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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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Verbrecherbande, sondern als eine Organisation betrachtet wurde, die imstande war, in den Wirren der Nachkriegszeit die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. In anderen Berichten des OSS ist zu lesen, dass die Mafiabosse auf die Unterstützung von neunzig Prozent der sizilianischen Bevölkerung zählen konnten.
    Ein Dokument vom 29. Oktober 1943, das bei Kriegsende im britischen Staatsarchiv in Kew Gardens bei London aufbewahrt wurde, enthält die frühesten Hinweise auf Verhandlungen der Alliierten mit der Cosa Nostra. Das Dossier trägt die Unterschrift von Hauptmann W. E. Scotten (der vom Hauptquartier des britischen militärischen Geheimdienstes in Algier nach Palermo geschickt worden war) und ist an den Brigadegeneral Julius C. Holmes gerichtet, der von der Insel aus alle Kriegsmanöver im Mittelmeerraum leitete. In diesem sechsseitigen Bericht taucht zum ersten Mal das Wort »Verhandlung« auf, und zwar im Zusammenhang mit »möglichen Lösungen für das Problem der Mafia in Sizilien«.
    46. Stimmt es, dass die Mafia früher »gut« war und dann von der »bösen« Mafia verdrängt wurde?
    Seit es die Mafia gibt, hat man diese Unterscheidung getroffen, Jahrzehnt um Jahrzehnt und Generation um Generation: die alte und die neue Mafia. Die alte war grundsätzlich gut und die neue ist grundsätzlich böse. In Wahrheit hat sich die Mafia stets der jeweiligen Situation angepasst. Immer wieder kamen Legenden über die »gute« Mafia auf, die keine Frauen und Kinder umgebracht habe. Alles Quatsch. Die Mafia hat immer dann gemordet, wenn sie es für nötig hielt. Sie hat nie gezögert, eine Frau oder ein Kind umzubringen, um eine potenzielle Gefahr von der Organisation abzuwenden oder um ein Exempel zu statuieren.
    1948 tötete der Mafiaboss von Corleone und Arzt Michele Navarra den dreizehnjährigen Schafhirten Giuseppe Letizia mit einer Giftspritze. Der Junge hatte zu viel gesehen: Er war Zeuge der Entführung des Gewerkschafters Placido Rizzotto geworden. 1963 ermordeten die Killer in Palermo Paolino Riccobono, ebenfalls ein Kind und Sohn eines Mafioso. 1976 folgte das Massaker an vier Jungs aus dem Viertel San Cristoforo in Catania, die erdrosselt wurden, weil sie der Mutter des örtlichen Bosses die Handtasche entrissen hatten. Sie wurden entführt und in ein abgelegenes Landhaus zwischen San Cono und Mazzarino an der Grenze zur Provinz Caltanissetta gebracht. Nach zwei Tagen erdrosselte man sie und warf die Leichen in einen Brunnen. Der älteste war vierzehn, der jüngste elf Jahre alt. Der Befehl zu ihrer Ermordung kam von den Brüdern Nitto und Turi Santapaola. In dem Landhaus waren aber sämtliche Vertreter der Familien von Mazzarino und Riesi anwesend, die alle einverstanden waren. Sie gehörten der alten Mafia an, die heutige Mafiosi als die gute, ritterliche Mafia darzustellen versuchen.
    Eine weitere Lüge ist das Märchen, die Mafia habe bis in die achtziger Jahre nicht mit Drogen gehandelt. Auch in Francis Ford Coppolas Film
Der Pate
wird eine Mafia gezeigt, die »schmutzige Geschäfte« ablehnt. Diese Mafia repräsentiert der alte DonVito Corleone. Er stellt sich gegen die anderen Familien, die sich am Heroin bereichern wollen. Die Wahrheit ist: Wenn der Markt nach Drogen verlangte, hat die Mafia sie stets besorgt.
    47. Wann ist die sizilianische Mafia in den internationalen Drogenhandel eingestiegen?
    Schon seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Opium und Morphium, in Orangenkisten versteckt, von Sizilien in die Vereinigten Staaten verschifft. Bereits in den dreißiger Jahren importierte Lucky Luciano Rauschgift aus Europa. Doch der eigentliche internationale Drogenhandel begann nach dem berühmten Gipfel im Hotel delle Palme in Palermo.
    Dort trafen sich vom 12. bis zum 16. Oktober 1957 die Bosse der sizilianischen und der amerikanischen Mafia. Vincenzo Rimi aus Alcamo war dabei, Cesare Manzella aus Terrasini, Calcedonio Di Pisa, Rosario Mancino und Domenico La Fata aus Palermo und Giuseppe Genco Russo aus Mussomeli. Aus den Vereinigten Staaten kamen Lucky Luciano, Charles Orlando, Frank Garofalo, Giuseppe Bonanno (besser bekannt als Joe Bananas), Carmine Galante und Santo Sorge.
    Bei dem Treffen legten die Bosse die Basis für den großen internationalen Drogenhandel, der Palermo innerhalb von zwanzig Jahren zur Welthauptstadt des Heroins machte. Die Cosa Nostra kam überein, dass sie ein Oberhaupt und mehrere Stellvertreter benötigte, die von der gesamten Organisation anerkannt

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