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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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braunes Haar hätte. Doch dann schämte sie sich für den Gedanken. »Gabriel ist ein Kind Gottes.«
    »So ist es«, bestätigte Theres. »Und Gott hat dich als seine Mutter auserwählt, weil er weiß, dass du nicht daran verzweifelst. Ich bewundere dich, Alena, denn ich bin an meiner Prüfung gescheitert.«
    »Gib dich nicht auf, Theres. Ich werde dir helfen, die Kleine zu nähren. Auch für mich ist das von Vorteil. Ich will nicht, dass meine Milch versiegt. Wenigstens einmal in der Woche will ich Gabriel an die Brust legen.«
    Inzwischen gluckste Sophie zufrieden und schlummerte in Alenas Armen ein.
    »Ich habe Angst, schon bald sterben zu müssen. Was wird dann aus Sophie?«
    »Noch ist es nicht so weit. Ich bin für euch beide da.« Alena wusste selbst nicht, woher sie die Kraft nehmen sollte. Aber seit sie Iven auf dem Hof begegnet war, fühlte sie sich stärker als je zuvor.
    Sie legte Theres das schlafende Kind in die Arme und begann, die Kammer zu wischen.
    Ein Blitz erhellte den Leprosenhof, und kurz darauf ertönte ein ohrenbetäubender Donnerschlag. Alena zuckte zusammen. Den Korb unter den Arm geklemmt, rannte sie hinüber zum Waschhaus. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht, tropfte von ihrer Haube und weichte augenblicklich ihre Kleider auf. Die Wipfel der Bäume bogen sich im Sturm, der ihnen die jungen Äste abriss und sie durch die Luft schleuderte. Mit klopfendem Herzen zog Alena die Tür zum Waschhaus auf und kämpfte erbittert gegen den Wind, um sie wieder zu schließen.
    Drinnen mussten sich ihre Augen erst einmal an die Dunkelheit gewöhnen. Trotz des frühen Nachmittags war es finster wie in der Nacht. Alena entzündete an dem Feuer unter dem Waschzuber eine Öllampe und stellte sie auf den Bügeltisch.
    Als sich das Gewitter endlich verzogen hatte, war Alena fast fertig mit der Wäsche. Sie blies das Öllicht aus und wollte gerade die Stube verlassen, als sich die Tür öffnete.
    Die Verwalterin trat wutschnaubend ein und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich habe die Schlafkammern kontrolliert und festgestellt, dass du noch nicht einmal die Hälfte gesäubert hast.«
    »Es sind zu viele, um alle an einem Vormittag zu schaffen«, gab Alena zurück. »Immer mehr Menschen ziehen auf den Hof. Ihr müsst noch eine Magd einstellen.«
    Elsgen glotzte sie an wie eine Kuh, der man die Wiese unter den Hufen weggezogen hatte. »Du wagst es, mir zu widersprechen? Das ist recht mutig von dir.«
    Alena schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht mehr als arbeiten. Ich will mich beileibe nicht beschweren, aber ein Tag ist nur ein Tag. Mehr ist einfach nicht zu schaffen.«
    »Wie kannst du es wagen?« Elsgen kniff die Augen zusammen. »Bis heute Abend sind die Kammern gefegt, oder du bekommst für diese Woche keinen Lohn.«
    Zähneknirschend schoss Alena an der alten Krähe vorbei aus dem Waschhaus. Warum bloß schien es ihr Schicksal zu sein, Frauen wie Mergh und jetzt Elsgen um sich zu haben? Sie musste wieder an Änni denken, und das Herz wurde ihr schwer. Wie mochte es ihr ergehen? Alena wurde bewusst, dass eine Ewigkeit vergangen war, seit sie das letzte Mal gelacht hatte. Wie sehr vermisste sie die Freundin! Mit ihr gemeinsam würde alles einfacher sein.
    Bis zum späten Abend fegte Alena die Kammern aus und wischte die Böden. Gerade noch rechtzeitig kam sie in das Gemeinschaftshaus, um der stummen Trin beim Abwasch zu helfen. Das Abendmahl fiel für sie aus, und der Hunger wütete heftig in ihrem Bauch. Dazu schürte sich Tag für Tag die Sehnsucht nach Gabriel in ihrem Herzen. Iven musste ihr unbedingt den Auftrag erteilen, schon morgen für ihn Einkäufe am Eigelstein zu erledigen.
    Als Alena endlich alle Arbeiten erledigt hatte, verschwand die Sonne bereits am Horizont. Während sie über den Hof schritt, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr.
    »Hast du doch noch hierhergefunden, Mädchen?«
    Alena wandte sich um und sah in Diederichs blaue Augen, die matt in tiefen Höhlen lagen. Der Schellenmann stützte sich auf einen Stock und ließ die Schultern hängen.
    »Was ist geschehen, Diederich?« Alena trat einen Schritt auf ihn zu. Ihr Gewissen meldete sich und erinnerte sie daran, dass sie keinen Lidschlag lang darüber nachgedacht hatte, was aus dem Schellenmann geworden war.
    »Nachdem wir uns das letzte Mal getroffen haben, bin ich am selben Abend die Stiege zu meiner Kammer hinabgestürzt. Es war wahrhaftig kein guter Tag für mich. Erst der Überfall und dann der Sturz. Bis eben war ich ans

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