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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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müssen.«
    Hudson grinste. »Das werde ich, Nate. Das werde ich.«

    Ein paar Tage später, Margaret legte gerade die Haarbürste und die übrig gebliebenen Haarnadeln fort und räumte den Frisiertisch auf, setzte Helen sich an ihren Schreibtisch. Sie nahm den ersten Brief vom Stapel der Morgenpost, öffnete das Schreiben und las es. »Nun, das ist mal eine Überraschung!«
    »Was denn?«
    »Wir haben die erste Antwort auf unsere Einladungen. Die Bentons haben zugesagt.«
    Margarets Herzschlag beschleunigte sich. »Wirklich? Alle?«
    Helen überflog den Text. »Mr und Mrs Sterling Benton, Mr Mar cus Benton und Miss Caroline Macy.«
    Gilbert war noch zu jung und hatte – so hoffte Margaret jedenfalls – in Eton zu viel zu tun, um zu dem Ball kommen zu können. Sie betete inständig, dass Sterling seine Drohung, ihn von der Schule zu nehmen, noch nicht wahr gemacht hatte.
    Das Mädchenpensionat, das Caroline besuchte, lag zwischen Maid stone und London; so gesehen war es wohl keine Überraschung, dass Caroline mitkam. Vielleicht hatte ihre Mutter es so eingerichtet, dass sie ihre Tochter besuchten und im Anschluss daran auf den Ball kamen, um die weite Fahrt zu rechtfertigen. Oder vielleicht hatte Sterling auch seine eigenen Gründe, Fairbourne Hall noch einmal aufsuchen zu wollen.
    Helen sagte: »Daraus können wir wohl schließen, dass die Familie Benton die Spekulationen über Miss Macys Tod nicht ernst nimmt. Wenn sie in Trauer wären, würden sie wohl kaum eine solche Einladung annehmen.«
    Wenn die Benton-Männer ihretwegen Trauer trugen, dachte Mar garet, dann ohnehin nur, um den Schein zu wahren. Aber ihre Mutter und ihre Geschwister wären natürlich tief betrübt.
    Helen griff nach der nächsten Antwort auf dem Stapel. »Schauen wir nach, wer noch zu unserer kleinen Veranstaltung kommt. Es wird ein interessanter Abend werden, glaube ich. Sehr aufschlussreich.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
24

    Maskenbälle wurden manchmal als Spiel zwischen den Gästen inszeniert. Die maskierten Gäste sollten sich so kleiden, dass niemand sie erkennen konnte. So kam es dann zu einer Art Spiel, in dem man versuchen musste, die Identität der anderen Gäste zu erraten.
    The Jane Austen Centre, Bath
    Während der Tag des Maskenballs näher rückte, steigerten sich Margarets Ängste immer mehr. Nicht nur Sterling Benton würde unter einem Dach mit ihr übernachten, sondern auch Marcus, ihre Mutter und ihre Schwester. Sie betete, dass alles nach ihrem Plan lief.
    Helen hatte sich tatsächlich ein neues Abendkleid angeschafft. Es war zartblau und hatte einen tiefen runden Ausschnitt, der mit weißer Spitze eingefasst war. Der Ausschnitt und ein hoch angesetzter Gürtel, ebenfalls aus weißer Spitze, brachten Helens Figur hervorragend zur Geltung. Unter geschlitzten Überärmeln aus blauem Stoff blitzten weiße Puffärmel hervor. Das Kleid war schlicht und doch elegant und gefiel sowohl Helen als auch Margaret ausnehmend gut.
    Am Abend des Maskenballs half Margaret Helen, sich anzukleiden, und frisierte sie. Sie hatte Helens Haar am Abend zuvor mit Pomade und Papierlockenwicklern aufgerollt und steckte die Locken jetzt auf. Ein paar einzelne, offene Strähnen an den Schläfen verbargen die Ohren und milderten den strengen Eindruck. Oben auf den Aufbau steckte sie eine weiße Straußenfeder. Zum Schluss stäubte sie eine zarte Schicht Puder über Helens Gesichtshaut, tupfte einen Hauch Rouge auf ihre Wangen und Lippen und umrandete ihre Augen ganz leicht, kaum wahrnehmbar, mit Kajalstift – schließlich war es ein Maskenball. Dann half sie ihr, eine Perlenkette und Ohrringe anzulegen.
    »Sie sehen wunderschön aus, Miss Helen«, sagte sie völlig aufrichtig, als sie ihr Werk schließlich betrachtete. »Es ist eine Schande, dass Sie eine Maske aufsetzen wollen.«
    »Nur während der ersten Hälfte des Balls. Aber trotzdem vielen Dank.« Sie drehte den Kopf hin und her und betrachtete sich im Spiegel. »Ich muss sagen – ich erkenne mich selbst kaum wieder.«
    Es klopfte an der Tür und Helen rief: »Herein!«
    Nathaniel trat ein. Margaret blieb die Luft weg. Er sah einfach umwerfend aus in seiner Abendkleidung – dem schwarzen Gehrock, der in sich gemusterten elfenbeinfarbenen Weste und der Krawatte. Sein dunkles Haar war an den Seiten zurückgestrichen und über der Stirn zu einer Tolle geformt.
    Nathaniel hingegen starrte seine Schwester an. »Helen …« Es klang beinahe, als stöhne er auf vor Erstaunen. »Ich weiß

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