Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
Staatsanwaltschaft Palermo; am 6. Januar 1980 traf es den Regionalpräsidenten und Gefolgsmann Aldo Moros, Piersanti Mattarella; am 6. August 1980 den Oberstaatsanwalt Gaetano Costa; am 30. April 1982 Pio La Torre, den Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Siziliens; am 3. September 1982 den Carabinieri-General Carlo Alberto Dalla Chiesa; am 29. Juli 1983 den Untersuchungsrichter Rocco Chinnici, der die Stelle von Staatsanwalt Terranova übernommen hatte: allesamt »politische« oder »politisch-mafiose« Verbrechen.
Entschied die Cosa Nostra allein über die Beseitigung dieser Männer? War es einzig und allein Totò Riina, der Bauer aus Corleone, der dieses Blutbad unter hochrangigen Staatsvertretern anrichtete?
Diese Toten fügen sich zu einem Gesamtbild. In diesem sizilianischen Thriller muss diese Liste noch ergänzt werden: durch die Polizeibeamten Antonino
Ninni
Cassarà und Giuseppe
Beppe
Montana; die Carabinieri-Offiziere Emanuele Basile und Mario D’Aleo und Oberst Giuseppe Russo; die Staatsanwälte Pietro Scaglione, Giangiacomo Ciaccio Montalto, Alberto Giacomelli, Rosario Livatino und Antonino Saetta; die Journalisten Mauro De Mauro, Pippo Fava und Mario Francese; den ehemaligen Bürgermeister von Palermo Giuseppe Insalaco; durch Bauunternehmer und den Unternehmer Libero Grassi; durch Regionalbeamte, Universitätsprofessoren, Gerichtsmediziner, Rechtsanwälte und Steuerberater.
Was in Palermo und in Sizilien in den siebziger und achtziger Jahren geschah, hatte es in der westlichen Welt seit der Französischen Revolution nicht mehr gegeben. Alle Vertreter der Oppositionsparteien, die den Strategien der Corleoneser im Wege standen, Vertreter der Minderheitsparteien und der Polizeikräfte, Spitzenvertreter des Staates und der Regionalregierung wurden liquidiert. Hatte dies alles Totò Riina geplant? Er allein?
65. Welche Beziehung gibt es zwischen der Mafia und dem Freimaurertum?
Wenn man sich der Welt der Finanzgeschäfte und der manipulierten Gerichtsprozesse zuwendet und sich mit Finanzkreisläufen oder den Nominierungen für wichtige Ämter befasst, stößt man immer wieder auf Verflechtungen zwischen der Mafia und der Freimaurerei.
Gerichtliche Untersuchungen haben es zwar nie vermocht, diese Verbindung bis ins Letzte nachzuweisen, konnten aber zeigen, dass Mafia und Freimaurerlogen zusammenarbeiteten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Nicht wenige Bosse der Cosa Nostra traten einer Loge bei, um ihren Einflussbereich zu erweitern: Stefano Bontate, Michele Greco, Francesco Madonia, Giacomo Vitale und Mariano Agate, um nur einige zu nennen.
Stefano Bontate hatte Anfang der siebziger Jahre einen Plan entwickelt, um die Ehrenmänner in die Freimaurerlogen einzuschleusen. Er forderte sie auf, »Brüder« in den hundertdreizehn über die Insel verstreuten Logen zu werden. Der auf die Cosa Nostra geleistete Schwur absoluter und ausschließlicher Treue durfte dabei natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Der Beitritt zu den Freimaurern war nur Mittel zum Zweck, um Unternehmer, Politiker und Beamte kennenzulernen.
Stefano Bontate hatte Großes im Sinn: Er hatte begriffen, dass die Cosa Nostra für ihr Geld (das enorm viele Geld aus dem Drogenschmuggel mit den Vereinigten Staaten) neue Anlagemöglichkeiten brauchte und dafür ihren Radius erweiternmusste. Es waren Mafiosi und Freimaurer, die im Sommer 1979 Michele Sindona (Mitglied Nr. 1612 in Licio Gellis Geheimloge P2) in Griechenland abholten, um ihn im Haus des Bosses Rosario Di Maggio im sizilianischen Torretta zu verstecken. Sie organisierten die vorgetäuschte Entführung. Um sie glaubhafter zu gestalten, wurde Sindona mit einem Pistolenschuss am Bein verletzt. Der Schütze war Joseph Miceli Crimi, Vertrauensarzt der Polizei von Palermo und Freimaurer der Loge Camea, des sizilianischen Ablegers der Loge P2.
Zu der Zeit, als sich Sindona in Sizilien verborgen hielt, stand die Kriminalpolizei von Palermo unter der Leitung von Giuseppe Impallomeni, Polizeipräsident war Giuseppe Nicolicchia: der eine Mitglied der Loge P2, der andere Mitglied der Loge OMPAM, die Gelli in Südamerika gegründet hatte. Weitere Logen in Palermo – mit Namen Diaz, Garibaldi, Lux, Palermo und Concordia, die alle unter dem Dach eines Centro Sociologico Italiano in der Via Roma 391 zusammengefasst waren – zählten 1986 den Boss und Cousin des »Papstes«, Salvatore Greco, genannt
L’ingegnere
(der Ingenieur), und den Steuereintreiber und Ehrenmann Nino Salvo
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