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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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Norditaliens hatten die unausgesprochene Übereinkunft akzeptiert, bereitwillig und in absolutem Stillschweigen, der
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.
    Dann änderte man dieses System. Die von den Corleonesern kontrollierten Bauaufträge wurden nicht mehr von Totò Riinas »Minister« gemanagt, dem man jetzt nur noch kleinere Projekte zuwies, sondern von dem größten sizilianischen Bauunternehmer Filippo Salamone aus Agrigent. Sein politischer Gewährsmann war der Präsident der Regionalregierung, Rino Nicolosi. Von nun an gab es einen neuen Sturmangriff auf die Pfründe. Die Cosa Nostra beteiligte sich jetzt mit einigen großen Firmendirekt am System der öffentlichen Bauaufträge, etwa mit der Firma Calcestruzzi von Raul Gardini, der gegen entsprechendes Entgelt zuließ, dass die Mafia in Sizilien mit dem guten Namen seines Unternehmens auftrat..
    Heute gibt es für öffentliche Bauaufträge keinen »Vermittlungsausschuss« mehr. Die kriminelle Organisation ist zwar im Umbruch, hat aber nach wie vor ihre eigenen Leute in der Regionalverwaltung, die schon in den Startlöchern sitzen, um sich der kommenden Großaufträge anzunehmen, allem voran des Großprojekts der Brücke über die Straße von Messina.
    Sollte sie je gebaut werden, wird es für die sizilianische und die kalabrische Mafia ein kolossales Geschäft. Die Bosse von Cosa Nostra und ’Ndrangheta bereiten sich schon seit Jahren darauf vor. Auf diesen Zug wollen alle aufspringen. Die Staatsanwaltschaften ermitteln bereits zu den Landenteignungen, zu Dutzenden Baufirmen der Provinzen Agrigent und Trapani (die schon nach Messina umgezogen sind), zu Kleinunternehmern und Strohmännern, die ihre Lkws und Betonmischer in Sizilien und in Villa San Giovanni auf dem Festland bereits in Stellung gebracht haben. Fast eintausend sizilianische und kalabrische Unternehmen und über fünftausend verdächtige Firmen wurden bisher überprüft.
    40. Ist das Gesundheitswesen immer noch ein lukratives Geschäft für die Cosa Nostra?
    Eine Zahl verdeutlicht das Ausmaß des potenziellen Gewinns: Das Budget für das öffentliche Gesundheitssystem in Sizilien beträgt gut acht Milliarden Euro, ein Drittel des Haushalts der Region. Nach Untersuchungen der sizilianischen Gewerkschaften wird ein Drittel dieser Gelder von der Mafia und durch Misswirtschaft zweckentfremdet. Wo es etwas zu verdienen gibt, ist die Mafia nicht weit.
    Bernardo Provenzano hatte zu Beginn der achtziger Jahre als Erster verstanden, dass das öffentliche Gesundheitswesen eine nie versiegende Geldquelle ist. Zur selben Zeit begannen die erstenpolizeilichen Ermittlungen zum Einfluss der Mafia auf den Betrieb von Krankenhäusern.
    Die Politiker bereichern sich am Gesundheitssystem. In der ab 2001 von Salvatore (Totò) Cuffaro geführten Regionalregierung hielten sechs von zwölf Ministern Beteiligungen an Privatkliniken und Gesundheitszentren. Während der zweiten Regierung Cuffaro war die Liste der Abgeordneten, die stille Teilhaber an Gesundheitsunternehmen waren, endlos lang.
    Das Gesundheitswesen stellt eine gewaltige Wirtschaftsmacht dar. In den Krankenhäusern Siziliens arbeiten fast elftausend Ärzte, über fünfzigtausend weitere sind in diesem Sektor beschäftigt. Bei den letzten Kommunalwahlen in Palermo waren von den 1464 Kandidaten 250 Ärzte. Alle wollen einen Arzt in ihrer Partei haben. Alle wollen einen Arzt in ihrer Mafiafamilie haben. Er bringt Stimmen und das Einverständnis der Wähler.
    Die Parteien besetzen die Chefposten der Gesundheitsbetriebe mit ihren eigenen Leuten. Es sind immer dieselben, seit dreißig Jahren: ein Clan von Managern, die quasi auf Lebenszeit berufen werden. Auch die Mafia hat ihre Leute in den Krankenhäusern. Es gab und gibt Bosse und Bezirkschefs, die sich zwischen ihren Gipfeltreffen den Arztkittel überziehen und Krankenhausabteilungen leiten.
    41. Mafiosi im Arztkittel?
    Einer der letzten Mafiosi im weißen Kittel, die ins Gefängnis kamen, war Giuseppe Guttadauro, Bezirkschef von Brancaccio und ehemaliger stellvertretender Chefarzt der chirurgischen Abteilung des städtischen Krankenhauses. Ein weiterer ist Antonino Cinà, Bezirkschef von San Lorenzo und Arzt Totò Riinas und Bernardo Provenzanos. Doch Ärzte im engeren Umkreis der Mafia gab es immer viele. Domenico Miceli beispielsweise arbeitete im Poliklinikum und war Stadtrat von Palermo. Auch Salvatore Aragona ist Chirurg. Der Radiologe Giovanni Mercadante war Regionalratsabgeordneter der Berlusconi-Partei Forza Italia.
    In der

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