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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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kalte Schulter gezeigt hatte. Ein Wink von ihr, und er hätte verstanden. Hatten sie sich nicht ewiges Vertrauen geschworen? Iven dachte daran, wie sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte. Behutsam setzte er das Schneckenhaus in einen Busch am Wegesrand. Nie wieder würde er sich von einer Frau so verletzen lassen. Von nun an würde er sein Leben allein verbringen. Nur seine Eltern hatten noch Platz darin, seine Eltern und seine Figuren. Vielleicht könnte er bald schon in sein Haus zurückkehren. Nein, Alena wollte er nicht wiedersehen. Die Tränen in seinen Augen wischte er hastig fort und begab sich eiligen Schrittes zum Leprosenhof.
    Dort ging es zu, als wäre nichts geschehen. Eine Gruppe alter Leute schlurfte zum Wirtshaus, um den Abend bei einem Krug Bier ausklingen zu lassen. Unter ihnen Ivens Eltern, die sich mit den anderen Alten über ihre Gebrechen austauschten. Iven schaute ihnen hinterher und war froh, Vater und Mutter an diesem Abend in guter Gesellschaft zu wissen. In seinem Zustand hätte er sich nicht um sie kümmern können. Lieber wollte er den neuen Stein beschlagen, den Gülich ihm vor etlichen Tagen hatte bringen lassen.
    Noch fühlte sich der Stein kalt unter seinen Händen an. Iven setzte den Meißel an. Bald würde er lebendig werden, es brauchte nur ein paar Handgriffe. Sein Blick fiel auf den Engel mit dem wuchtigen Flügel, den er aus Alenas Kammer geholt hatte. Sie hatte seinen Schutz nicht haben wollen. Nie auf ihn vertraut. Unwillig trat er gegen die Figur, die unter der Wucht zu schwanken begann und umkippte. Voller Entsetzen starrte Iven auf den abgebrochenen Flügel. Da riss ihn ein Klopfen an der Tür aus seinen Gedanken.
    »Darf ich?« Gülich steckte den Kopf durch den Spalt. »Es gibt Neuigkeiten. Gute Neuigkeiten.«
    Ohne den Blick von dem Flügel abzuwenden, nickte Iven. »Ich hoffe auf sehr gute Neuigkeiten, sonst setze ich nämlich gleich den Hof in Brand.«
    »Na, na, junger Freund …« Gülich fasste nach seinen Schultern und schob Iven zu einem Stuhl. »Setz dich erst einmal. Wie es aussieht, ist es dein Herz, das dir zu schaffen macht.« Der Blick des Rebellen glitt über den Engel.
    »Egal!« Iven fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und atmete tief aus. Dann blickte er Gülich fragend an. »Erzähl mir von den Neuigkeiten.«
    »Du hast nie an der Sieche gelitten, Junge«, berichtete Gülich grinsend. »Stell dir vor, dieser Bloitworst war bei mir. Einer der Prüfmeister. Du erinnerst dich bestimmt an ihn.«
    »Ja sicher. Und?« Sosehr er sich auch bemühte, Iven gelang es nicht, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Er macht es nicht mehr lange.« Gülich fuhr mit den Fingern über die Feder seines Hutes.
    »Soll vorkommen, wenn man an der Sieche erkrankt ist.« Iven erkannte sich in der Schärfe seiner Worte selbst nicht wieder.
    »Ja, das stimmt schon. Der Mann wollte etwas loswerden, bevor er das Zeitliche segnet. Stell dir vor, er hat sich bestechen lassen!«
    Iven legte die Stirn in Falten. »Und das hat mit mir zu tun?«
    »So ist es. Croschs Mutter hat ihm und den anderen Prüfmeistern ein ansehnliches Säckchen voll Gold überlassen, nachdem sie dir die Sieche angehängt hatten.«
    Die Kammer begann, sich um Iven zu drehen. »Was sagst du da?«
    »Du hast richtig gehört.« Gülich strich sich amüsiert über den Kinnbart und spitzte die Lippen. »Du hattest nie die Sieche, Junge. Gleich morgen früh spreche ich mit dem Pfarrer deiner Gemeinde, damit er dich wieder unter die Lebenden einsegnet.«
    Iven hätte sich freuen sollen, doch stattdessen spielte sein Magen verrückt und zwang ihn, sich in den Nachttopf zu erbrechen.
    Es war die erste Nacht seit langem, die Alena in ihrem eigenen Bett verbrachte. Dennoch tat sie kein Auge zu. Unablässig kreisten ihre Gedanken um Iven. Nun wurde es bereits Tag, und sie freute sich darauf, schon bald in seine Augen blicken zu können. Alena drehte sich zu den beiden kleinen Bündeln neben sich, drückte Gabriel einen Kuss auf die Stirn und strich über sein weißes Haar. Danach liebkoste sie mit den Fingern Sophies rosige Wangen, erhob sich aus dem Bett und wusch sich. Nur der Herrgott wusste, was der Tag bringen würde.
    Ohne anzuklopfen, schneite Änni in die Kammer. In der Hand hielt sie ein wunderschönes Kleid aus himmelblauem Brokat, abgesetzt mit einer goldfarbenen Spitze.
    Alena sah sie fragend an. »Wo hast du das denn her?«
    »Ach, du vergisst aber auch alles«, stellte Änni kopfschüttelnd

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