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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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zu ihren Mitgliedern. Neben den Bossen gehörten auch der Oberstaatsanwalt Giovanni Nasca und der Vorsitzende der Insolvenzkammer des Landgerichts Palermo, Michele Mezzatesta, dazu. Diese Juristen besetzten strategisch wichtige Positionen im Justizpalast von Palermo: Die Generalstaatsanwaltschaft leitete die Ermittlungen zu Mafiosi nach den erstinstanzlichen Urteilen; und vor der Insolvenzkammer wurden die Wirtschaftsangelegenheiten Palermos verhandelt.
    Auch der Steuerberater Nino Buttafuoco und der Herausgeber des
Giornale di Sicilia,
Federico Ardizzone, waren Mitglieder dieser Logen. Ebenso Pino Mandalari, der Wirtschaftsberater Totò Riinas, nachdem der Boss von Corleone 1969 untergetaucht war.
    66. Stimmt es, dass die Mafia von den Freimaurern gebeten wurde, sie bei einem Staatsstreich zu unterstützen?
    Eigentlich gab es zwei Pläne für einen Staatsstreich. Der eine hatte die Abspaltung Siziliens von Italien zum Ziel und wurde von Sindonas palermitanischen Freunden erdacht, allen voran Joseph Miceli Crimi. Als der Bankrotteur Sindona sich im Sommer 1979 nach Sizilien begab, um die Rückzahlung der in seinen halsbrecherischen Finanztransaktionen verlorenen Gelder an die Cosa Nostra zu beteuern, sprach Miceli Crimi mit den Bossen über einen sizilianischen Staatsstreich, »um den Kommunismus in Italien einzudämmen«. Der Plan wurde fallen gelassen: Der freimaurerische Arzt wurde von Untersuchungsrichter Falcone verhaftet, noch bevor er die Umsetzung seines Putsches in Angriff nehmen konnte.
    Zuvor hatte es einen weiteren Plan für einen Staatsstreich gegeben, bei dem die Cosa Nostra ebenfalls um Mithilfe gebeten worden war: In der Nacht zum 8. Dezember 1970 versuchte Fürst Junio Valerio Borghese, der in Salò bereits die Decima Mas befehligt hatte, einen Staatsstreich. Geplant war ein Überfall auf das Innen- und Verteidigungsministerium unter Beteiligung einer Gruppe hoher Offiziere, von Vertretern der extremen Rechten, Agenten der Geheimdienste und natürlich Freimaurern. Der Versuch scheiterte kläglich und hatte durchaus auch eine komische Seite: Unter den Kommandos waren auch Forstwachen: Mitglieder einer Natur- und Umweltschutzpolizei.
    Ein paar Monate zuvor hatte Fürst Borghese die Cosa Nostra um Hilfe gebeten, um die Präfekturen und den Sitz des staatlichen Rundfunks RAI in Palermo zu besetzen. Im Gegenzug hatte er versprochen, nach dem Staatsstreich werde es eine Amnestie für viele Ehrenmänner geben, angefangen mit Vincenzo und Filippo Rimi, den wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilten Mafiabossen von Alcamo. Innerhalb der Cosa Nostra entstand eine Debatte über die Beteiligung an dem Staatsstreich. Bosse wie Giuseppe Di Cristina waren einverstanden; anderewie Gaetano Badalamenti und Salvatore Greco
Cicchiteddu
ließen sich nicht überzeugen.
    Als Vermittler zwischen dem Fürsten Borghese und den Mafiosi trat ein gewisser Carlo Morana auf, ein Freimaurer und Bruder eines Mafioso aus der palermitanischen Familie vom Corso dei Mille. In der Verhandlung hatten die Befürworter schon fast die Oberhand gewonnen, als Junio Valerio Borghese die Bosse wissen ließ, zur Stunde X, also in der Nacht zum 8. Dezember, sollten sich die Mafiosi eine grüne Armbinde als Erkennungszeichen anlegen. Außerdem sollte die Cosa Nostra dem Fürsten vorab die Liste der Ehrenmänner zukommen lassen, die an dem Staatsstreich teilnahmen. Darauf zog die Cosa Nostra es vor, den Fürsten Borghese seinem Schicksal zu überlassen.
     
    Die für Gesamtsizilien zuständige Kommission entscheidet über Probleme, die über den einzelnen Stadtteil hinausgehen. Wenn es beispielsweise darum ginge, einen Staatsstreich zu beschließen, würde diese Kommission zusammenkommen.
     
    Tommaso Buscetta, Anhörung vor dem parlamentarischen
    Antimafia-Ausschuss, 17. November 1992
    67. Schützt die Mafia die Politik oder umgekehrt die Politik die Mafia?
    Mafia und Politik wurden bisweilen ununterscheidbar. Ein Name steht stellvertretend für alle: Vito Ciancimino. Er war elf Tage Bürgermeister von Palermo, lenkte aber mehr als dreißig Jahre die Geschicke der Stadt. Ciancimino stammte aus Corleone wie Bernardo Provenzano, der ihn in der Hand hatte. In seinem Haus in der Via Sciuti wurde die Politik Palermos gemacht, er erteilte die Befehle, die anderen gehorchten. Alle wussten, dass Vito Ciancimino ein Mafioso und der Statthalter der Corleoneser in der sizilianischen Politik war, doch jahrzehntelang schwiegen alle: Staatspräsidenten,

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