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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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Abkommenmit dem Staat, dass es nicht vermessen ist, sich vorzustellen, dass auch andere Kräfte und Institutionen am sogenannten Mafiakrieg beteiligt waren. Totò Riina und die Corleoneser haben nicht alles allein gemacht. Andererseits gab es in Italien schon immer Kräfte, die in den entscheidenden Momenten der Geschichte Italiens falsche Spuren legten und damit verhinderten, dass man der Wahrheit allzu nahe kam.
     
    Michele Sindona, geboren am 11. Mai 1920 in Patti (Provinz Messina), wurde am 22. März 1986 im Hochsicherheitsgefängnis von Voghera (Provinz Pavia) vergiftet. Nach seinem Aufstieg vom Finanzbeamten zu einem der berühmtesten Bankiers der Welt kann er in den sechziger Jahren auf mächtige Freunde in römischen Regierungskreisen und auf die Unterstützung der Finanzabteilung des Vatikans zählen. Zu Beginn der siebziger Jahre stehen vierzig Prozent der Aktien, die an der Mailänder Börse gehandelt werden, direkt oder indirekt unter seiner Kontrolle. Er besitzt Hotelketten und fast fünfhundert Firmen. Auch in den Vereinigten Staaten ist er berühmt. 1973, wenige Monate vor dem Zusammenbruch seines Finanzimperiums, überreicht ihm der amerikanische Botschafter in Rom, John Volpe, die Auszeichnung »Mann des Jahres«. Die Zeitschrift
Time
feiert seinen Auftritt an der Wall Street, wo er die Franklin National Bank übernahm, und nennt ihn den »erfolgreichsten Italiener seit Mussolini«. Ein paar Wochen zuvor hatte Giulio Andreotti den ehemaligen Finanzbeamten aus Patti wegen nicht näher benannter Maßnahmen zur Stützung der Landeswährung als »Retter der Lira« bezeichnet. Doch Sindonas Imperium steht auf tönernen Füßen, es ist auf abenteuerliche Finanzspekulationen gegründet und mit Mafiageldern aufgebaut. 1974 bestellt der Präsident der Banca d’Italia Guido Carli den Rechtsanwalt Giorgio Ambrosoli zum Insolvenzverwalter für Sindonas Banken. Ambrosoli wird am 11. Juli 1979 umgebracht, während der Bankier sich im Schutz der Cosa Nostra in Sizilien versteckt hält und mit einem Haftbefehl der amerikanischen Justiz wegen des Bankrotts der Franklin Bank gesucht wird. Sindona kehrt in die USA zurück, wird verhaftet und nach Italien ausgeliefert. 1986 wird er als Auftraggeberdes Mordes an dem Insolvenzverwalter Ambrosoli verurteilt. Zwei Tage nach dem Urteil kommt er durch einen mit Zyankali vergifteten
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zu Tode. Die Ermittlungen endeten mit dem Ergebnis, er habe Selbstmord begangen, und wurden eingestellt. Die Gerüchte über eine mysteriöse »Liste der Fünfhundert« – fünfhundert Italiener, die in den siebziger Jahren über Sindonas Banken angeblich siebenunddreißig Millionen Dollar ins Ausland geschafft hatten – verstummten auch nach seinem Tod nicht.
     
    La Repubblica
, 3. März 1995
    63. Gibt es über der Cupola der Mafia noch eine höhere Ebene?
    Die Cosa Nostra hat niemanden über sich, es gibt keine höhere Ebene, der sie sich zu fügen oder der sie zu gehorchen hat. Es gibt keine dunkle Kraft, die die sizilianische Mafia anweist, gewisse Dinge zu tun und andere zu unterlassen. Doch andere kriminelle Organisationen, Freimaurerlogen oder Geschäftskreise arbeiten in bestimmten Phasen und bei bestimmten Gelegenheiten mit der Cosa Nostra zusammen. Mit der Mafia verbinden sie die von Falcone so genannten Interessenkonvergenzen.
     
    Oberhalb der Führungsspitze der Organisation gibt es keine »dritte Ebene« irgendeiner Art, die Einfluss auf die Ausrichtung der Cosa Nostra nehmen oder sie gar bestimmen würde. Freilich schloss die Mafia in bestimmten Fällen und unter bestimmten Umständen mit ähnlichen Organisationen ein Bündnis oder leistete Hilfe, gewiss nicht uneigennützig. Die in den letzten Jahren in Sizilien begangenen Morde sind der deutlichste Ausdruck einer gezielten Interessenkonvergenz zwischen der Mafia und anderen Machtzentren.
     
    Giovanni Falcone, Konferenz in Villa Igiea über das
    organisierte Verbrechen, Sommer 1989
    64. Wann traten in Sizilien diese Interessenkonvergenzen zutage?
    Sie verbergen sich in der langen Liste der prominenten Mafiaopfer Palermos.
    Am 9. März 1979 wurde Michele Reina ermordet, der Vorsitzende der Democrazia Cristiana der Provinz Palermo; am 21. Juli 1979 Boris Giuliano, der Leiter der Kriminalpolizei von Palermo; am 25. September 1979 starb Cesare Terranova, ein ehemaliges Mitglied der unabhängigen Linken und des Antimafia-Parlamentsausschusses, kurz vor seinem Amtsantritt als Leiter der Ermittlungsbehörde der

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