Die Mafia kommt zur Geisterstunde
Manowsky stampfte zur
Tür, um zu öffnen. Pölke behielt die drei Freunde im Auge.
„Ach, Sie sind’s“, sagte Mano an der
Tür und ließ eine junge Frau ein.
Sie
schenkte ihm soviel Aufmerksamkeit wie einem Oberkellner, stürmte heran und
begrüßte Pölke mit einem Kuß auf die Wange.
„Guten Abend, Gunter. Guten Abend,
allerseits“, meinte sie fröhlich und lächelte die Jungs an. „Gunter, beeil
dich!“ fuhr sie dann fort. „Es wäre unhöflich, wenn wir deinen Onkel warten
lassen. Ihn doch nicht, Gunter! Zumal, da er mich noch nicht kennt. Ich bin mit
dem Wagen da. Rasch!“
Pölke machte ein Zahnschmerz-Gesicht. „O
verdammt! Den Alten habe ich völlig vergessen. Wie spät ist es, Katja?“
Bevor
sie antworten konnte, sagte Tarzan: „Kriegen wir jetzt unser Geld zurück, oder
sollen wir die Polizei rufen?“
Erstaunt sah die Frau ihn an.
„Falls Sie hier trainieren wollen“,
sagte er, „und sei’s Jazz-Gymnastik, können wir nur warnen. Betrug scheint ein
Grundsatz in der Geschäftsordnung dieses Ladens zu sein. Gehen Sie lieber ins
Fitneß-Studio Strong. Dort herrscht Ehrlichkeit, und Sie werden betreut als
gehörten Sie zur Familie. Hier wird man ausgebeutet.“
Katja machte große Augen und schien
echt erschrocken. Offenbar ahnte sie nichts — trotz ihrer Beziehung zu Pölke;
denn daß die beiden nicht nur Nachbarskinder waren, das sprang förmlich in die
Augen.
„Jetzt reicht ‘s mir endgültig!“
brüllte Mano und kam wieder herein. „Ihr verschwindet sofort, oder ich dresche
euch mit der Langhantelstange auf die Straße. Ein Wort noch, du Oberaffe“, das
galt Tarzan, „und ich werde zum Elch. Dann kriegst du eins auf die Freßleiste.
Raffst du das, heh?“
Er flippte aus. Es war zum Beölen. Er
drohte mit Gewalt, dieser Muskelpower-Alki (Alki= Trinker), und damit
blieb er ganz bei der Masche, die Strong beeindrucken sollte.
Tarzan grinste. „Die Message ( Botschaft) bringen wir der Polizei, Sie Knete-Geier. Dann sprechen wir uns wieder.“
Er tigerte hinaus. Karl und Klößchen
folgten ihm und staunten.
Mein Hamster bohnert, dachte Karl.
Manowsky läßt den Harten raus, bietet Tarzan Kloppe an, und der kommt in die
Hufe ( aufbrechen ), statt ihm ein Horn zu ziehen oder wenigstens Laschen
( Ohrfeigen ) zu machen. Verstehe ich nicht. So cool war Tarzan noch nie.
Klößchen dachte ähnliches und war echt
besorgt.
„Tarzan“, meinte er, als sie draußen
bei den Tretmühlen waren, „wie sollen wir das verstehen? Statt ihn
plattzumachen, machst du in Panik.“
Tarzan lachte. Dann dämpfte er die
Stimme. „Der Muskel-Freak soll glauben, er hätte gewonnen. Nur keine Hektik,
Leute. Wir sind nämlich auf der richtigen Fährte. Kapiert?“
„Mir fiel auf, daß der deinen Namen
weiß“, sagte Karl. „Deinen Spitznamen. Woher? Daß die Polizisten, die ihn
verhört haben, von dir sprachen, ist unwahrscheinlich. Und wenn, dann war
allenfalls von Peter Carsten die Rede.“
„Stimmt. Und...“
Er sprach nicht weiter. Denn in diesem
Augenblick kamen Pölke und seine Katja aus dem Haus. Sie eilten. Pölke war
finster drauf, als er die Jungs bemerkte, und strebte gleich auf einen
nußbraunen Renault zu.
Katja schenkte den dreien ein Lächeln,
und das war wirklich ein Geschenk.
Wie kommt dieser Tango-Schleicher mit
seinem Henkersblick an die Tussi? fragte sich Tarzan. Wenn mich nicht alles
täuscht, ist die in Ordnung, die ist nett und ahnungslos und außerdem
unverschämt hübsch — auf die liebliche Art wie...ja, wie Pfingsten, wenn die
Sonne scheint. Dagegen ist Nicole Fiebig zum Fürchten, obwohl auch hübsch.
Diese Katja wirkte mit ihren braunen
Locken und den braunen Augen wie ein freundliches Reh. Unter ihrem Regenmantel
steckte eine zierliche Figur.
Die drei begutachteten, wie der Renault
abfuhr. Katja saß am Lenkrad, und sie hatte aufmerksam nach hinten geblickt,
bevor sie sich vom Bordstein löste. Zwar rollte hier kein vierräderiger Verkehr
— nicht um diese Zeit, aber hin und wieder schlichen Radfahrer vorbei.
„Sie ist entschieden die Netteste“,
meinte Klößchen. „Wahrscheinlich eine entfernt Verwandte.“
„Ich befürchte, sie ist Pölkes Freundin“,
meinte Karl. „Tarzan, du warst noch nicht fertig.“
„Ich kann nur wiederholen“, nickte der.
„Wir sind auf der richtigen Fährte. Sie führt zu Nicole. Manowsky kam eben von
ihr. Erstens, weil er von ihr meinen Spitznamen weiß. Zweitens wegen des
Lippenstiftes. Habt ihr den roten Fleck
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