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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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Ufer bringen. Dort hinten lag eine ganze Flotte. Ob es Raus Boote waren, war noch nicht zu erkennen. Seine Flotte war aber geschlagen, hatte der Älteste erzählt. Es mochten also neue Verbündete sein, was das Ende des Unwetters erklärte. Oder es war tatsächlich die Kriegsflotte des Königs! Kyrrispörr kannte dessen Boote nur zu gut, aber noch war nicht genug zu erkennen. Die schlechte Sicht war ein Segen: Wenn es wirklich Olafs Flotte war, kamen sie unentdeckt heran.
    Es war Olafs Flotte. Kyrrispörr erkannte Schiffe und Wimpel. Nun vernahm er auch Kampflärm.
    »Ganz an die Seite!«, befahl er dem Knecht.
    »Was, wir fahren zu den Schiffen?« Æthelstan sah ihn entgeistert an. Kyrrispörr nickte unwillig und spannte den Bogen. Er lockerte einen Pfeil mit Eulenfedern – ein Seitenschneider, dem keine Brünne standhielt, einer der beiden einzig nennenswerten Geschosse im Köcher – und hängte ihn sich so um, dass er ihn mühelos erreichen konnte und er nicht behindert wurde.
    Æthelstan machte ein Gesicht, als habe Kyrrispörr soeben das Todesurteil über ihn gefällt.
    In fiebriger Erwartung starrte Kyrrispörr auf die Schiffe, die sich aus dem Dunst herausschälten. König Olafr hatte geklotzt, nicht gekleckert. Kyrrispörr zählte zehn Drachenboote und ebenso viele kleinere. In ihrer Mitte lag ein Schiff, das er noch nicht kannte, aber alle anderen an Länge übertraf: König Olafs Dreki. Zur Rechten lagen andere Boote fest vertäut und mit niedergelegtem Mast vor Anker, darunter ein Dreki, der noch größer als König Olafs Schiff war und über und über mit Schnitzereien und Goldeinlagen verziert war. Ein grimmiger Drachenkopf fletschte die Zähne gen Fjord.
    »Sollten wir nicht wenigstens dort anlanden?«, flüsterte Æthelstan. »Wir steuern mitten unter die Feinde!«
    »Rudere!«, zischte Kyrrispörr. Sie glitten an dem äußersten der Kampfschiffe vorbei auf das Ufer zu, wo nun die Batr sichtbar wurden. Keine Menschenseele war an Bord der Schiffe zurückgeblieben: Genau so, wie Kyrrispörr es erhofft hatte. Die Kampfgeräusche waren jetzt nah. Der Dunst lichtete sich an Land rasch.
    »Bleib hier, versteck dich im Boot!«, befahl Kyrrispörr. »Zwischen all den Booten fällt das nicht auf. Wenn du hörst, dass der König tot ist, kehre heim!«
    Damit schwang er sich von Bord. Gerade huschte er zu einer Gebüschzeile hinüber, als vier Bewaffnete auftauchten und zu den Schiffen eilten. Als sie Kyrrispörr sahen, dachte er schon, es wäre vorbei – aber anstatt ihn anzugreifen, setzten die Männer ihren Weg fort, ohne ihm weiter Beachtung zu schenken. Gut, dachte Kyrrispörr und verfluchte zugleich seine Unvorsichtigkeit. Sie halten mich für einen der Ihren. Zu viele Männer hatte Olafr im Gefolge, als dass sie alle sich kennen konnten. Vielleicht kam er ihnen ja sogar bekannt vor, ohne dass sie ihn einordnen konnten.
    Vorsichtiger arbeitete er sich näher an die Quelle des Kampflärms heran. Dann sah er sie und drückte sich rasch in den Schatten einer Hütte: Olafs Mannen hatten das Langhaus umzingelt, in das sich Raur wohl zurückgezogen hatte. Diesmal war es umgekehrt als damals, als Kyrrispörr gefangen genommen worden war. Raur versuchte nicht herauszukommen, sondern Olafr hinein. Kyrrispörr sah sich um, duckte sich hinter einen verkrauteten Zaun und fand hinter einem niedrigen Schuppen Deckung. Als er um die Ecke spähte, sah er gerade, wie Olafs Männern der Durchbruch gelang. Unter Gebrüll schlugen in Wolfsfelle gekleidete Berserker die Tür ein und verschwanden im Inneren des Hauses, dicht gefolgt von den anderen Kriegern. Von drinnen erschollen grauenhafte Schreie. Kyrrispörr gewahrte einen Sonnenglanz aus den Augenwinkeln. Es durchfuhr ihn wie Feuer. Um das Haus herum standen die Männer mit Äxten und Schwertern, und bildeten eine Gasse für einen Hünen von einem Mann: Korbjörn, den Leibwächter des Königs Olaf, dem er nicht von der Seite wich und von der Statur her zum Verwechseln ähnlich sah. Hinter ihm ging ein Mann mit goldverziertem Helm und einer von rotgoldenem Feuer erfüllten Axt. König Olafr selbst war gekommen.
    Kyrrispörr lehnte den Speer an die Hütte und zog einen eulenbefiederten Pfeil aus seinem Köcher. Niemand sah in seine Richtung, die gesamte Aufmerksamkeit war auf das Langhaus und den König gerichtet. Kyrrispörr ließ die Luft aus seinen Lungen weichen, als er sich sammelte und den Pfeil anlegte. Die Schneide der gewundenen Spitze glänzte niederträchtig

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