Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
Vom Netzwerk:
verwenden durfte, und hatte Mühe, mit seinen Leibwächtern und den anderen Schritt zu halten. Der daumendicke Eichenschild über seiner Schulter zerrte an ihm; mehrfach knickte er beinahe mit dem Knöchel um.
    Der Boden wurde fester. Eyvindr, der schräg vor Kyrrispörr lief, blickte mehrfach nach oben. Kyrrispörr erkannte, weshalb er das tat: Die Sicht wurde schnell besser – der Nebel begann sich zu lichten. Hügel schälten sich aus dem Grau, gewannen an Kontur und Schärfe, und einzelne Bäume wurden erkennbar.
    Sie beschleunigten ihre Schritte noch. Gerade erkannten sie die Umrisse von zwei Langhäusern, als Alarmrufe herüberschallten. Kyrrispörr fürchtete schon, dass sie entdeckt worden seien, aber Eyvindr gab nur das Zeichen, in die Hocke zu gehen und langsam voranzugehen. Tatsächlich hatte der Alarm nicht ihnen gegolten. Als er Beschwörungsgesang vernahm, wusste Kyrrispörr, dass es die finnischen Seimenn waren, die gerade auf der anderen Seite des Gehöfts auftraten.
    Sie krochen auf allen vieren eine leichte Anhöhe hinauf.
    »Der Nebel«, knurrte Eyvindr. Er hatte wohl gehofft, dass dieser sich noch ein wenig länger halten würde, aber im Nu spannte sich ein klarer Frühlingshimmel über sie. Eyvindr drängte zur Eile. So schnell sie es wagen konnten, ohne sich zu verraten, schlichen sie auf das erste der Langhäuser zu.
    Die Krieger Olaf Tryggvasons befanden sich tatsächlich alle auf der anderen Seite des Dorfes, wohl um die finnischen Seimenn zu bekämpfen.
    »Dort!«, zischte einer von ihnen und deutete auf das vordere Langhaus. »Olafr Tryggvason!«
    Tatsächlich stand da der König im Kreise einiger Männer, die Kyrrispörr als Krieger erkannte. Er schien in ein Gespräch vertieft, und dann wendeten die Männer sich um und eilten zum Kampfgeschehen. König Olafr aber blieb ganz allein zurück und trat ins Langhaus!
    »Er sitzt in der Falle!«, brummte Eyvindr. Sie sprangen auf und liefen geduckt zu dem Langhaus, wo sie sich auf die beiden Eingänge verteilten. Die Ablenkung durch die finnischen Seimenn funktionierte ganz hervorragend. Das Gehöft selbst war verlassen, nicht einmal eine Frau oder ein Kind waren zu sehen. Geübt in Tierverwandlung, wie die Finnen waren, bereiteten die Seimenn Olaf offenbar einiges Kopfzerbrechen. So viel, dass der König all seine Mannen gegen den Feind sandte und sich allein in das Haus zurückzog – er bereute es sicherlich schon, dass er Christ geworden war, dachte Kyrrispörr und wollte sein Schwert ziehen, aber Eyvindr legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Warte. Nimm dein Schwert erst, wenn wir Olaf sehen. Vergiss nicht, nur ein Mal vorher darfst du Blut vergießen.« Er drehte sich den restlichen Seimenn zu und gab das Zeichen zum Sturm. Gerade, als Kyrrispörr ins Haus mitgerissen wurde, glaubte er, ein bleiches Gesicht im Schatten des Langhauses wahrzunehmen: Feilan! Aber da umfing ihn schon die Dunkelheit des Raumes.
    Etwas stimmte hier nicht, begriff Kyrrispörr sofort. Gebrüll erscholl von überall her, sie waren blind, da sich ihre Augen nicht so schnell an das Dämmerlicht gewöhnen konnten.
    »Hinaus!«, schrie Eyvindr. Bei der Tür wurde schon gekämpft: Nicht alle Seimenn waren mit hineingekommen, und die sahen sich nun bedrängt von zahlreichen Kriegern, die im Verborgenen gelauert hatten.
    Sofort hatten Kyrrispörrs Leibwächter ihren Ring um ihn zusammengezogen und schoben ihn zur Tür. Neben seinen Wächtern kreischte ein Mann getroffen auf; die Schwerter und Kampfmesser der Zauberer hingegen fuhren ins Leere und gefährdeten nur sie selbst. Hinter den Stützpfosten hervor zuckten die Speere der Feinde. Etwas flog so dicht an Kyrrispörrs Kopf vorbei, dass er den scharfen Luftzug und ein Ratschen an seiner Wange spürt; zu seiner Rechten knurrte der Wächter, wirbelte herum und schleuderte aus der Bewegung seinen Speer hinauf ins Dachgebälk. Kyrrispörr wusste nicht, ob der Bogenschütze getroffen worden war. Wie ein Blatt im Sturm wurde er hin und her geworfen. Alles, was er tun konnte, war, mit der Linken seinen klobigen Rundschild und mit der Rechten überkreuzt seine Schwertscheide festzuklammern. Durchs Kettenhemd verspürte er die Stöße und Püffe seiner kämpfenden Begleiter, die ihn wie eine Mauer umgaben.
    Und dann waren sie im Freien. Es war, als wären sie aus dem Hals einer Tonflasche gedrückt worden. Es war wie ein Befreiungsschlag. Kyrrispörr stolperte gegen Orms Rücken. Eyvinds Männer hatten einen Halbkreis um

Weitere Kostenlose Bücher