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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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korrekten, respektablen Mrs Budgeon tanzen sah.
    Doch mitten im Lied fiel der Fiedler, der schon länger beim Spielen geschwankt hatte und gerade ein paar betrunkene kleine Schritte aufführte, auf einen Stuhl, stieß dabei seinen Becher vom Klavier und sackte dann auf dem Fußboden zusammen. Er hatte das Bewusstsein verloren. Margaret bedauerte, dass der Tanz schon zu Ende war; vor allem wegen des Kochs – er war so glücklich gewesen.
    Mr Arnold und Thomas trugen den Fiedler den Flur hinunter in die Küche, Betty wischte das vergossene Ale auf. Nach einem Augenblick des Zögerns – es war Margaret noch nicht zur zweiten Natur geworden, auf solche häuslichen Krisen zu reagieren – kam sie Betty zu Hilfe und stellte den Stuhl wieder auf.
    »Ich fürchte, damit ist unser Ball zu Ende«, entschuldigte sich Mrs Budgeon.
    »Aber nein«, sagte Monsieur. »Nicht, wenn Sie für uns spielen, Mrs Budgeon.«
    Wieder teilten sich ihre Lippen. Sie stotterte: »Ich? Nein. Ich kann nicht spielen. Nicht wirklich.«
    »Natürlich können Sie. Sie spielen sogar sehr gut. Ich höre Sie manchmal in der Küche.«
    Ihr Gesicht verzog sich; sie wirkte verwirrt und betroffen. »Aber … ich achte immer darauf, dass niemand in der Nähe ist, wenn ich spiele. Und ich schließe immer die Tür.«
    »Wenn Sie spielen, verlasse ich mein Zimmer und gehe in die Küche; dort kann ich Sie besser hören.«
    Sie errötete wie ein Schulmädchen. »Oh! Das wusste ich nicht. Ich werde nie wieder spielen!«
    Er legte sich eine Hand auf die Brust. »Bitte, sagen Sie das nicht! Das wäre ein solcher Verlust für uns beide.«
    Jenny, beschwipst und frech, sagte: »Kommen Sie schon, Mrs Budgeon. Gönnen Sie uns ein oder zwei Lieder. Irgendwas Lebhaftes, auf das man auch tanzen kann.«
    Die Haushälterin rang die Hände. »Aber ich spiele nie für Publikum. Ich bin völlig aus der Übung und spiele sehr schlecht.«
    »Ganz und gar nicht«, beharrte Monsieur.
    »Keiner von uns kann auch nur eine Note spielen«, sagte Jenny. »Wir merken es also gar nicht, wenn Sie einen Fehler machen.«
    Mr Hudson fügte freundlich hinzu: »Ein dankbareres Publikum werden Sie wohl kaum finden.«
    »Ich wäre viel zu verlegen, wenn Sie alle zuhören.«
    »Ach nein! Wir versprechen, nicht hinzuhören«, sagte Craig, den Arm um Joan gelegt. »Wir sind viel zu beschäftigt mit Tanzen.«
    »Na gut.« Mrs Budgeon gab nach, ganz verlegen angesichts der Aufmerksamkeit, die ihr zuteilwurde. »Wenn Sie versprechen zu tanzen und nicht auf meine Patzer zu hören.«
    Alle klatschten und freuten sich und suchten sich Partner für den nächsten Tanz.
    Monsieur Fournier blieb neben dem Klavier stehen und lächelte auf seine schöne Spielerin hinunter. Margaret hatte diesmal keinen Tanzpartner, sah den Tanzenden aber vergnügt zu.
    Als das Stück zu Ende war, kam Joan zu ihr, atemlos und lächelnd. »Und wie kommen Sie mit dem Hausmädchen zurecht, das Sie nicht akzeptiert?«
    Margaret blies die Wangen auf und stieß die Luft aus. »Allmählich etwas besser, glaube ich.«
    Joan blickte auf die Menge. »Welche ist es?«
    Margaret nickte zu Fiona hin, die anmutig mit einem Lakai von Hayfield tanzte. Sie staunte über die Verwandlung. Fiona wirkte fast glücklich und so elegant wie eine Dame. »Das ist sie. Fiona.«
    Joan betrachtete die Irin nachdenklich. »Das überrascht mich nicht.« Sie legte den Kopf schief. »Auch wenn sie heute Abend lächeln kann – sie hatte kein leichtes Leben. Das sehe ich sofort.«
    Margaret fragte zögernd: »Und du, Joan? Wie ist das Leben auf Hayfield – besser als in London?«
    Joan zuckte die Achseln. »Mehr oder weniger genauso. Aber die Aussicht auf den Dienstbotenball hat geholfen. Wir waren sehr überrascht, dass man uns eingeladen hat!« Joan warf ihr einen wissenden Blick zu. »Sie hatten da nicht zufällig Ihre Finger im Spiel?«
    Margaret zuckte nur die Achseln.
    Fred, der Laufjunge, der oben an der Treppe Türdienst hatte, kam herbeigelaufen; er war auf der Suche nach Mr Hudson. »Ich dachte, das muss ich Ihnen sagen, Sir. Mr Lewis Upchurch ist gerade eingetroffen. Er will, dass man nach seinen Pferden und seiner Kutsche sieht.«
    Mr Hudson runzelte die Stirn. »Er wurde nicht erwartet. Danke, Freddy.«
    Er holte den Pferdeknecht, der gutmütig stöhnte und versprach, im Handumdrehen zurück zu sein.
    Dann legte Mr Hudson Freddy die Hand auf die Schulter. »Du bleibst hier und genießt den Abend, Freddy. Ich stelle mich an die Tür.«
    Fred

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