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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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der Haushälterin; die beiden besprachen das Tagesmenü. Das schwarze Haar des Mannes war noch feucht – für ihn hatte der Tag gerade erst angefangen, vermutete Margaret. Das Destillierraum-Mädchen musste das Frühstück für die Dienstboten vorbereiten, die Talente des Kochs blieben der Herrschaft vorbehalten.
    Mrs Budgeon, die adrett und ausgeruht wirkte, setzte sich ans Ende des Tisches und blickte in die Runde. »Ich nehme an, Sie haben sich alle Nora vorgestellt?«
    Allgemeines Nicken und zustimmendes Gemurmel.
    Mr Hudson kam herein. Betty ergriff Margarets Ärmel und riss sie förmlich auf die Füße. Erst im Nachhinein wurde ihr bewusst, dass alle aufgestanden waren, als der Hausverwalter eintrat – ein Zeichen des Respekts vor dem höchstrangigen Angestellten. Mr Hudson nahm seinen Platz am Kopfende des Tisches ein und lächelte dem Butler etwas verlegen zu, doch dieser ignorierte ihn geflissentlich.
    Mr Hudson bedeutete ihnen, sich zu setzen. Dann faltete er die Hände und neigte den Kopf. Die anderen taten es ihm nach.
    Er sprach ein schlichtes Gebet. »Herr, mach uns dankbar für diese Speise und diesen Tag und deine vielen Gaben. Amen.«
    Der Koch, der neben dem Zweiten Butler saß, nahm sich ein Würst chen. Die Schüssel mit dem Porridge reichte er weiter, stattdessen säbelte er sich eine dicke Scheibe Brot ab und bestrich sie mit Butter. Dann belegte er das Brot mit Tomaten und streute großzügig Salz und Pfeffer darüber. Als Nächstes schnitt er das Würstchen längs auf und legte die Hälften auf die Tomaten. Dann machte er sich mit Messer und Gabel über seine Kreation her.
    Margaret aß ihren Porridge mit sahniger Milch, wenn auch ohne den Zucker, den sie zu Hause immer genommen hatte. Genießerisch nippte sie an ihrem Tee; sie vermisste zwar den gewohnten Zucker, sagte aber nichts. Der Geschmack des heißen Tees mit frischer Milch war auch so ein Genuss.
    Mr Hudson räusperte sich und sagte: »Mr Upchurch hat beschlossen, die Morgenandacht wieder einzuführen. Bitte kommen Sie um neun Uhr alle in die Haupthalle.«
    Margaret sah, dass Mr Arnold Mrs Budgeon einen überraschten Blick zuwarf, den diese jedoch ignorierte, obwohl auch sie sichtlich überrascht war. Fiona, die neben Margaret saß, und mehrere andere brummten etwas. Der ältere der beiden Lakaien verdrehte die Augen.
    »Nun, ich halte das für eine großartige Idee«, meinte Betty. »Das haben wir nicht mehr gemacht, seit Mr Upchurch senior nach Westindien gegangen ist.«
    Daraufhin schwiegen alle und widmeten sich wieder dem Frühstück. Der Koch war der Erste, der sich schließlich erhob; auf ihn wartete höchstwahrscheinlich viel Arbeit in der Küche. Wenige Minuten später standen die Lakaien und der Butler auf, um oben den Tisch für das Frühstück der Herrschaft zu decken. Mrs Budgeon blickte auf die Uhr über dem Kamin – das genügte, dass auch alle anderen sich erhoben und an ihre Aufgaben machten.
    Margaret folgte Betty in die Speisekammer, wo diese ein Tablett mit Teegeschirr und eine Zeitung holte, die sie Miss Upchurch bringen wollte, während Fiona ein Tablett für Mr Upchurch vorbereitete. Fiona hatte bereits mehrere Krüge mit heißem und kaltem Wasser nach oben gebracht und die Nachttöpfe geleert, während Betty und Margaret die Gesellschaftsräume gesäubert hatten.
    Oben bedeutete Betty Margaret zu warten und ging zu Miss Upchurch ins Zimmer, um ihr den Tee zu bringen und ihr beim Ankleiden zu helfen. Margaret, die Helen Upchurch schon mehrmals begegnet war, war nur zu froh, im Gang bleiben zu dürfen.
    Danach brachten Betty und Margaret das Tablett in die Speisekammer zurück. Die Küchenmädchen gingen vorbei; sie trugen saubere Schürzen und hatten das Haar glatt unter den Hauben zurückgestrichen. Auf Bettys Wink hin folgte Margaret ihnen nach oben ins Erdgeschoss.
    Betty flüsterte: »Das ist das erste Mal, dass die armen Dinger nach oben dürfen.«
    Um neun Uhr strömte die Dienerschaft aus allen Ecken und Enden des Hauses in die vordere Halle mit ihrer breiten Eingangstür, dem Marmorfußboden, der mit Schnitzereien verzierten Decke und der prächtigen Haupttreppe. Sie stellten sich in Reih und Glied neben der Treppe auf und warteten, während sie unruhig hin und her traten und miteinander flüsterten.
    Mr Arnold murmelte: »Ich wusste gar nicht, dass er während seiner Abwesenheit Pfarrer geworden ist.«
    Da ging die Tür der Bibliothek auf und Nathaniel Upchurch betrat an der Seite seiner Schwester

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