Die Maggan-Kopie
vermi s sen: saubere, helle Räume, Computer, ihre Arbeit, die Kollegen und Freunde. Das lenkte ihre Geda n ken zu Harry.
Er hatte sie in all das hereingezogen. Wenn er nicht diese Andeutungen gemacht hätte und ihr den Ausweis zugesteckt hätte, würde sie noch immer in ihrer behüteten Welt leben. Nein, das stimmte ja nicht! Es war zwar ein schönes G e fühl jemandem die Schuld zuzuweisen, doch letzten Endes hatte sie den Verlauf der letzten Wochen selbst gewählt. Schließlich war sie, Margareta Svenson, so neugierig g e wesen und wollte herausfinden, was eine K2-Patientin ist. Das alles hatte den Stein ins Rollen gebracht. Nun war er nicht mehr aufzuhalten. Also hatte sie selbst schuld an ihrer ausweglosen Situat i on. Hatte sie auch Schuld an Mercedes’ Tod? Maggan musste sich die Tränen ve r kneifen.
Sie war dankbar für die Ablenkung, als plötzlich ein leises Geräusch hinter ihr zu hören war. Sebastian kam über den Boden gerobbt und legte sich neben die zwei Frauen.
„Wir werden versuchen dort einzudringen. Wir brauchen Lebensmittel und Treibstoff für die Boote“, sagte er.
„Wir müssen rausfinden, was mit Kenny ist“, brach Svenja hervor, ohne genau darüber nachgedacht zu haben, welche Konsequenzen das hatte. Maggan nic k te zu ihrem Erstaunen.
„Okay, ich schätze, das heißt, dass sich unsere Wege hier trennen“, sagte S e bastian mit einem leichten Bedauern in der Stimme.
„Ja, das heißt es wohl.“ Maggan legte ihm die Hand auf die Schulter. „Da n ke!“, murmelte sie.
„Ich hab noch einen Tipp“, sagte Sebastian. „Oben im Berg gibt es Lüftung s schächte. Vielleicht ist es einfacher für euch dort einzudringen. Wir werden hier unten bestimmt gleich einen großen Tumult verursachen. Das könnte eure Cha n ce sein.“
„Gut, die werden wir nutzen.“
„Ach, und hier ...“, Sebastian drückte Maggan die Pistole in die Hand, die er ihr abgenommen hatte, „die könnt ihr vielleicht g e brauchen.“
Maggan lächelte dankbar und steckte die Waffe in ihren Hosenbund. Sebastian verschwand wieder rückwärts im Gestrüpp. Maggan atmete tief durch und ve r scheuchte somit das bittere Gefühl, das die letzten Gedanken hinterlassen hatte. Sie gab Svenja ein Zeichen, ihr zu fo l gen.
Im Berg
Der Tunnel
Svenja und Maggan schlichen in weitem Bogen im dichten Unterholz um den grell erleuchteten Platz. Schließlich hatten sie die nördliche Flanke des Berges erreicht. Grau und düster ragte er vor ihnen auf. Unten war er noch mit verschiedenen Pflanzen bewachsen. Blaue Glockenblumen wiegten sich im leic h ten Wind. Ihre Wurzeln steckten in den kleinsten Spalten. Einige bizarr geformte Nadelbäume klammerten sich mit ihren Wurzeln am Felsen fest. Sie sahen aus wie künstl e risch geformte Bonsais.
Dann war Maggan in ihrem Element. Mit einem Seil sicherte sie Svenja und begann langsam den Berg zu ersteigen. Svenja folgte ihr im Abstand der Sei l länge. Sie war sehr geschickt. Ihre Bewegungsabläufe waren, seit ihrer Befre i ung aus diesem unterirdischen Bunker, sehr geschmeidig geworden. Maggan sah sich erstaunt zu ihr um. Svenja war jedoch so konzentriert, dass sie Maggans bewu n dernden Blick nicht bemerkte. Konnte die Begabung zum Klettern in den G e nen liegen?
Je höher sie stiegen, desto steiler und felsiger wurde das Gelände. Maggan hielt einen Moment an, um sich zu orientieren. Noch konnte sie keine Anzeichen für die besagten Belüftungsschächte erkennen. D a für bot sich ihnen unten auf dem Hubschrauberlandeplatz ein Schauspiel, dem sie wie gebannt einen Moment zuschauten. Einige Menschen – klein wie Ameisen – konnte sie auf dem Landefeld herumschle i chen sehen. Das mussten die Outländer sein. Maggan konnte ihnen jedoch aus dieser Entfernung keine Namen zuordnen. Auch ein paar wenige orangefarbene Overalls erkannte sie, das waren sicher die Delta-Mitarbeiter.
Vorsichtig hatte sich Sebastian mit einer Gruppe im Schatten der Büsche an der Felswand entlang angeschlichen. Der Eingang zur Mine schien unendlich weit zu sein. Die grelle Beleuchtung erlaubte es i h nen nicht, einfach über den Platz zu rennen, jemand könnte sie sehen. Geschickt verschwanden sie im Inneren des Berges.
Kurze Zeit später lief Sönke mit einer anderen Gruppe quer über den Platz. Gerade, als sie den ersten der Transporthubschrauber erreicht hatten, bemer k te er eine Rauchwolke. Er zupfte an Thules Ärmel und zeigte ihm mit einem Kop f nicken die Richtung. Jemand
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