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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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Verbündeten und erwiesen sich in der Phase der Vernichtung als entscheidend. Über zehn Jahre lang hatte Totò Riina auf der Lauer gelegen – alle seine Gegner wussten das –, um die Palermitaner zu eliminieren und die Stadt zu erobern. Aber keiner hatte je einen Finger gerührt, um ihn aufzuhalten.
    Ich habe mich immer gefragt: Und die anderen, die Opfer, die Inzerillo, Bontate, Di Maggio, Gambino, Badalamenti (also die mächtigsten Bosse mit den meisten Gefolgsleuten, enormenfinanziellen Mitteln und Freunden überall), die sich zwanzig Jahre lang von den siebzig Bauern hinters Licht führen ließen, was ist mit denen? Waren sie nur Dummköpfe, die den Corleonesern auf den Leim gingen? Mehr oder weniger so wurde die Geschichte erzählt, ich glaube aber, dass noch etwas anderes dahintersteckt, was bisher noch im Dunkeln liegt. Ich vermute, die Corleoneser konnten sich in ganz Sizilien breitmachen und wurden von irgendjemandem geschützt und dazu benutzt, eine ganze Mafiageneration aus dem Weg zu räumen, die zu viele Geheimnisse hütete: einen Teil der Cosa Nostra, der nicht mehr benötigt wurde. In jenen Jahren war ein anderer Teil der Cosa Nostra gefragt.
    Erst viel später haben wir erkannt, wer das war: der Attentäter Totò Riina.
    62. Verbergen sich hinter dem Mafiakrieg Staatsgeheimnisse?
    Es geht um Geldgeheimnisse – und um noch andere, schändliche Geheimnisse. Eines der vielen Rätsel jenes sogenannten Kriegs war der Fall Sindona. Kurz vor dem Gemetzel, im August und September 1979, versteckte sich der Bankier und Bankrotteur Michele Sindona siebzig Tage lang unter falschem Namen und unter Vortäuschung seiner eigenen Entführung in Sizilien. Die Spatola umsorgten ihn, die Gambino eskortierten ihn, die Bontate versteckten ihn. Alle, die ihm zur Seite standen, starben eines gewaltsamen Todes. Auch alle, die zur vorgetäuschten Entführung ermittelten, wurden ermordet: der Leiter der Kriminalpolizei Palermos, Boris Giuliano, und der Leitende Oberstaatsanwalt von Palermo, Gaetano Costa – ein außergewöhnlicher Polizist der eine, ein Vertreter der Justiz der andere, wie sie im damaligen Sizilien nur selten zu finden waren. Es starben auch all jene, die geahnt hatten, dass Sindonas Anwesenheit etwas mit den Bluttaten von Palermo zu tun haben musste; etwa Pio La Torre, der Parlamentsabgeordnete und Vorsitzende der Kommunistischen Partei Siziliens, der als Erster erkannt hatte,dass die Insel zu einem kriminellen Versuchslabor nicht nur für mafiose Machenschaften geworden war.
    Pio La Torre konnte das Sizilianische ins Italienische »übersetzen«. Er verfügte über alle Voraussetzungen, um die Strukturen der Cosa Nostra zu entziffern und dem Vorstand seiner Partei in Rom zu erklären, was damals vor sich ging. Vermutlich lag hier der wahre Grund für seine Ermordung: dass er Sizilianisch und Italienisch sprechen, das heißt in Rom die Vorgänge in Sizilien erklären konnte, wo gerade ein Machtwechsel innerhalb der Mafia stattfand. Sie erschossen ihn mit Maschinenpistolen in einer engen Gasse am Stadtrand von Palermo. Auch sein Chauffeur Rosario Di Salvo kam bei dem Anschlag ums Leben.
    Am 30. April 1982 um 9.30 Uhr war ich auf der Piazza Generale Turba in Palermo. Von weitem sah ich ein Bein aus der Tür eines alten Fiat 132 baumeln. Es war das Bein Pio La Torres. Er hatte versucht auszusteigen, als die Killer auf ihn zukamen. Sie waren mit Thompson-Gewehren amerikanischer Herstellung bewaffnet, die bis dahin in Sizilien noch nie für einen Mord benutzt worden waren. Am Schauplatz des Verbrechens befanden sich der Leiter des kriminalpolizeilichen Ermittlungsbüros Ninni Cassarà, Giovanni Falcone und Paolo Borsellino sowie Untersuchungsrichter Rocco Chinnici. Alles Todgeweihte. Ein Fotograf von
L’Ora
nahm sie gemeinsam auf. Das Foto erschien auf der ersten Seite der Tageszeitung. In den darauffolgenden Jahren mussten sie alle vier sterben.
    Es starb auch Michele Sindona.
    Die Umstände seiner Reise nach Sizilien geben Anlass, das Blickfeld zu erweitern und den Mafiakrieg in die Erwägungen einzubeziehen. Einige Vorfälle im Zusammenhang mit der Mafia sind mit der Politik verknüpft, die Sindonas gefährliche Machenschaften auf den internationalen Finanzmärkten deckte. Die Bosse hatten gerade angefangen, die enormen Gewinne aus dem Rauschgifthandel zu investieren, nicht nur in Sindonas Banken. Die Cosa Nostra war so weit in den italienischen Staatsapparat eingedrungen und schloss über so lange Zeit

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