einem Abschuß angesagt seien. Ich hatte schon vorher mit ihm darüber gesprochen und war insgeheim froh, daß er uns aufteilen wollte. Die Hubschrauberbesatzung und unser Trupp würden getrennt voneinander versuchen, sich durchzuschlagen. Ehrlich gesagt hätten wir die Flieger nicht gern bei uns gehabt, und diese wiederum waren aus irgendeinem Grund auch nicht scharf auf unsere Gesellschaft. Er sprach auch über die Separierung, weil Luftangriffe auf umliegende Ziele stattfinden würden. In einem Umkreis von zehn Kilometern von unserem Absetzpunkt sollten festinstallierte Abschußrampen bombardiert werden. Unsere Separierung war so geplant, daß wir uns während dieser Luftangriffe einschleichen und diese als Deckung benutzen würden.
Die Befehlsausgabe war um 11 Uhr beendet. Jetzt wußte jeder, was, wo und wie getan werden mußte. Um die Mittagszeit teilte man uns mit, daß wir vermutlich keine Startfreigabe erhalten würden. Aber wir wollten es versuchen. Man konnte ja nie wissen. Kurz vor der irakischen Grenze würden wir auftanken und dann mit vollen Tanks weiterfliegen. Wir nahmen eine letzte Überprüfung vor, luden die Ausrüstung auf Wagen und aßen so viel frisches Zeug, wie wir nur in uns hineinstopfen konnten.
Wir brannten darauf loszukommen. Die Stimmung war optimistisch: Wir wollten endlich anfangen. Um 18 Uhr stiegen wir in die Wagen und fuhren zu dem ChinookHubschrauber. Selbst der diensthabende Hauptfeldwebel tauchte auf: »Zieht los und machte eure Sache gut. Dann kommt zurück«, lautete seine Anweisung.
Da fiel Bob plötzlich etwas ein. »Verflucht noch mal«, sagte er zu seinem Kumpel. »Ich habe mein Testamentsformular nicht richtig ausgefüllt. Es steht der Name meiner Mutter drauf - und ich hab’s unterschrieben. Kannst du in meinen Sachen nach ihrer Adresse suchen und dafür sorgen, daß alles seine Richtigkeit hat?«
Ich unterhielt mich kurz mit den Piloten. Man hatte ihnen Flakwesten gegeben, und sie überlegten angestrengt, was sie damit anfangen sollten. Sollten sie sich daraufsetzen, damit ihnen nicht die Eier abgeschossen würden, oder die Sachen tatsächlich anziehen, damit sie nicht in die Brust getroffen würden? Sie beschlossen, sich doch besser richtig anzuziehen, weil sie auch ohne Eier immerhin weiterleben konnten.
Es war noch hell, und wir konnten sehen, wie die Rotorblätter beim Abheben einen heftigen Sandsturm aufwirbelten. Als sich der Staub wieder legte, sahen wir nur noch die Kameraden, die uns nachblickten und winkten.
Wir flogen in sehr niedriger Höhe über die Wüste. Zuerst schauten wir immer nach unten, aber es gab nicht viel zu erkennen - nur eine riesige Sandwüste mit ein paar Hügeln. Weit verstreut sah man seltsame Kreise, wie die Kornkreise in England, nur umgekehrt: Hier war es, als würde das Getreide in Kreisen wachsen, statt kreisförmig plattgewalzt zu sein. Das waren Gemüsepflanzungen, die aus der Luft wie grüne Wasserwerke aussahen. Über ihnen drehten sich ständig lange Sprüharme, um die Pflanzen zu versorgen. In dieser Ödnis sahen sie völlig fehl am Platz aus.
Es war nun fast dunkel, und wir waren etwa 20 Kilometer vor der Grenze, als der Pilot in sein Mikro sprach:
»Geht mal ans Fenster, Jungs, und schaut euch das an.«
Etwa tausend Fuß über uns sahen wir unzählige Flugzeuge. Dirigiert von AWACS, flogen sie im Abstand von Sekundenbruchteilen durch ein kompliziertes Netz von Luftkorridoren, um Zusammenstöße zu vermeiden. Alle hatten die vorderen Scheinwerfer eingeschaltet, und der ganze Himmel war angestrahlt. Es sah aus wie in »Krieg der Sterne«, all diese bunten Flugzeugscheinwerfer unterschiedlichster Größe. Wir flogen mit etwa 100 Knoten, die anderen jedoch mit etwa 500 bis 600. Ich fragte mich, ob sie über uns Bescheid wußten, ob sie wohl zueinander sagten, hoffentlich machen wir unsere Sache gut, damit die Jungs da unten ihre
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