Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Wir müssen mehr über sie herausfinden.«
Alle fragten sich, wie Corenn es anstellen wollte, etwas über das älteste Volk der bekannten Welt herauszufinden, das schon vor Äonen untergegangen war. Doch die Ratsfrau hatte eine Idee. Diese Idee würde sie auf eine lange Reise führen, die große Gefahren barg - wie alles, was ihnen helfen konnte.
Zwei Tage vergingen, ohne dass etwas passierte. Grigáns Arm schmerzte immer noch, und er dachte sich Trockenübungen aus, um Létis Lerneifer zu befriedigen. Die junge Frau, in ihrer neuen Lederkluft und bewaffnet mit dem Rapier, schlug sich tapfer und hatte eindeutig das Zeug zu einer gefürchteten Kämpferin.
Corenn und Yan zogen sich abermals in die Kabine zurück, um sich der Magie zu widmen. Corenn versprach, dass sie bald mit den praktischen Übungen beginnen würden, vielleicht nachdem sie Usul getroffen hatten. Yan hatte seine theoretische Ausbildung nun fast beendet, und er brannte darauf, sein Wissen anzuwenden.
Rey wiederum hatte seine Leidenschaft für die eurydische Religion entdeckt. Es war nur ein Vorwand, um Zeit mit Lana zu verbringen, doch die Priesterin tat so, als bemerke sie das nicht, und unterhielt sich dekantenlang mit ihm über das universelle Streben nach Moral. Keiner der anderen verriet, dass Rey in seiner Vergangenheit nicht gerade nach den eurydischen Tugenden gelebt hatte.
Bowbaq war noch schweigsamer als sonst. Der Kampf gegen den Mog’lur hatte ihn noch mehr erschüttert als die Ereignisse auf der Insel Ji. Dieses Mal schwebte seine Familie in Gefahr, und er wurde von Zweifeln geplagt.
Am dritten Tag der Überfahrt verließ die Othenor das Mittenmeer und gelangte ins romische Meer. Alle versammelten sich an Deck und hielten Rat. Corenn und Grigán kannten das Schöne Land gut genug, um die Neugier ihrer Gefährten zu stillen, und alle, auch Bowbaq, lauschten ihnen aufmerksam.
Das Schöne Land bestand aus über hundertdreißig unterschiedlich großen Inseln, die von den Guori besiedelt wurden, einem eher primitiven Volk, das über unermessliche Reichtümer verfügte.
Zu Zeiten der Zwei Reiche waren die Guori ständigen Angriffen der Rominer ausgesetzt, die von Norden her einfielen, doch das Schöne Land blieb trotzdem unabhängig. Da jede Insel einzeln erobert und verteidigt werden musste, erlitten die Rominer hohe Verluste und zogen schließlich wieder ab. Doch die Guori hatten ihre Lektion gelernt.
Ursprünglich waren sie kein besonders kriegerisches Volk, aber nun betrieben sie Handel mit den Fürstentümern und dem Sultanat von Jezeba und bauten mit den mageren Gewinnen eine Kriegsflotte auf, die ihren Feinden die Eroberungslust austrieb.
Bald reichte das Geld nicht mehr, um die Schiffe zu unterhalten und den Söldnern, die sie bemannten, Lohn zu zahlen. Daraufhin kamen die Guori auf die Idee, einige ihrer Inseln zu verpachten. Jeder Pächter war Herrscher über sein Stück Land und wurde von der Flotte beschützt, die nun wieder über genügend Geld verfügte.
Die Idee war unerwartet erfolgreich: Ein Drittel der Inseln des Schönen Landes wurde mittlerweile von Loreliern, Goronern, Rominern, Jez und Juneern bewohnt, reichen Leuten mit genügend Geld, um sich die Pacht leisten zu können. Für die Flotte rekrutierten die Guori nach wie vor Söldner. So konnten sie weiterhin ihr zurückgezogenes Leben führen und in Ruhe ein Vermögen anhäufen, von dem sie kaum etwas ausgaben.
»Mein Freund lebt seit über dreißig Jahren im Schönen Land«, sagte Grigán. »Vielleicht kann er uns sagen, wie wir auf die Heilige Insel gelangen.«
»Woher kennt Ihr jemanden mit so viel Geld?«, fragte Rey verblüfft.
»Vor über zehn Jahren fiel er in Manive Straßenräubern in die Hände, und ich half ihm aus der Klemme. Er war mir sehr dankbar. Sein Name ist Zarbone.«
»Zarbone?«, fragte Rey misstrauisch.
»Er ist kein Zü, sondern Goroner.«
»Woher stammt sein Vermögen?«
»Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich glaube, er besitzt Ländereien im Großen Kaiserreich. Außerdem handelt er mit Antiquitäten. Er ist ein leidenschaftlicher Sammler, weshalb er seine Insel in Sammlung umbenannt hat.«
»Ich hätte auch gern eine Insel«, sagte Léti verträumt.
»Die Nachbarn würden dir nicht gefallen«, entgegnete Grigán. »Die Züu haben ebenfalls eine Insel im Schönen Land gepachtet, und die Valiponden. Außerdem vermutet Zarbone, dass sich auf einer seiner Nachbarinseln ein geheimer Tempel zu Ehren von K’lur
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