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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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mit ihr zu reden, auch wenn sie gleichzeitig Angst davor hatte.
    Sie wartete, während Joan Mr Hudson und Mrs Budgeon begrüßte, die heute Abend die Rolle von Gastgeber und Gastgeberin übernommen hatten. Dann schenkte sie spontan zwei Gläser Punsch ein und ging damit zu Joan in der Hoffnung, dass diese ihr Friedensangebot nicht ablehnen würde.
    »Hallo Joan«, sagte sie zögernd und wagte ein Lächeln.
    Joans Augen weiteten sich. »Miss …!«
    »Nora. Einfach nur Nora.« Sie versuchte nicht, ihre Stimme vor ihrem ehemaligen Mädchen zu verstellen. »Ich habe dir ein bisschen Punsch mitgebracht.«
    Joan beobachtete sie fast argwöhnisch, wie Margaret mit leichtem Ärger bemerkte. Hatte sie ihr wirklich Grund gegeben, ihr derart zu misstrauen?
    »Man stelle sich vor – Sie bedienen mich«, witzelte Joan, machte jedoch keine Anstalten, das Glas entgegenzunehmen.
    »Ich habe inzwischen einige Erfahrung darin. Natürlich nichts im Vergleich zu dir. Bevor ich hierherkam, habe ich nicht gewusst, wie schwer du arbeitest.«
    Joan legte ihren Kopf schief, als zweifelte sie an ihrer Aufrichtigkeit. »Ach wirklich?«
    »Ja.«
    »Dann nehme ich den Punsch und bedanke mich.« Sie akzeptierte das Glas und hob es leicht.
    Margaret erwiderte die Geste; beide tranken einen Schluck.
    Margaret sagte: »Ich habe gehofft, dass du kommst.«
    »Wirklich? Ich war sicher, Sie hätten inzwischen aufgegeben und wären nach Hause zurückgekehrt.«
    »Ich war mehr als einmal versucht, kann ich dir sagen. Ich hatte ja keine Ahnung, worauf ich mich da eingelassen habe.«
    Joan schüttelte verwundert den Kopf. »Ich kann es noch immer nicht glauben. Sie … ein Hausmädchen.«
    Margaret nickte. »Wenn auch kein gutes.«
    Joans Augen tanzten. »Was hätte ich darum gegeben, das erste Mal, als Sie die Nachttöpfe leeren mussten, Mäuschen spielen zu dürfen.«
    Margaret lachte. »Erinnere mich nicht daran.« Sie biss sich auf die Lippen, das Lächeln war plötzlich verschwunden. »Ich wollte dir noch sagen, wie leid es mir tut … wie leid mir alles tut. Und ich möchte dir danken, dass du mir geholfen hast.«
    Wieder schüttelte Joan den Kopf. »Entschuldigung und danke … ich hätte nie gedacht, dass ich diese Worte einmal von Ihnen höre.«
    Margaret verzog das Gesicht. »Auch das tut mir leid.«
    Tränen trübten ihren Blick. Überrascht sah sie, dass auch in Joans Augen Tränen schimmerten.
    Ihr ehemaliges Dienstmädchen ergriff ihre Hand. »So, genug davon. Schließlich sind wir aus einem freudigen Anlass zusammengekommen.«
    Margaret erwiderte ihr zitterndes Lächeln.
    Da erklang eine Stimme an ihrer Seite.
    »Und wer ist die hübsche Dame, mit der du da sprichst, Nora?«, fragte Craig, der Zweite Lakai lebhaft. »Stell mich doch bitte vor.«
    Margaret lächelte erst Joan an, dann Craig. »Miss Joan Hurdle, darf ich Ihnen Craig … ich fürchte, ich weiß deinen Nachnamen nicht!«
    »Craig ist mein Nachname! Aber wir hatten schon einen Thomas.«
    »Oh! Gut denn: Darf ich Ihnen Mr Thomas Craig vorstellen?«
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen.« Joan neigte den Kopf.
    »Jetzt, wo Sie hier sind, ist es gleich viel schöner! Nun versprechen Sie mir noch, dass Sie mir einen Tanz reservieren, dann geht es mir sofort noch besser!«
    Joan lächelte. »Sehr gern.«
    Wie hübsch Joan aussah, wenn sie lächelte! Warum war Margaret das noch nie aufgefallen?
    Der Fiedler kam spät – und war schon leicht beschwipst, wie Margaret merkte, als er anfing, sein Instrument zu stimmen. Wie auf ein Stichwort betrat in diesem Moment Nathaniel Upchurch den Saal, Helen am Arm. Die Anwesenden verstummten in verlegenem Ernst. Margaret hatte so viel damit zu tun gehabt, den anderen Hausmädchen bei der Vorbereitung auf den Ball zu helfen, dass sie Miss Upchurch vernachlässigt hatte – was ein Jammer war, denn ihr Haar lag platt am Kopf an und war streng zurückgenommen. Ihr Gesicht war ungeschminkt. Ihr Kleid … ein Gewand für eine Vogelscheuche! Irgendjemand hatte sich ein Ballkleid vorgenommen, das mindestens zehn Jahre alt war, und den Ausschnitt mit einer Rüsche und Volants in Kontrastfarben und aus völlig ungeeignetem Material versehen. Doch als Helen sich nun in dem von Kerzen erhellten Raum voller hübsch gekleideter Menschen umsah, lächelte sie strahlend und dieses Lächeln machte sie mit einem Schlag zu einer wirklichen Schönheit.
    »Wie schön Sie alle aussehen!« Sie strahlte.
    »In der Tat«, stimmte Mr Upchurch zu. »Aber jetzt hören Sie

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