Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Tarzan. „Wir sind
zum ersten Mal hier. Ich würde gern den Kraftraum erproben. Wenn ‘s mir
gefällt, komme ich wieder. Meine Freunde wollen sich heute nur bräunen, weil
die Aprilsonne zur Zeit so schwach auf der Brust ist. Wieviel müssen wir, bitte
schön, von unserem Taschengeld anlegen.“
    Der Mann sah auf seine Armbanduhr.

    „Du kannst trainieren bis um zehn, also
noch lange. Macht achtfuffzig als Vorzugspreis. Die beiden sind mit fünf Mark
dabei — fünf Mark für jeden.“
    „Rosa Zeiten für Bodybuilder sind das
aber nicht“, entgegnete Tarzan. „Ist ja ein sauteurer Laden hier. Hoffentlich
sind die Geräte schön griffig. Da wir zufällig vorbeikommen, bin ich ohne
Trainingsklamotten. Kann ich die borgen?“
    „Kostet extra. Im übrigen sind wir
nicht teuer. Wenn du eine
Monatskarte kaufst, ist es sogar fast umsonst. Dann kannst du kommen, wann du
willst, und keiner wirft dich raus. Das alles für 50 Mark. Sogar an den Monaten
mit 31 Tagen, hahah. Was für Klamotten brauchst du? Wenn dir eine Turnhose reicht,
macht ‘s nur noch eine Mark extra.“
    „Ist fast schon zuviel“, grinste Karl. „Haben
Sie nicht für 20 Pfennig ein Feigenblatt?“
    Aber der Mann lachte nicht. Ungeduldig
klopfte er mit dem Daumennagel an seine strahlenden Zähne, und die Fußballen
wippten ihn auf und nieder.
    Manowsky habe ich mir anders
vorgestellt, dachte Tarzan, während er seine Märker hinzählte.
    Der Typ war über mittelgroß,
schlank-sehnig und schmal zwischen den Schläfen. Er hatte einen bitteren Zug um
den Mund und kalte schwarze Augen. Noch schwärzer war sein Lackhaar. Mochte der
Himmel wissen, mit welchem Kleister er das gestriegelt hatte. Da lag eins wie
das andere, und der Scheitel war fast in der Mitte. Ehrlich: Der Typ sah aus,
als würde er gleich einen Tango tanzen — mit Partnerin, aber auch ohne. Seine
schwarze Hose — mit Bügelfalten — und das schwarze Seidenhemd hätten dazu
gepaßt.
    „Sie sind Herr Mano, ja?“ fragte Tarzan
arglos.
    „Nein. Einen Mano gibt es hier nicht.
Der Inhaber heißt Manowsky. Ich bin Pölke.“
    Pölke, der Schöne. Aha! Das hatte
Strong schon erzählt.
    Tarzan sah seine Freunde an. In ihren
Mienen stand, was er dachte: Sooo schön ist der nun auch wieder nicht. Aber
vielleicht hatte er Sodbrennen, oder er haßte den Spätdienst und hätte lieber
vor der Glotze gehockt. Jedenfalls zeichneten sich keine Muskelberge unter
seinem Hemd ab. Er war, falls überhaupt sportlich, mehr ein Billard- oder
Tischtennis-Spieler.
    Auch Karl und Klößchen bezahlten. Der
letztere erkundigte sich, ob man hier Schokolade kaufen könnte. Aber es gab nur
Selterwasser und Bier.
    In den Kraftraum führte eine Stahltür.
Dahinter roch es, als wäre hier — seit Bestehen des Studios — noch niemals
gelüftet worden. Der Raum war fast eine Halle. Alle Geräte, die Tarzan durch
die Mattglasfenster erahnt hatte, waren tatsächlich vorhanden. Linkerhand waren
die Bräunungskabinen. Rechts stand die Tür zum Umkleideraum offen. Von dort
nahte ein Bodybuilder. Ob Anfänger oder Fortgeschrittener ließ sich nicht
ausmachen, denn er trug Samstagabend-Kleidung mit einem Trenchcoat darüber. Da
er duschnasses Haar hatte, lag das Training vermutlich hinter ihm. Gott sei
Dank, denn er ging stramm auf die Sechzig zu und hatte ein Gesicht wie ein
Bratapfel, der Weihnachten vergessen wurde.
    Zorn trieb ihm jetzt etwas Farbe in die
Runzeln. Er zog die Lippen von den plombierten Zähnen, als wollte er zubeißen.
    „Und das gebe ich Ihnen schriftlich,
Pölke“, kläffte er. „Ist ein Sauladen hier. Teuer, aber nichts dahinter. Keine
Betreuung. Ihr wißt nicht, wo ‘s langgeht. Man verletzt sich, und ihr zuckt die
Achseln. Keiner macht vor, wie die Übungen gehen. Sauladen! Jawohl! Da lob ich
mir Strong. Der ist 100 mal besser.“
    An Pölke prallte das ab.
    Durch den Mundwinkel sagte er: „Strong?
Hahah! Besser? Nicht mehr lange, Ruplinger. Dann gibt ‘s den nicht mehr. Dann
gibt ‘s nur noch Manos. Besser, du schreibst dich bei uns ein, Ruplinger. Auch
für den kommenden Monat. Hast zuviel Speck an den Waden.“
    Ruplinger bleckte wieder die Zähne.
Dabei starrte er eine Flachbank an, als wollte er wirklich an der Polsterung
nagen. Dann wischte er wegwerfend durch den Mief und stampfte wortlos hinaus.
Hinter ihm fiel die Eingangstür zu.
    „Der stänkert immer.“ Pölke fühlte sich
zu einer Erklärung bemüßigt. „Ist alles Blödsinn. Wir sind Klasse. Die Besten
sind wir. Das ist hier

Weitere Kostenlose Bücher