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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Stadtsoldaten mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie die Siechen gewähren lassen sollten. Die zwei hochgeschossenen Kerle schienen sichtlich erleichtert, sich nicht mehr mit den Leuten auseinandersetzen zu müssen, und spazierten, beide die Hände auf dem Rücken verschränkt, davon.
    »Wollt ihr mit ins Rathaus gehen?« Gülich nahm der Frau die Deichsel aus der Hand. »Ich glaube, dort können wir uns ungestört unterhalten.«
    »Der Alte kann aber keine Treppen steigen«, keifte die Sieche.
    »Das wird nicht nötig sein.« Gülich zog den Karren ins Rathaus. Vor einer Bank im Säulengang bat er die Sieche, Platz zu nehmen. Er selbst blieb stehen und erkundigte sich bei der Frau nach ihrem Namen.
    »Fyen, Fyen Ailbrecht, und das ist mein Gatte Conradt, Bloitworst genannt. Der miese Hund hat Euch etwas zu sagen.« Die Sieche trat missmutig gegen den Karren. »Na los! Erzähl dem Herrn endlich, was du mir gebeichtet hast.«
    Ivens Zorn war verständlich. Wie sehr hatte sie ihn mit ihrer abweisenden Haltung verletzt! Alena wischte sich mit dem Handrücken über die Wange und blickte zu dem Totengräber, der Diederichs Leichnam aus dem Garten schleppte.
    Änni legte den Arm um ihre Schulter. »Nun wirst du dem Schellenmann wohl verzeihen müssen. Er hat für seine Schandtat bezahlt. Mit seinem Leben.«
    Alena schluchzte auf und drückte Gabriel an sich. »Ich weiß nicht, wie das alles ohne Diederich ausgegangen wäre. Aber warum hat er das bloß getan? Warum hat er Gabriel an Gotthardt verraten?«
    »Im Suff steckt der Teufel. Das weißt du doch, Leni. Früher, als ich noch klein war, gab es einen jungen Mann in unserem Dorf. Ein gutmütiger Kerl, wirklich. Er spielte mit uns Kindern und führte uns Kunststücke vor. Dann hörten wir eines Tages von einem Verrückten, der mit einem Hackebeil durch das Dorf gelaufen war.« Änni krauste die Nase. »Die Männer brachten ihn schnell zu Fall.«
    Alena hörte ihr gespannt zu und vergaß für einen Augenblick ihren Kummer. »War es der junge Mann?«
    Änni nickte. »Ja, und er war sturzbetrunken. Ganz verändert soll er gewesen sein, erzählten die Dorfbewohner. Der junge Mann hatte davon gesprochen, ausgelacht worden zu sein. Doch niemand sollte sich ungestraft über ihn lustig machen.« Die Magd hob die Schultern. »Er hat nur dieses eine Mal so viel getrunken, danach nie wieder. Und siehe da, er war wieder der liebe junge Mann, der uns Kunststückchen vorführte. Niemand hatte jemals wieder Angst vor ihm. Verstehst du, Leni, was ich damit sagen will?«
    Alena strich sich das Haar aus der Stirn. »Ja, ich verstehe, Änni. Der Suff hat Diederich seiner Sinne beraubt, einen anderen Mann aus ihm gemacht. Aber weißt du, was ich mich frage?«
    »Was denn?«
    »Warum hat Diederich weitergesoffen?«
    »Das kann ich dir erklären.« Änni strich Sophie, die in ihrem Arm schlief, über die Wangen. »Meine Mutter hat damals gesagt, die Gier nach dem Suff überfällt manche Menschen wie der Hunger. Dann müssen sie saufen, um ihr eigenes Elend zu vergessen. Ihre Gedanken drehen sich dann um nichts anderes. Ist halt so.«
    Alena sah sie erstaunt an. »Dann war Diederich so ein Mensch. Von seinem Elend wussten wir leider nichts.«
    »Stimmt, davon wissen wir nichts.« Änni stupste ihr mit dem Ellbogen in die Rippen. »Was ist mit Iven? Er schien sehr bekümmert. Glaubst du, dass er nichts mehr von dir wissen will?«
    Alena sah sie voller Kummer an. »Ich habe ihn sehr verletzt. Und ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen.«
    »Das geht nicht, Leni. Aber du kannst ihn um Verzeihung bitten. Er liebt dich doch genauso wie du ihn. Lass ihn eine Nacht darüber schlafen, und er wird vor lauter Sehnsucht nach dir gar nicht anders können, als dich anzuhören.«
    Alena seufzte. Wenn nur alles so einfach wäre, wie ihre Freundin es sich ausmalte …

30. K APITEL
    W ie er die Straße nach Aachen hasste! Und nicht nur diesen Weg. Sein ganzes Leben war nicht mehr wert, als in den Dreck geworfen zu werden. Iven bückte sich nach einer Schnecke, die er fast zertreten hätte. Er hob sie auf und beobachtete, wie sie ihren schleimigen Leib mit den Fühlern in ihr Haus zwängte. Das Herz war Iven so schwer wie noch nie zuvor in seinem Leben. Auch er würde sich verkriechen, damit ihn niemand mehr verletzen konnte. Wie hatte Alena sich nur so schnell von ihm abwenden können? Obwohl er nun wusste, dass sie in großer Gefahr gewesen war, entschuldigte es nicht, dass sie ihm die

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