Die Magd von Fairbourne Hall
strahlte. »Das ist aber sehr anständig von Ihnen, Sir!«
Doch in Margarets Kopf klangen immer noch Freddys Worte nach. Lewis Upchurch war zurückgekehrt.
Und da war er auch schon, noch bevor Hudson sich von der Stelle gerührt hatte. Er stand in der Tür, prächtig aussehend in Abendkleidung, Gehrock und Krawatte, als hätte er nur auswärts gespeist und nicht die letzten Stunden auf der Straße verbracht. Sein Kammerdiener Connor, ebenfalls höchst vornehm gekleidet, schlüpfte hinter ihm herein.
Lewis sah sich im Raum um. »Was ist denn hier los? Ein Ball ohne mich? Ich bin am Boden zerstört.« Er klang teils verletzt, teils amüsiert. War er wirklich gekränkt oder machte er nur Spaß?
»Ihr Bruder wusste, dass Sie es gutheißen würden«, überspielte Hudson gewandt die Situation und reichte ihm ein Glas Punsch. »Ich glaube, er hat Sie benachrichtigt.«
Lewis zögerte, dann hob er das Kinn. »Gut gekontert!« Er nahm einen langen Schluck. »Ich hätte allerdings für anständige Getränke gesorgt statt dieses süßlichen Weibergesöffs!«
»Mit Sicherheit«, stimmte Hudson ihm zu, ein seltsames Funkeln in den Augen.
Connor, fiel Margaret auf, ging um die Menge herum auf eine strahlende Hester zu. Er nahm ihre Hände, breitete sie weit aus und betrachtete bewundernd ihr Kleid.
Lewis schüttete den Rest seines Glases hinunter und schlenderte dann durch den Raum. »Mrs Budgeon, ich möchte den Tanz beanspruchen, der mir als ältestem Sohn und Herrn in Abwesenheit meines Vaters zusteht.«
»Es tut mir leid, Sir, aber ich muss spielen. Wir haben einen Fiedler engagiert, doch ich fürchte, er ist – indisponiert.«
Jenny protestierte laut. »Eher sturzbetrunken!«
Mrs Budgeon meinte entschuldigend: »Vielleicht könnten Sie eine andere Partnerin wählen?«
Betty duckte sich wieder hinter Mr Arnold. Lewis sah sich um, runzelte die Stirn angesichts von Jennys keckem Lächeln, zögerte, als er Joan erblickte, und sah schließlich Nora an.
Seine Augen verengten sich, als er auf sie zukam. »Du kommst mir irgendwie bekannt vor. Wie heißt du?«
Hoffentlich rettete sie der Akzent! »Nora, Sir. Nora Garret.«
»Sind wir uns schon begegnet?«
Sie hätte beinahe gesagt, das sie jeden Morgen sein Bett machte, fürchtete jedoch, dass er das als Anspielung verstehen könnte. Stattdessen lachte sie nervös und schaute auf ihre ineinander verschränkten Hände herunter. »Glaubʼ ich kaum.«
Sie merkte, dass Joan mit großen Augen zwischen diesem Gentleman und ihrer ehemaligen Herrin hin- und herblickte. Hatte Joan Lewis Upchurch je gesehen? Möglich, da er zu Beginn der Saison ein- oder zweimal in Berkely Square vorgesprochen hatte. Sie hoffte inständig, dass Joan jetzt nichts sagte, das sie verriet. Sie schwebte auch so schon in tausend Ängsten, dass sie sich selbst verraten könnte.
Irgendetwas an dem Glimmen in Lewisʼ Augen machte Margaret misstrauisch, doch als er ihr nun seinen Arm bot, nahm sie ihn widerspruchslos.
Nathaniel saß in dem gemütlichen Wohnzimmer im oberen Stockwerk. Er fühlte sich erschöpft. Helen saß in einem Armsessel neben dem Kamin, ein Buch in der Hand. Er war froh, dass sie den Dienstbotenball ausgerichtet hatten, doch er hatte nicht bedacht, dass er je wieder gezwungen sein könnte, mit Margaret Macy zu tanzen, und das in seinem eigenen Haus. Wenn er das gewusst hätte, hätte er sich die Sache mit dem Ball bestimmt noch einmal überlegt. Sein verräterischer Körper hatte auf höchst ärgerliche Weise auf ihre Nähe, das Gefühl ihrer Hand in der seinen, reagiert.
Hudson klopfte seine üblichen zwei Male und trat auf seinen Ruf hin ein. Nathaniel war noch immer nicht daran gewöhnt, seinen Freund in einer solchen Rolle zu sehen. Auf Barbados war es sehr viel ungezwungener zwischen ihnen zugegangen.
»Guten Abend, Hudson. Alles in Ordnung unten?«
»Ich … ich glaube, Sir. Soll ich Ihnen Tee und Sandwiches hochschicken lassen?«
»Danke, Hudson, gern«, antwortete Helen für sie beide.
Hudson zögerte. »Vielleicht interessiert es Sie, dass Mr Lewis soeben eingetroffen ist.«
»Lewis?« Helens Gesicht leuchtete auf. »Wir haben ihn gar nicht erwartet.«
Nathaniel runzelte die Stirn und setzte sich auf. »Wo ist er?«
»Zuletzt habe ich ihn mit dem neuen Hausmädchen tanzen sehen.«
Nathaniel stand hastig auf. Helen erhob sich ebenfalls und trat zu ihm; sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Nathaniel … sei vorsichtig. Bitte, fang nicht wieder Streit an. Lewis
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