Die Maggan-Kopie
lehnte hinter dem Fluggerät und rauchte. Der blaue Dunst zog langsam in kleinen Wölkchen in den Morgenhimmel. Sönke überlegte kurz und deutete Thule an, dass er von dieser Seite um den Hubschrauber gehen sollte. Sönke und die anderen schlichen sich von der anderen Seite an. Das war nicht ganz ungefährlich, denn Thule musste hinaus in die verräterische Helligkeit. Seine Finger tasteten ängstlich über die kalte, dunkelgrüne Außenhaut des Hel i kopters. Endlich erreichte er das Heck, das wie der Bug als hoher Turm vor ihm aufragte und an dessen Spitze sich drei R o torblätter ausbreiteten. Sie waren an den Enden leicht nach unten gebogen und warfen lange Schatten auf den fels i gen Grund. Thule lugte vorsichtig um die Ecke.
Ein Mann in einem orangefarbenen Overall stand am Bug und fummelte in einer kleinen Luke herum. In seinem Mundwinkel hing eine Zigarette. Plöt z lich sah Thule hinter ihm Sönke um die Ecke blicken. Thule schluckte seine Angst hinunter und trat hervor. Sofort drehte der Mann ihm sein bärtiges G e sicht zu. Er glotzte ihn an und schien nicht zu begreifen. In diesem Moment sah Thule Sönke hervorspringen und einen armdicken Ast über den Kopf schwenken. Er sauste auf den Schädel des Mannes nieder. Dieser brach lautlos zusammen. Schnell huschte Thule zu ihm hin. Sein Hinterkopf war blutve r schmiert, aber er atmete noch. Thule blickte sich um. Sönke riss ein paar K a bel aus der Luke des Hubschraubers, dann schleiften sie ihr Opfer in die Sträucher an der Felswand. Mit seinem Gürtel und den Kabeln fesselten sie ihm Hände und Füße und stec k ten ihm einen Knebel in den Mund. Beim Durchsuchen seiner Kleidung fand Sönke neben einem Taschenmesser auch eine Pistole. Er steckte be i des ein.
Maggan und Svenja erreichten unterdessen den Gipfel des Berges. Er war oben flach und mindestens fünf Betontürme traten aus ihm hervor. Maggan koppelte das Sicherungsseil ab und rannte zum nächstgelegenen Lüftung s turm. Sie kletterte an der rauen Betonwand empor und blickte hinein. Etwa fünf Meter unter ihr drehte sich ein Lüftungsrad. Oben war der Schacht durch ein Gitter abgeriegelt, damit keine Tiere hinein konnten. Sie untersuchte jeden Schacht. Beim vierten hatte sie Glück. Das Lüftungsrad, das einen Durchmesser von mi n destens zwei Metern hatte, drehte sich nicht.
„Schnell Svenja, hilf mir!“ Zu zweit stemmten sie das Abdeckgitter zur Seite.
In diesem Moment hörten sie Schreie und Schüsse vom Hubschrauberlandefeld. Svenjas erste Reaktion war, wieder zurück an die Bergkannte zu re n nen. Doch Maggan erwischte noch das Sicherungsseil und hielt sie z u rück.
„Nein, das ist unsere Chance.“
„Aber Thule und Sebastian und die anderen.“
„Das ist ihr Weg! Sie haben ihn selbst gewählt. Wir müssen jetzt unseren Weg gehen.“ Maggan nahm Sve n ja in den Arm.
„Du hast recht, Maggan. Wir müssen unseren Weg gehen.“ Die beiden Frauen waren jetzt wieder mit dem Sicherungsseil miteinander verbunden und sie begannen in den Lüftungsschacht zu klettern. Unterhalb des Ventilators begrüßte sie une r gründliche Schwärze.
Plötzlich wurde der Platz von unzähligen orangefarbenen Overalls überflutet, die aus dem Berg schwappten, wie eine Welle. Sönke und Thule schlugen sich mit ihren Freunden ins Gebüsch, dann nutze Sönke die Pistole und feue r te ein paar Schüsse ab. Sofort gingen die Overalls in Deckung.
Sebastian hatte inzwischen mit seiner Gruppe eine kleine Lagerhalle im Inneren des Berges erreicht. Sie konnten sich gerade noch hinter einem Stapel Kisten ducken, als ein Pulk Männer mit orangefarbenen Overalls zum Ausgang stürmte. Sie hatten Waffen in den Händen. Also funktionierte Sönkes Ablenkungsman ö ver. Als die Männer vorbei waren, packten sie so viele Lebensmittel, Waffen, Munition und Treibstoff in ihre Rucksäcke, wie sie tragen konnten und schlichen wieder Ric h tung Ausgang.
Der Abstieg in die bodenlose Tiefe gestaltete sich für Maggan und Svenja nicht so schwierig wie erwa r tet. Kurz unterhalb des Ventilationsrades führte eine Leiter an der Wand nach unten, wahrscheinlich, d a mit Wartungsarbeiten durchgeführt werden konnten. Die beiden Frauen waren also recht schnell u n ten. Vor ihnen breitete sich nun ein langer Gang nach zwei Seiten aus.
Maggan zögerte einen Moment, denn sie hatte plötzlich Angst um Svenja. Ihr würde wahrscheinlich nicht viel passieren, denn sie war die Tochter des Chefs. Doch nicht auszudenken, was sie
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