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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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vielleicht, weil er unter den Breitschultrigen nur ein unauffällig schlanker Jüngling war, wurde er gar nicht beachtet. Das Kampfgeschehen verlagerte sich weg von ihm.
    »Kyrrispörr!«
    Er sah Feilan, ein Beil in der Hand, auf sich zukommen.
    »Was tust du hier?«, rief Kyrrispörr. »Ich habe dich vorhin gesehen! Du hast uns verraten. Wie sonst hätte Olafr wissen können, dass wir in zwei Gruppen angreifen!«
    »Und jetzt seid ihr tot!«, triumphierte Feilanr und war über ihm. Wiederum fing Kyrrispörr einen Hieb mit dem Schild ab, dessen Rand ihm unsanft ins Gesicht schlug, und musste sich beherrschen, nicht mit dem Schwert einen Gegenangriff zu starten. Tief in der Hocke wich er zurück und versteckte sich hinter dem Rundschild, auf den Feilanr einen Hagel aus Schlägen niedergehen ließ. Die Axt schlug Splitter aus dem Eichenholz. Der Schild war vor allem zur Abwehr von Pfeilen gemacht und sein Griff entsprechend unangenehm. Es war Kyrrispörr, als bräche Feilanr ihm mit jedem Schlag erneut die Schildhand.
    »Wehrst du dich nicht?«, schrie Feilanr und lief rot an. »Du warst schon bei Orm eine Memme, und jetzt wehrst du dich nicht einmal! Trau dich, elender Feigling!« Er ließ das Beil erneut auf den Rundschild krachen. »Greif an!«
    Kyrrispörr erbebte bei jedem Treffer am ganzen Körper. Sein linker Arm schmerzte furchtbar, und das Schwert brauchte er inzwischen, um sich abzustützen und im geduckten Zurückweichen nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Lass ihn! Der ist für mich!«, schrie Feilanr mit überschlagender Stimme einem Mann zu, der sich offenbar hinterrücks über Kyrrispörr hermachen wollte. Und dann sah Kyrrispörr das Beil auf sein Gesicht zusausen, er zerrte vergeblich am Schild, als ihm der Arm den Dienst versagte, es gab einen glockenhellen Ton und ihm wurde der Helm vom Kopf geschlagen. Zwar fing der filzene Innenhelm einen Großteil der Wucht ab, aber sie genügte, um Kyrrispörrs Kopf in den Nacken zu werfen. In der Bewegung streckte er die Beine durch, konnte das Gleichgewicht nicht halten und verlor seinen Schild. Schon war Feilanr bei ihm, rammte ihm das Knie in den Unterleib, dass Kyrrispörr sich krümmte, und hieb ihm das Beil in die Seite. Ohne den Kettenpanzer unter dem Wams hätte der Schlag ihn umgebracht. So aber wand Kyrrispörr sich nur unter seiner Wucht und war hilflos vor Schmerz.
    »Lass ihn leben!«, hörte er eine Stimme, bevor er einen Hieb auf den Kopf bekam und das Bewusstsein verlor.
    Kyrrispörr spürte, wie er an den Armen gegriffen wurde und jemand ihm Wams und Kettenhemd über den Kopf zog, sein Leinenhemd abstreifte und sodann grob an seinem Gürtel nestelte, bis er ihm mit einem Ruck die Hosen und das Unterzeug auszog. Für einen Augenblick überfiel ihn die schreckliche Angst, seine Feinde könnten ihm das Gemächt abschneiden, so wie es durchaus üblich war. Doch er war hilflos wie eine Puppe und vermochte nicht einmal die Augen zu öffnen. Als ihm die Arme auf den Rücken verdreht und mit einem Lederband zusammengebunden wurden, ächzte er auf und verlor abermals das Bewusstsein.

Die Flut bringt den Tod
    F ernab schrie sein Falke. Es war ihm, als schwebe er im Nichts. Von weit her war der Ruf erklungen, kaum hörbar. Er versuchte, in die Richtung zu schweben, ja, er ging nicht, sondern schwebte, seinen Körper spürte er nicht mehr, es war, als wäre er nur mehr ein Geist in der Finsternis. Er sah Schnee, wie dort, wo Laggar diesen Winter Wild geschlagen hatte. Der Schnee umgab ihn und machte ihn frieren, und da war eine Schlange aus Eis, die sich unter seinen angezogenen Beinen hindurchschlängelte, und …
    Kyrrispörr schlug die Augen auf. Es war Abend. Er lag auf kaltem Stein. Die Eisschlange war ein Rinnsal aus Wasser, das sich an seiner Hüfte sammelte. Es war kalt.
    Kyrrispörr wollte aufspringen, aber er konnte sich nicht rühren. Schmerzhaft eng waren die Fußknöchel und Arme gefesselt worden. Hastig kämpfte er die aufwallende Panik nieder. Wo war er? Wo waren die anderen? Nach einigen Zappelversuchen rief er sich zur Ordnung und begann, sich langsam auf die Knie aufzurichten. Jede Bewegung tat weh, aber er schaffte es. Mühsam sah er sich um. Er befand sich in einer Steinwüste, und in einiger Entfernung entdeckte er die anderen Magier, einige bewusstlos, alle gefesselt. Kyrrispörr beobachtete die bizarre Szene und verstand nicht. Für einen Moment sank er wieder in sich zusammen und ihm drohte, das Bewusstsein zu verlieren. Nur

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