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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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viel zu tun, da habe ich es angeboten.«
    Helen nickte, doch Nathaniel beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen, als sie das Tablett vor ihnen auf den Tisch setzte.
    »Soll ich einschenken oder …?«
    Sie hoffte, noch ein wenig hierbleiben zu können, obwohl sie sicher war, dass ihre Hände zittern würden, wenn sie versuchte, unter seinem prüfenden Blick Tee einzuschenken.
    Doch Helen winkte ab. »Nicht nötig, das mache ich schon. Geh nur wieder hinunter und amüsier dich.«
    »Danke, Miss.« Margaret knickste und ging zur Tür. In diesem Moment kam Lewis herein.
    Er zögerte, als er sie sah. »Da bist du ja. Ich habe mich schon gefragt, wohin du verschwunden bist.«
    »Lewis!«, rief Helen freudig.
    Er drehte sich zu seiner Schwester um. »Helen, altes Mädchen!« Er ging zu ihr und küsste sie auf die Wange, die sie ihm hinhielt, und Margaret floh.
    Nathaniel wusste nicht, was er denken sollte. Würden »Nora« und Lewis noch tanzen oder sich auf einem schwach erleuchteten Gang herumdrücken, wenn sie nicht gebeten worden wäre, das Tablett hinaufzubringen? Oder hatte sie es wirklich angeboten und wenn ja, warum? Auf jeden Fall hatte sie nicht die Gelegenheit genutzt, Lewis ihre Identität zu offenbaren, denn er hatte offensichtlich keine Ahnung, wer sie war.
    »Endlich mal wieder ein Ball auf Fairbourne Hall.« Lewis feixte. »Darf ich daraus schließen, dass wir es nicht mehr nötig haben zu sparen?«
    Nathaniel schüttelte den Kopf. »Nein. Wir hielten es für richtig, den Leuten hier etwas Nettes zu bieten, nach den jüngsten … Missverständnissen. Aber wir müssen immer noch den Gürtel enger schnallen oder wir werden sehr bald noch viel radikalere Schritte ergreifen müssen – vielleicht sogar das Haus in London verkaufen.«
    »Sag das nicht!« Lewis verzog das Gesicht. »Versprich mir, dass du das nicht tust … aber das kannst du gar nicht ohne meine Zustimmung, immerhin bin ich der Älteste.«
    Nathaniel gab sich Mühe, nicht zornig zu werden. »Lewis, du darfst gern bleiben und das Anwesen verwalten, wenn du willst, aber du kannst das nicht von deinem Londoner Club aus tun.«
    Lewis starrte ihn an und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe immer noch nicht, warum du nicht auf Barbados geblieben bist. Wir kommen hier wunderbar ohne dich zurecht. Oder, Helen?«
    Helen nippte an ihrem Tee, sagte aber nichts.
    Nathaniel antwortete: »Selbst wenn das stimmen würde, war es Zeit für mich nach Hause zu kommen.«
    Lewis zog eine Braue hoch. »Barbados hat dir nicht zugesagt?«
    »Gegen Barbados hatte ich nichts. Nur gegen die Sklaverei, wie du sehr wohl weißt.«
    Lewis zischte: »Und du glaubst, wir hätten Probleme? Zwinge Vater, auf Sklavenarbeit zu verzichten, und du wirst merken, wie echte finanzielle Schwierigkeiten aussehen.«
    »Geld ist nicht alles, Lewis.«
    Lewis runzelte die Stirn. »Warum machst du mir dann dauernd das Leben schwer deshalb? Deine hochfliegende Moral macht dich noch nicht zum Familienoberhaupt, Nate. Und sie gibt dir auch nicht das Recht, dich hier ewig einzunisten und als Potentat aufzuspie­len.«         ‚
    Nathaniel fuhr auf. »Vater hat mir die Verantwortung übertragen, als du einfach in London geblieben bist, während auf Fairbourne Hall alles den Bach runtergegangen ist. Wärst du auf Barbados geblieben, wie er gewünscht hat …«
    Lewis lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Verdammt heiß dort. Und viel zu viel Arbeit.« Er hob eine Braue. »Und nicht genügend schöne Frauen.«
    »Lewie …«, schalt Helen, doch ihre Stimme klang liebevoll.
    Nathaniel holte tief Luft und mäßigte seinen Ton. »So, und wem verdanken wir jetzt das Vergnügen?«
    Lewis zuckte die Achseln. »Kein Grund. Braucht ein Mann einen Grund, um nach Hause zu kommen?«
    »In der Regel ja. Du willst also bleiben?«
    »Nein, noch nicht. Ich bin nur für einen oder zwei Tage gekommen.«
    »Und wie sehen deine Pläne aus?«
    »Keine Pläne.« Er grinste Helen an. »Ich wollte nur mein Lieblingsmädchen sehen.«
    Obwohl Lewis die Worte an Helen gerichtet hatte, hatte Nathaniel den Eindruck, dass sie nicht das »Mädchen« war, das er meinte.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
20

    Das Dienstbotendasein konnte sehr reglementiert sein, ja fast an
das Leben in einer Diktatur erinnern. Dienstboten hatten kaum
Freizeit und mussten damit leben, dass Liebesbeziehungen zwischen
den Bediensteten in vielen Häusern untersagt waren.
    Luxury and Style: »The History of Country House

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