Die Magie Des Herrschers
Wendeltreppe in den Keller hinab und bemerkte einen recht unangenehmen, aufdringlichen Geruch, wie ihn tierische Fäkalien verursachten.
Nach der letzten Windung blickte er in Gewölbe, in dem sich die Käfige reihten. Hinter den Gittern saßen noch mehr Exemplare wie dieses, dem er nachgestellt hatte.
Der Dieb hopste eine kleine Rampe hinauf, ließ die Münze in eine Schale fallen, in der sich bereits weitere Geldstücke befanden, und zog daraufhin an einer Leine, die in der Nähe des Behältnisses von der Decke baumelte. Aus weiter Entfernung vernahm der Junge ein Glöckchen.
Jemand hat sich eine Truppe aus Dieben zusammengestellt! Schlagartig begriff Lorin, was er ausfindig gemacht hatte. Jemand schickt sie los, damit sie ihm alles beschaffen, was die Menschen in Bardhasdronda an Wertvollem verlieren.
Als er Schritte hörte, die die Wendeltreppe hinabkamen, suchte er sich ein Versteck hinter einer dicken Tonne, in der das Futter für die Tiere aufbewahrt wurde. Nicht lange darauf betrat ein Mann fröhlich summend das Gewölbe, ging zur Schale und begutachtete den Inhalt. Seine gute Laune verflog.
»Silber«, brummte er enttäuscht. »Na, es kann nicht jeden Tag Gold sein, was, ihr fleißigen Helfer?« Er streichelte und liebkoste den pelzigen Räuber, setzte ihn in den Käfig und warf etwas hinein, über das sich das Tier gierig hermachte. Nachdem er fünf neue der rattenähnlichen Wesen auf die Suche geschickt hatte, verließ er schlurfend den Raum. Lorin, der das Geschehen aufmerksam beobachtet hatte, pirschte leise hinterher.
Heimlich verfolgte er den Besitzer der Tiere bis ins obere Stockwerk, wo er in einem Zimmer verschwand. Lorin drückte sich in den Schatten am Ende des Ganges und wartete mit pochendem Herzen.
Nach einiger Zeit trat der Mann in den Flur hinaus, seine Hände waren leer. Ohne dass ihm der ungeladene Besucher auffiel, kehrte er in das Stockwerk darunter zurück.
Lorin hielt sich sicherheitshalber noch im Verborgenen und lauschte auf Schritte; erst als sich eine Tür mit deutlich hörbarem Geräusch geschlossen hatte, wagte er sich aus dem Dunkel, öffnete die Zimmertür und huschte hinein. In aller Eile durchsuchte er den Raum.
Hinter dem Bild eines grobschlächtigen Mannes, der wohl ein Ahne des Hausbesitzers sein musste, fand er ein verborgenes Fach in der Holztäfelung.
Darin lagerten kleine Säckchen, in denen unterschiedliche Wertobjekte verstaut lagen. Ihr Inhalt reichte von Münzen, streng geordnet nach ihrer Wertigkeit, bis hin zu Schmuckstücken. Ringe, Broschen, Anstecknadeln, kleine Kettchen, kostbare Haarnadeln … das Sammelsurium an Kleinodien überwältigte Lorin.
Wem dies wohl alles gehört?, fragte er sich. Nennt man das nun Diebstahl oder nicht, wenn ich etwas Gefundenes behalte?
In einem der letzten Säckchen entdeckte er das, wonach er so lange schon in der Gasse gesucht hatte. Wie die Träne der Bleichen Göttin, staunte er über das gleißende Funkeln des Diamanten. Da er keine weiteren Steine dieser Art entdeckte, vermutete er, den richtigen in Händen zu halten.
Damit er den wertvollen, winzigen Stein nicht verlor, kramte er eine Schnupftabaksdose aus einem anderen Beutel hervor und gab den Diamanten hinein.
Noch bevor er sich weiter umsehen konnte, hörte er das Klingeln des hellen Glöckchens, das die Ankunft eines weiteren Beutestücks verkündete. Das Tier musste schnell fündig geworden sein. Das bedeutete jedoch auch, dass der Mann nach oben kommen würde, um das nächste Kleinod in dem Versteck abzulegen.
Schnell verstaute Lorin die Schnupftabaksdose und lief leise aus dem Zimmer, um sich woanders verbergen zu können. Vermutlich wäre der Mann nicht sonderlich erfreut, ihn hier anzutreffen. Und da er kaum nach der Stadtwache rufen würde, malte sich der Knabe sein Schicksal angesichts einer möglichen Entdeckung in den schlimmsten Farben aus.
Er hörte die Schritte des Tierbesitzers im Flur unter sich, als jemand laut an die Eingangstür klopfte.
Brummelnd änderte der Mann seinen Weg und tappte zum Hauseingang, um nach den Bittstellern zu sehen. Lorin hörte, wie mehrere Riegel zurückgeschoben wurden.
»Was kann ich für Euch tun?«, fragte der Hauseigentümer unwirsch.
»Du kannst uns unseren Besitz zurückgeben«, erwiderte eine Frauenstimme freundlich. »Wir haben eine von diesen seltsamen Ratten bis hierher verfolgt und würden uns gern deinen Keller anschauen, ob das Biest, das uns eine wertvolle Münze gestohlen hat, dort sein Nest
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