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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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noch die Begebenheit in dem fremden Haus erzählen, die der Mönch lediglich mit einem Seufzen quittierte.
    Um sich im Gegenzug nicht eine Lobpreisung Ulldraels anhören zu müssen, täuschte Lorin Müdigkeit vor und zog sich in seine Schlafkammer zurück. Dort entzündete er eine Lampe und besah sich die Tabaksdose genauer. Welches Geheimnis verbirgst du, dass man Menschen dafür tötet?, fragte er den Gegenstand in Gedanken. Er kam zu der vagen Überzeugung, dass es sich bei den Mördern um Lijoki handelte, jedenfalls wenn er die Ausdrucksweise und den leichten Zungenschlag in Betracht zog. Außerdem kannten sie Soini, und das allein sprach Bände über die Herkunft der vier. Warum sie aber einen solchen Aufstand wegen einer Tabaksdose machten, darüber spekulierte der Junge noch.
    Nach einer oberflächlichen Inspizierung der Dose, bei der er nichts entdeckte, ging er sorgfältiger zu Werke und drückte und klopfte so lange daran herum, bis sich eine flache Metallscheibe aus dem Verschluss löste und ein kleines Versteck offen legte. Darin befand sich ein sorgsam gefalteter Zettel mit Notizen, die in krakeliger Schrift verfasst worden waren.
    Zum einen waren es Zahlenangaben, zum anderen erkannte Lorin eine Zeichnung, die er für einen Ausschnitt aus Bardhasdronda hielt. Wenn er alles richtig entschlüsselte, so stellten die hastig gemalten Striche den Markplatz und den Brunnen dar. Um die eingefasste Quelle hatte der Zeichner einen doppelten Kringel sowie die Zahl 15 und daneben die Zahl 34 geschrieben.
    Das ergab einfach keinen Sinn.
    Wenn ich erst einmal zu Miliz gehöre, gehe ich der Sache nach, dachte er, legte Dose und Zettel auf den Tisch neben sich und kroch unter die Decke. Nun musste er schlafen, um für den Zweikampf mit Rantsila ausgeruht zu sein.

    Lorin durchlebte eine furchtbare Nacht.
    Er träumte, dass sich ein Fremder auf dem Boot zu schaffen machte. Als er die Augen aufschlug, blickte er in das Gesicht des Handlangers, der ihm die Rückkehr angedroht hatte.
    Der Junge wollte etwas unternehmen, sammelte seine Magie, da durchschnitt der Dolch des Angreifers ihm die Kehle. Gnädigerweise wandelte sich der Traum wieder in einen unruhigen Schlummer.
    Geweckt wurde Lorin vom Schrei seines Ziehvaters. »Was, bei Ulldrael dem Gerechten, ist hier nur geschehen?«
    Schlaftrunken stemmte sich Lorin in seinem Bett in die Höhe und betrachtete das getrocknete Blut, das sich auf dem Laken um ihn herum verteilt hatte.
    Das Sprechen gelang ihm nicht, das Schlucken bereitete ihm unendliche Mühe und Schmerzen. In einem Reflex wanderte seine Hand zur Kehle, wo er verkrustetes Blut ertastete.
    »Nasenbluten«, krächzte er und wollte aufstehen, um sich zu waschen. Es war kein Traum, begriff er. Sie waren hier drinnen und haben … Nach ein paar Schritten befiel ihn ein starker Schwindel; die Kammer drehte sich um ihn, und er verlor das Bewusstsein.
    Als er wach wurde, schaute er in die besorgten Gesichter von Fatja, Matuc und Waljakov. Er lag in seinem Bett, das neu bezogen worden war.
    »Nasenbluten?«, schnaubte der Leibwächter. »Ziemlich viel Blut für die Nase eines Knirpses.«
    »Was ist geschehen, kleiner Bruder?«, erkundigte sich Fatja und legte ihm ein Kissen unter den Kopf, ehe sie ihm sanft über die schwarzen Haare strich.
    Sein Kopf schnellte herum, denn er wollte nach der Dose sehen. Doch sie war ebenso verschwunden wie der Zettel.
    Stockend berichtete er nun die Wahrheit über die Abenteuer, die er im Haus erlebt hatte. Dann zeichnete er die Angaben auf dem Zettel getreu auf ein Stück Papier, das ihm Matuc sofort aus der Hand schnappte und es an Fatja weiterreichte.
    »Bring das zu Rantsila, er soll sich den Kopf zerbrechen«, wies er sie an. »Und du, Lorin, wirst liegen bleiben, bis du dich erholt hast.«
    »Ohne die Magie wärst du jetzt tot«, brummte Waljakov. »Was die See, Nesrecas Helfer, die Wölfe und die Kälte nicht erreicht haben, hätten ein paar Halsabschneider um ein Haar geschafft.«
    »Nicht auszudenken, wenn du wirklich ums Leben gekommen wärst«, seufzte Fatja und drückte ihn an sich. Nicht nur, dass ich meinen Bruder verloren hätte, erschauderte sie, wenn sie an ihre Visionen zurückdachte.
    Aber das alles lag so lange zurück, dass sie nur noch entfernte Erinnerungen daran besaß, was sie in den Augen der Brojakin damals, in der Kneipe vor Tularky, für die Zukunft gesehen hatte. Auch Matucs Schicksal sprach davon, dass der Knabe Großes vollbringen sollte. Dunkel

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