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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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auftauchte?
    Für manche markierte der Faschismus das Ende der Mafia, für andere beschränkte er sich darauf, gegen Banditen und Ehrenmänner auf der untersten Ebene vorzugehen. Mussolini war der erste italienische Regierungschef, der der kriminellen Organisation Siziliens offiziell den Krieg erklärte, aber er setzte nur polizeiliche Mittel gegen sie ein. Eine Antimafia-Politik hat der Faschismus nie betrieben. Während der zwanzigjährigen faschistischen Herrschaft verschwand nicht das Phänomen, sondern nur das Wort »Mafia«: Es wurde vom Regime für tabu erklärt.
    Einige Bosse wurden in den ersten Jahren sogar zu wichtigen Exponenten des Faschismus vor Ort: Franco Cuccia war Bürgermeister und Mafiaboss von Piana degli Albanesi, Santo Termini Bürgermeister und Mafiaboss von San Giuseppe Jato, Antonino Lopez Bürgermeister und Mafiaboss von Mezzojuso.
    1925 bis 1928 leitete Polizeipräfekt Cesare Mori eine der spektakulärsten und umstrittensten Antimafia-Operationen in Sizilien. Es gab Massenverhaftungen, insbesondere zwischen Palermo und dem Madonien-Gebirge, in den Provinzen Agrigent und Trapani. Moris Razzien brachten rund elftausend Sizilianer hinter Gitter. Auch viele Gegner des Faschismus wurden als angebliche Mafiosi aus dem Weg geräumt.
    Nach den großen Säuberungen wurde der Präfekt befördert und versetzt: Er hatte angefangen, die höheren Kreise zu stören. Dank ihrer Beziehungen und dank der Korruption, die in der faschistischen Partei und in den Lokalverwaltungen Siziliens in den dreißiger Jahren grassierte, konnten die einflussreichsten Mafiosi das Gefängnis schnell wieder verlassen. Hinter Gittern blieben nur Banditen und
scassapagghiara
, kleine Hühnerdiebe.
    Die gewichtigeren Mafiosi gingen in jenen zwanzig Jahren in Deckung und warteten auf bessere Zeiten, um ihre Beziehungenzur Macht wieder neu zu knüpfen. Nach 1945 erwies sich der »Antifaschismus« der Mafiosi für das Wiedererstarken der Cosa Nostra als förderlich.
    44. Stimmt es, dass die Amerikaner dank der Mafia in Sizilien landen konnten?
    Das ist eines der vielen Märchen, die rund um die Mafia entstanden sind. In Italien und auch in den Vereinigten Staaten kursiert das Gerücht, die amerikanischen Geheimdienste hätten vor der Landung auf Sizilien Verbindung zu den Bossen aufgenommen, die ihnen halfen, die Insel zu erobern. Es ist aber kein einziges Geheimpapier oder offizielles Dokument bekannt, das eine Verhandlung mit der Cosa Nostra vor der
Operation Husky
belegen würde –
Operation Husky
ist der Codenamen für die Invasion der Insel in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 1943.
    Wahr ist, dass die amerikanischen Geheimdienste und die Bosse der Cosa Nostra schon während der sechsmonatigen alliierten Militärverwaltung Verhandlungen aufnahmen. Jetzt trat die Mafia mit aller Macht wieder auf den Plan. Nach der Befreiung wurden viele Bosse Bürgermeister in ihrem Ort. Die Beziehung der Cosa Nostra zu den US-amerikanischen Geheimdiensten dauerte fast ein halbes Jahrhundert, und in der Zeit genoss die sizilianische Mafia auch in den Vereinigten Staaten eine besondere Immunität.
    In der unmittelbaren Nachkriegszeit entstanden im übrigen Italien und in fast allen europäischen Ländern geheime militärische oder paramilitärische Organisationen, die eng mit den westlichen Geheimdiensten zusammenarbeiteten. Sie sollten im Bedarfsfall die »rote Gefahr« aufhalten. In Sizilien war es die Mafia, die im Kalten Krieg die Demokratie »gegen den Kommunismus« schützte.
    Es mag erschreckend klingen, aber eine kriminelle Organisation stand im Dienst der Demokratie.
    45. Gibt es amtliche Belege für die Absprachen zwischen den Alliierten und der Mafia nach dem Zweiten Weltkrieg?
    Es gibt viele, und sie sind alle in den Archiven der Siegermächte aufbewahrt, was für die historische Glaubwürdigkeit nicht unerheblich ist. Tausende Geheimdokumente wurden in den letzten zehn, fünfzehn Jahren freigegeben: Diese Berichte können heute im Staatsarchiv der USA in College Park, Maryland, eingesehen werden. Besonders eines dieser Papiere gibt Aufschluss über das, was in den Jahren 1943 bis 1945 in Sizilien geschah. Das Dossier trägt den Titel: »Die hohe Mafia bekämpft das Verbrechen in Sizilien« und ist von Agenten des Office of Strategic Services (OSS) unterzeichnet, dem Vorläufer der CIA. Und es erläutert, wie die Mafia für den sozialen Frieden auf der Insel sorgte. Man gewinnt den Eindruck, dass die Mafia nicht als eine

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