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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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entlassen, trat Lewis schnell vor.
    »Nur eine kurze Ankündigung …«, begann er.
    Fiona neben ihr wurde ganz starr und Thomas stöhnte leise.
    »Sie wissen es vielleicht nicht, aber heute ist Miss Upchurchs Geburtstag. Sie möchte kein Geschenk, sondern hat mir gegenüber geäußert, sie wünsche sich lediglich, dass alle ›glücklich sind und sich vertragen‹ – so waren ihre Worte.« Er warf Nathaniel einen vielsagenden Blick zu und grinste dann seine Schwester an. Helen erwiderte seinen Blick argwöhnisch; sie wusste ganz offensichtlich nicht, was er vorhatte.
    »In diesem Sinne und ihr zu Ehren habe ich Mr Hudson gebeten, Ihnen allen einen halben Tag freizugeben – den heutigen Nachmittag, damit Sie ihn ganz nach Lust und Laune verbringen können.«
    Man hörte allgemeine Ausrufe der Überraschung und Freude. Nathaniel und Helen Upchurch, fiel Margaret auf, wirkten genauso überrascht wie die Dienerschaft.
    Wusste Lewis denn nicht, was er da tat? Wie sollte seine Schwester ein angemessenes Geburtstagsmahl genießen, wenn alle Angestellten frei hatten?
    Doch Helen strahlte ihren Bruder an. »Das ist ein wunderbarer Einfall, Lewis. Ich hätte mir nichts Schöneres an meinem Geburtstag wünschen können.«
    Mrs Budgeon allerdings wirkte weit weniger glücklich. Zweifellos machte sie sich Sorgen über die vielen Arbeiten, die jetzt liegen blieben. Wer bereitete das Abendessen für die Dienstboten zu, ganz zu schweigen von der Familie? Und die vielen anderen Dinge. Sie sah Mr Hudson an, vielleicht in der Hoffnung auf ein mitfühlendes Lächeln, doch Mr Hudson rieb sich nur die Hände wie ein kleiner Junge, der sich auf ein großes Abenteuer freut. Die Haushälterin verdrehte die Augen.
    Die Bediensteten verließen unter fröhlichem Geschnatter in kleinen Gruppen zu zweit und zu dritt die Halle, wie muntere Drosseln im Frühling. Sie plauderten miteinander, lachten, scherzten und beeilten sich, ihre restlichen Pflichten in Rekordzeit zu erledigen. Nur Hester wirkte irgendwie ernüchtert. Margaret blickte zu Connor hinüber und sah überrascht, dass er seinen Herrn anstarrte. Doch dann begriff sie. Connor würde mit Lewis abreisen und konnte nicht an dem vergnügten Nachmittag teilhaben.
    Um ein Uhr eilten sämtliche Bediensteten auf ihre Zimmer in den verschiedenen Teilen des Hauses oder über dem Stall, um sich der Attribute ihres Dienstes zu entledigen – der Hauben, Schürzen und speziellen Gerätschaften, die zu ihren Aufgabenbereichen gehörten. Manche wollten ihre Familien im nahe gelegenen Dörfchen Weavering Street oder in Maidstone besuchen. Andere hatten zwar keine Angehörigen in der Gegend, würden aber stattdessen mit zwei oder drei Kollegen nach Maidstone gehen und dort feiern, einkaufen oder einfach nur genießen, dass sie nicht arbeiten mussten. Anscheinend hatte Miss Upchurch allen, die nach Maidstone wollten, die Benutzung von Pferd und Wagen gestattet. Der Pferdeknecht schärfte ihnen ein, dass die Kutsche das Queenʼs Arms um Punkt acht Uhr verlassen würde. Wer zu spät kam, würde den langen Rückweg zu Fuß machen müssen.
    Margaret stellte ihren Putzkasten zurück in den Schrank und ging hinauf auf ihr Zimmer. Auf der Treppe blieb sie kurz stehen, um ihre Halbstiefel neu zu binden. Unten hörte sie Fiona und Betty, die ebenfalls ihre Sachen wegstellten, plaudern. Anscheinend hatten sie vor, zusammen mit den beiden kleinen Küchenmädchen – Nichten von Betty – nach Weavering Street zu gehen und dort den unverhofften freien Nachmittag mit der Familie zu genießen.
    Margaret hörte, wie Betty sagte: »Ich finde, wir sollten sie fragen, ob sie mitkommen will.«
    Fiona zischte: »Warum? Nach allem, was sie dir angetan hat?«
    Betty seufzte. »Ich weiß. Und ich bin tagaus, tagein mit ihr zusammen.«
    »Genau. Wenn jemand ein bisschen Erholung braucht, dann du.«
    Die Schranktür wurde geschlossen. Betty sagte zögernd: »Aber sie ist neu hier und kennt niemand. Sie weiß bestimmt nicht, wo sie hingehen soll.«
    Fiona stöhnte. »Es ist zum Verrücktwerden mit dir und deiner Weichherzigkeit, Betty! Gut, dann frag sie halt. Aber mir wird der Tag dann nicht halb so viel Spaß machen!«
    Mit brennenden Ohren lief Margaret nach oben, schlüpfte in ihr Zimmer und legte sich schnell aufs Bett.
    Eine Minute später klopfte Betty, steckte den Kopf durch die Tür und fragte: »Nora, ein paar von uns gehen nach Weavering Street. Einer meiner Brüder hat dort ein kleines Gasthaus, es gibt also genug

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