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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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nicht, was ich sa gen soll! Du siehst so … wunderbar aus.«
    Helen grinste. »Danke. Tut mir leid, dass dich das so schockiert.«
    »Das habe ich nicht …«
    »Aber Nate! Ich hab doch nur Spaß gemacht!«
    »Ach so. Ich bin nur gekommen, weil ich dir sagen wollte, dass schon ein paar frühe Gäste da sind. Ich fürchte, ich muss dich schon jetzt holen, du musst deine Pflichten als Gastgeberin erfüllen. Lewis ist bereits im Salon.«
    »Macht nichts. Ich bin fertig.« Helen streifte lange Glacéhandschuhe über und griff nach einem Sandelholzfächer.
    »Ihre Maske, Miss«, erinnerte Margaret sie und trat vor, um die schmale Maske über Helens Augen zu befestigen.
    »Danke.«
    Nathaniel legte ebenfalls seine Maske an, dann bot er Helen den Arm. Sie waren schon an der Tür, da hob Helen plötzlich den Finger, bedeutete ihm, kurz zu warten, und lief zu Margaret zurück.
    Sie flüsterte ihr zu: »Ich habe Mrs Budgeon gebeten, dich heute Abend von allen anderen Pflichten zu befreien. Ich habe ihr gesagt, dass ich dich später brauche, damit du mir hilfst, mein Haar zu richten oder was auch immer.«
    »Oh. Ja, danke.«, sagte Margaret erleichtert. Das bedeutete, dass Nora heute nicht in Erscheinung treten, sondern den Abend in Helens Schlafzimmer verbringen würde.
    Doch nicht so Margaret Macy.
    Sobald Helen fort war, setzte Margaret ihren Plan in die Tat um, wenn auch mit schwitzenden Handflächen und klopfendem Herzen vor Angst, ertappt zu werden, bevor sie überhaupt angefangen hatte. Sie zog das hübsche, wenn auch etwas altmodische Gewand aus silberweißer Seide an – das einzige Kleid aus dem Koffer im Schulzimmer, das sie ohne Hilfe anziehen konnte. Dann legte sie ihre dunkle Perücke ab und stülpte sich – da sie keine Zeit hatte, sich noch zu frisieren – die Cadogan-Perücke über, die sie ebenfalls im Koffer gefunden hatte. Es war eine hoch aufgetürmte Kreation mit langen, flachsblonden Locken, die ihr bis auf die Schultern fielen und sehr an Marie Antoinette erinnerten – eine Frisur, die im vergangenen Jahrhundert sowohl Männer als auch Frauen getragen hatten. Die blonden Locken waren so hell, dass sie beinahe weiß schimmerten. Obwohl die Perücke etwas heller war als ihre Naturhaarfarbe, sah Margaret damit doch wieder mehr aus wie sie selbst – wie ihr altes Selbst.
    Sie schnürte ihre gewöhnliche Perücke, die Brille und ihr Alltagskleid zu einem Bündel zusammen und versteckte es ganz hinten in Helens Kleiderschrank. Sie konnte sich nicht in ihrer eigenen Kammer umkleiden und dann hinuntergehen, denn dabei konnte sie jederzeit jemand beobachten und eine Verbindung herstellen.
    Einen Augenblick setzte sie sich an Helens Frisiertisch und fühlte sich schuldig, weil sie es wagte, ihn zu benutzen. Aber die schreckliche Angst, die sie verspürte, war stärker als das Schuldgefühl. Sie befürchtete, dass die Gerüchte und Spekulationen über ihren Tod für bare Münze genommen wurden und ihr Erbe in gierige Hände fiel, denen nichts an Gilberts Ausbildung oder dem Glück ihrer Schwester lag, von ihrem eigenen ganz zu schweigen.
    Dies war ihre Chance. Sie durfte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Mit zitternden Händen puderte sie ihr Gesicht, tupfte Rouge auf ihre Wangen und Lippen und wischte sich den dunklen Kohlestift von den Brauen, sodass sie wieder ihren natürlichen Goldton zeigten. Dann legte sie die kleine Maske an, die sie sich genäht hatte – aus Stoffstreifen aus Miss Nashs Zimmer. Die Maske war nicht viel breiter als die von Helen und verbarg ihre Identität, wenn auch nicht ganz. Wenn sie doch nur auch ihre zitternden Hände verbergen könnte!
    Margaret betrachtete sich im Spiegel. Die Maske bedeckte ihr Gesicht von der unteren Linie der Augenbrauen bis zu ihren Wangenknochen. Sie sah nicht wie Nora aus, aber auch nicht genau wie Margaret. Vielleicht war es so am besten. Es gab nur ein paar bestimmte Personen, die sie erkennen sollten. Sie hoffte, dass keiner von den Bediensteten, die Lakaien oder Mr Arnold, sie als Nora erkannten, die sich herausgeputzt hatte. Das durfte nicht sein, weil sie später am Abend wieder in diese Rolle zurückschlüpfen musste.
    Sie tupfte sich mit dem Taschentuch die Schweißtropfen ab, die sich hinten in ihrem Nacken gesammelt hatten. Welchen Weg sollte sie nehmen hinunter in den langen Salon und das angrenzende Wohnzimmer, wo der Ball stattfand? Am liebsten wäre sie die Hintertreppe hinuntergehuscht. Aber wenn sie nun einem der Hausmädchen

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