Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
gemeinsam mit ihnen gegen dieses … dieses Ding gekämpft, doch sie waren allesamt verschwunden, vielleicht hatten sie sogar den Verstand verloren.
»Wir müssen hier weg«, sagte Grigán und hielt sich den verwundeten Arm. »Hier wird es zu heikel für uns. Reden können wir später, wenn mir selbst etwas klarer ist, was eigentlich geschehen ist.«
Die Erben liefen zu ihren Zimmern und packten ihre Sachen zusammen. Niemand stellte Grigáns Befehl infrage. Seine Worte bedeuteten: »Wir müssen aus Junin fort«.
Lana blieb allein vor dem Zimmer der Königin zurück. Keiner der anderen zweifelte daran, dass der Mord mit dem Geheimnis der Insel zusammenhing. Das ist also das Schicksal, dachte sie, das auch mich eines Tages erwartet. Man würde ihr im Schlaf das Genick brechen. Weise Eurydis, wozu all dies Leid? Warum kämpfen, wenn der Tod am Ende doch immer siegte?
»Beeilt Euch, Lana«, rief eine Stimme. »Wenn Ihr noch länger herumtrödelt, lässt Grigán Euch bis Großterra rudern.«
Die Maz drehte sich um und lächelte Rey zu, der selbst in einem solchen Moment die Kraft für einen Scherz fand. Vielleicht konnte er auch nicht anders.
Er war zurückgekehrt, um sie zu holen. Ihr Schicksal schien ihm am Herzen zu liegen. Vielleicht war das das Leben: die Zuneigung anderer.
»Ich komme«, sagte sie.
Einen Augenblick zuvor hatte ihre Entscheidung noch nicht festgestanden. Die Worte waren einfach so aus ihrem Mund geschlüpft. Nun war ihr Los endgültig mit dem der anderen Erben verbunden.
In der Verwirrung, die im Eroberten Schloss herrschte, konnten sich die Erben mühelos davonstehlen. Eigentlich hätten alle Ausgänge versperrt sein sollen, und Wachen hätten sämtliche Zimmer durchsuchen und jeden, der das Schloss betreten oder verlassen wollte, überprüfen müssen. Doch die Juneer waren vor Entsetzen wie gelähmt.
Auf den Gängen, in den Gemächern und auf den Festungsmauern scharten sich alle um die Wachen, die den Kampf erlebt und den Mörder gesehen hatten. Die wildesten Gerüchte machten die Runde. In jener Nacht brauchte Junin keine mit Hellebarden bewaffneten Soldaten, sondern Teufelsbeschwörer und Hexenaustreiber.
Auf dem Weg zum Hafen sprachen die Erben kaum. Vom Schloss ertönten Hornstöße, die den Tod der Königin verkündeten. Die Einwohner strömten aus ihren Häusern, um ihre Trauer zu bekunden und ihre Neugier zu befriedigen. Doch niemand wusste etwas Genaues. Man nahm an, Séhane sei an Altersschwäche gestorben. Und so würde man es sich auch bald in allen Fürstentümern, den Unteren Königreichen und der ganzen bekannten Welt erzählen. Nur zwei oder drei Wachen würden weiterhin eine sonderbare Geschichte verbreiten, die ihnen niemand abnahm. Erst ein Jahrhundert später, wenn die Ereignisse längst zur Legende geworden waren, würde man ihnen Glauben schenken.
Der Aufruhr deckte die Flucht der Erben, denen der Weg zum Hafen kurz vorkam. Manche Juneer warfen den Fremden, die mit Gepäck und Waffen vom Schloss forteilten, misstrauische Blicke zu. Aber alle nahmen an, dass die Wachen sie schon längst in den Kerker geworfen hätten, wenn sie sich eines Verbrechens schuldig gemacht hätten. Und so hielt sie niemand auf.
Mehrmals blieb Bowbaq wie angewurzelt stehen und starrte in eine finstere Seitenstraße. Er wandte sich Grigán zu, der jedes Mal sagte: »Da ist nichts. Es ist weg.« Erst dann setzte sich Bowbaq zaghaft wieder in Bewegung. Yan fiel auf, dass er seit dem Kampf vor Séhanes Gemach den Streitkolben nicht mehr aus der Hand gelegt hatte. Dass dieser sanfte, friedliebende Mann ein solches Bedürfnis nach Schutz verspürte, jagte dem jungen Kaulaner einen Schauer über den Rücken.
Die Othenor lag noch immer am Steg. Während ihrer Tage im Eroberten Schloss hatten sie regelmäßig nach dem Rechten gesehen und die Wasser- und Lebensmittelvorräte aufgefüllt. Das Segelschiff war zum Auslaufen bereit.
Der Meeresgeruch rief Léti die Hoffnung in Erinnerung, die die Gefährten bei ihrer Ankunft in Junin gehegt hatten. Wie arglos sie gewesen waren … Zwar hatten sie eine weitere Erbin gefunden, doch abermals hatte ihr Feind einen von ihnen getötet.
Dafür würde er bezahlen.
Léti schwor bei Eurydis und allen Göttern, die sie anhören wollten, dass sie alles tun würde, um den Mann, der ihnen die Züu auf den Hals hetzte, seiner gerechten Strafe zuzuführen. Den Mann, der Séhane auf dem Gewissen hatte.
Ihr fiel das Gemälde ein, das die Königin ihr
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