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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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auf Alena. Nur diese Hure war schuld an seinem Elend. Hätte sie sich nicht von Satan befruchten lassen, wäre Wilhelmina noch am Leben. Wie so oft überschlugen sich seine Gedanken, und er hatte Mühe, sie unter Kontrolle zu bringen.
    Mergh zupfte nervös am Saum ihres Ärmels. »Der lebende Tote war ein Vertrauter Gülichs. Wer weiß, was er dem feinen Herrn aufgetischt hat.«
    »Nichts, sonst wäre ich schon längst vorgeladen worden und nicht erst jetzt. Gott hat den Mann mit der Sieche gestraft, um ihn zum Schweigen zu bringen.«
    Mergh presste den Rücken an die Wand und verdrehte die Augen. »Woher hast du nur das ganze Stroh im Kopf? Wie lange ist es her, dass er bei Gülich war? Nicht einmal einen halben Monat. Was, wenn sich die beiden vorher gar nicht gekannt haben?« Mergh löste sich von der Wand, trat zu ihrem Sohn und zerrte an seinem Arm. »Pass auf! Du hältst einfach deinen Mund. Wage es nicht, nur ein einziges Wort über meine Zuwendungen zu verlieren. Sollte man mich in den Turm sperren, wirst du mich begleiten. Verlass dich darauf.«
    Als Gotthardt gemeinsam mit seiner Mutter durch den Säulengang des Hansasaals schritt, erwarteten ihn an dem langen Mahagonitisch bereits vier Mitglieder der Untersuchungskommission. In ihrer Mitte saß Gülich, der kampfbereit das Kinn mit dem Spitzbart vorreckte. Wollte dieser Wicht ihm etwa Angst einjagen? Ohne ein Wort des Grußes lümmelte sich Gotthardt auf die Bank vor dem Tisch.
    Mergh schnäuzte sich in ein Spitzentuch und ließ sich ebenfalls auf der Bank nieder. Durch die hohen Fenster fielen die Strahlen der Nachmittagssonne in den Saal und ließen die Kommissare in einem wie von Engeln gesandten Licht erstrahlen. Welch eine Ironie, dachte Gotthardt und betrachtete seine Fingernägel. Zu seiner vollen Zufriedenheit stellte er fest, dass sie sauber waren.
    Schließlich brach Gülich mit einem Räuspern die Stille und begann zu sprechen. »Wir haben Euch geladen, weil es Stimmen gibt, die behaupten, Ihr hättet Euch das Amt des Syndikus gekauft.«
    Gotthardt hob den Blick. »Stimmen?«
    »Das ist absurd!«, fuhr Mergh dazwischen. »Mein Sohn ist auf rechte Weise in das Amt gewählt worden. Alle anderslautenden Behauptungen sind Verleumdungen, gegen die ich vorgehen werde.«
    »Kurz nachdem Euer Sohn das Amt angetreten hat, bekam Schneidermeister Huppertz den Auftrag, ein Kleid für die Bürgermeisterfrau zu nähen.« Gülich klopfte mit dem Federkiel auf die polierte Tischplatte.
    Gotthardt zog es vor, seine Mutter reden zu lassen. So geriet er selbst nicht in Bedrängnis. Außerdem hatte sie selbst ihn aufgefordert, den Mund zu halten. Es schien tatsächlich Vorzüge zu haben, zu schweigen.
    Für Mergh war dies offenbar selbstverständlich, denn sie öffnete erneut den Mund. »Ich verstehe den Zusammenhang nicht. Was ist daran außergewöhnlich, dass die Frau sich ein Kleid nähen lässt? Ich glaube, das kommt des Öfteren vor. Gerade bei ihrem gesellschaftlichen Rang.«
    Gülich hob die Schultern und lehnte sich zurück. Sein Blick haftete auf Mergh wie der Schleim einer Schnecke. »Sicher, aber bei dem Tuch, das dafür verwendet wurde, handelt es sich um Ware aus dem Handel des Vaters Eurer Schwiegertochter.«
    »Wer behauptet das?« Mergh kniff die Augen zusammen.
    »Huppertz. Und er muss es wissen, schließlich hat er regelmäßig von Sonnemann Tuch erworben.«
    Mit zitternden Fingern steckte Mergh das Spitzentuch in ihren Ärmel. »Dann hat die Bürgermeisterfrau das Tuch eben bei Claeß erstanden.«
    »Das wäre das erste Mal«, konterte Gülich. »Sie hat die Stoffe stets beim Schneidermeister bestellt.«
    »Guter Mann, was wollt Ihr meinem Sohn vorwerfen?« Mergh sah dem Aufrührer fest in die Augen.
    In diesem Augenblick erblühte in Gotthardt wieder die Bewunderung für seine Mutter. Wie ein jahrzehntealter Baum, der jedem Sturm standhielt, schützte sie ihn auch dieses Mal mit ihren starken Zweigen. Wovor sollte er sich jemals fürchten müssen?
    Gülich strich sich über den Spitzbart. »Ämterkauf.«
    »Ihr seht Gespenster. Die Bürgermeisterfrau trägt ein Kleid geschneidert aus dem Tuch von Claeß Sonnemann. Damit soll sich mein Sohn das Amt gekauft haben?« Mergh schnaubte wie ein Schlachtross. »Guter Mann, halb Köln und halb Venedig sind in Tuch aus Claeß’ Handel gekleidet.«
    Gülich richtete seinen Blick auf Gotthardt. »Ihr seid also in Ehren in das Amt des Syndikus gewählt worden?«
    Gotthardt hob die Hand. »Soll ich bei Gott

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