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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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Olafs Kriegspläne zu informieren, und Kinnrifa kam zu Harek gefahren. Aber dort lauerten ihm Olafs Schergen auf: Nur deswegen hatte Olafr Harek verschont, er war sein unwissentlicher Köder gewesen. Kyrrispörr musste zugeben, dass er in Olaf einen Gegner hatte, der listig war wie ein Fuchs. Er sah von der Brühe auf zu dem Speer, dessen schlanke Spitze im Flackerlicht der Feuerschalen glänzte, als er eine Berührung verspürte: Gurun, die neben ihm auf dem Ehrenplatz beim Kopfende saß, hatte ihre Hand auf die seine gelegt und sah ihn aus ihren grauen Augen an.
    »Sorge dich nicht«, flüsterte sie. »Olafr wird dein sein!«
    »Und wo ist Olafr jetzt?«, fragte Kyrrispörr an den Ältesten gewandt, ohne auf Guruns Bemerkung einzugehen.
    »Er sammelt ein Heer, hat mein Onkel berichtet. Er fährt mit einer großen Flotte durch Halogaland und missioniert dort. Vor ein paar Tagen erst hatte er ein Þing einberufen, gar nicht weit von hier. Wir können froh sein, so gut im Verborgenen zu sein. Raur hat eine Mauer aus Sturm und Wind über den Sandfjord gelegt, denn Olafs Flotte ist ihm auf den Fersen. Früher oder später wird er Olaf konfrontieren müssen.«
    Kyrrispörr wurde von fiebriger Erregung ergriffen.
    »Und der Fjord ist nicht weit von hier?«
    »Mit einem Ruderboot nicht«, nickte der Älteste. »Wollt Ihr etwa gut Freund mit ihm werden?«
    Gurun hob die Hand.
    »Nein, niemals würde Kyrrispörr Hæricson dergleichen tun, Ihr habt mein Wort – er ist in Blutrache gegen den König, ebenso wie ich.«
    »Ah, Ihr wollt Euer Wergeld einfordern. Nun, ich kann Euch einen wegeskundigen Knecht mitgeben. Jarnskegges Tochter zu Ehren leihe ich auch ein Batr.«
    »Gut. Ich fahre morgen!«, entschied Kyrrispörr.
    »Morgen?« Gurun sah ihn entsetzt an. »Du musst noch warten!«
    Kyrrispörr schüttelte unwillig den Kopf. »Dann schlüpft mir Tryggvason nur durch die Finger! Also morgen früh«, wandte er sich an den Ältesten.
     
    Im ersten Licht des neuen Tages, als noch weiße Nebelschleier über dem Spiegel des Fjords lagen, hatte er bereits den Fluss hinter sich gelassen und ruderte mit einem Knecht Namens Æthelstan seiner Bestimmung entgegen. Der Speer lag in Leder eingeschlagen längs; daneben ein Köcher mit Pfeilen, längst nicht von solcher Güte wie jene, die er bei Eyvind Kelda gehabt hatte, und das Messer stak in einer Scheide am Gürtel.
    Kyrrispörr hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie er jene Barriere überwinden wollte, mit der Raur Olafs ganze Flotte aufgehalten hatte.
    Am frühen Nachmittag hatten sie den Fjord verlassen und ruderten nordwärts. Bis auf einen feinen Nieselregen war das Wetter gut; nichts deutete auf einen Sturm hin. Auch die Einfahrt zum Sandfjord öffnete sich einladend ihrem Boot.
    »Das ist auch wirklich der Sandfjord?«, vergewisserte sich Kyrrispörr. Æthelstan nickte. Wie zum Spott brachen Sonnenstrahlen durch die Wolken und tauchten die südöstlichen Bergrücken in goldenes Licht.
    Kyrrispörr ließ sich von dem friedlichen Bild nicht täuschen. Er wickelte den Köcher aus der Schutzhülle, nahm seinen Speer als Stütze in die Rechte, befahl dem Knecht weiterzurudern, und stemmte sich mit den Knien vorn am Bug gegen die Reling. Er schnupperte die Luft – salzig roch sie und frisch wie nach einem Schauer, aber keineswegs nach Unwetter – und schloss die Augen. Im Geiste tastete er die Umgebung ab, horchte nach Ungewöhnlichem und nach Anzeichen böser Kräfte. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren; erst nach einer geraumen Weile gelang ihm die Versenkung.
    Er spürte nichts. Gelegentlich war ihm, als wäre da der Nachhall längst vergangener Urgewalten, aber es war mehr eine Ahnung, die er als Einbildung abtat. Schließlich blinzelte er und nickte Æthelstan über die Schulter hinweg zu.
    »Nur weiter!«
    Wenn Raur Unwetter über den Fjord gelegt hatte, hatte es sich längst wieder verzogen. Was bedeuten musste, dass König Olafr weitergefahren war – oder, schlimmer noch, von Rau besiegt worden war. Nein, dachte Kyrrispörr. Das hätte ich gespürt.
    Mit gemischten Gefühlen ließ er die Berge an sich vorbeiziehen. Immer wieder wiederholte er sein Horchen, immer wieder kam er zum gleichen Ergebnis.
    Und dann sah er sie. Im diesigen Licht, in dem die Wasserstraße verschwand, gewahrte er einen roten Klecks; und zwei, und drei, immer mehr. Gereffte Segel.
    Rasch bedeutete er Æthelstan, langsamer zu paddeln, und ließ das Boot aus der Mitte dicht ans

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