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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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geschenkt hatte. Es war noch im Schloss. Doch es war zu spät, um umzukehren. Sie würde es holen, wenn sie ihr Gelübde erfüllt und Séhane gerächt hätte.
    Rey machte die Leinen los und sprang als Letzter auf das Schiff, als es sich bereits vom Anleger entfernte. Yan hatte alle Segel gesetzt und das Steuer übernommen, um den Hafen so schnell wie möglich zu verlassen. Nun war es vorbei mit der Bequemlichkeit und dem Schutz des Eroberten Schlosses, dachte er. Sie waren wieder einmal auf der Flucht.
    Als sie auf den See von Junin hinausfuhren, verschluckte die Dunkelheit die Othenor mehr und mehr. Bowbaq wollte die Laternen anzünden, doch Grigán riet ihm davon ab, solange sie in Sichtweite von Junin waren. Der Riese erbleichte vor Angst.
    »Du fürchtest dich vor dem Wasser und vor Menschenmengen«, sagte Rey unbarmherzig. »Fürchtest du dich etwa auch vor der Dunkelheit?«
    »Du würdest dich auch fürchten, wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe«, antwortete der Riese leise.
    »Bowbaq war sehr mutig«, sagte Grigán. »Wenn er mir nicht geholfen hätte …«
    »Was ist denn nun eigentlich passiert?«
    Grigán starrte lange in die Finsternis, bevor er antwortete. »Ich möchte mit der Antwort lieber bis Sonnenaufgang warten. Ich will, dass wir heute Nacht wach bleiben. Vermutlich kann ohnehin niemand schlafen. Bleibt auf keinen Fall allein. Am besten halten wir uns alle an Deck auf.«
    Sie bedrängten die beiden nicht weiter, sondern ließen sich auf den Holzplanken nieder. Am Himmelszelt leuchteten die ersten Sterne auf. Der Fluss plätscherte vor sich hin, die Luft war mild, und ein leichter Wind strich ihnen über die Gesichter. Die Natur stand ihrem Unglück gleichgültig gegenüber.
    Grigán trat zu Lana. Er wollte sie um etwas zu bitten, was ihm offenkundig unangenehm war. »Verzeiht, Lana, aber … Ihr seid doch Maz, nicht wahr? Wenn Ihr ein Gebet sprechen wollt, um uns vor Dämonen zu schützen oder etwas in der Art, wäre jetzt der richtige Moment.«
    Sie nickte langsam, denn Grigáns besorgter Tonfall machte ihr Angst. Dann sandte sie Eurydis ein inbrünstiges Gebet.
    Sie bat die Göttin auch, Séhanes Geist bei sich aufzunehmen. In einem wunderschönen Tal mit lachenden Kindern.
     
     
    »Es war ein Mog’lur«, sagte Bowbaq nun schon zum zweiten Mal. »Ein Kriegsdämon. Ich habe einen Mog’lur gesehen!«, wiederholte er ungläubig.
    »Du hast sogar auf ihn eingedroschen«, sagte Grigán. »Irgendwie und ohne nachzudenken, aber du hast auf ihn eingedroschen.«
    »Schön und gut«, unterbrach ihn Léti. »Aber nun sagt uns endlich, wie er aussieht.«
    Grigán und Bowbaq wechselten einen Blick. Es war zwar mitten am Tag, aber die Geschehnisse hatten nichts von ihrem Schrecken verloren. Die ganze Nacht waren sie mit der Othenor den Fluss hochgesegelt. Am zweiten Dekant hatten sie Galen hinter sich gelassen und steuerten nun in nordwestlicher Richtung auf die Meeresenge von Manive zu, hinter der das Schöne Land lag. Alle Gefahr schien in weiter Ferne zu liegen. Die Gefährten sehnten sich nach Antworten auf die Fragen, die sie die ganze Nacht geplagt hatten. Doch Grigán und Bowbaq waren nicht in der Lage, sie ihnen zu geben.
    »Es war groß, sehr groß. Und sehr stark.«
    »Und schwarz. Aber nicht einfach nur schwarz. Pechschwarz.«
    »Und es war nackt. Aber es hatte kein Geschlecht. Seine Haut … Es war keine richtige Haut. Es hatte weder Fell noch Federn. Sondern … etwas anderes.«
    »Vielleicht Fischschuppen?«, scherzte Rey, bevor Lanas schockierter Blick ihn zum Schweigen brachte.
    »Aber was war es?«, bohrte Léti nach. »Ein Mensch oder ein Tier?«
    »Ich weiß nicht. Beides zugleich. Oder mal das eine, mal das andere.«
    »Seine Gestalt veränderte sich ständig. Ihm wuchsen Augen und Arme. Er stand auf zwei Beinen wie ein Mensch, bewegte sich aber wie ein Raubtier.«
    »Ein Mog’lur«, sagte Bowbaq überzeugt.
    Das Ungeheuer in die arkische Mythologie einzuordnen, half ihm. Es war immer noch genauso grauenerregend, aber weniger unfassbar.
    »Habt Ihr schon einmal von einem Mog’lur gehört, Lana?«, fragte Corenn.
    »Nein«, sagte sie. »Im Buch der Weisen finden Dämonen kaum Erwähnung. Ich will Euch nicht kränken, Bowbaq, aber ich glaube, Mog’luren gibt es nur in den arkischen Legenden.«
    »Und im Eroberten Schloss«, ergänzte Rey.
    »Ich bin froh, dass du Grigán im Kampf zur Seite stehen konntest«, sagte Léti, die bedauerte, dass sie nicht dabei gewesen

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