Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
grinsen. »Also gut, ja, doch eher nur so allgemein. Ich weiß bisher gar nichts Genaueres, um mich konkret davor zu fürchten. Außer natürlich dieser Druide auf dem Luftschiff, dieser Zwerg. Der hat mir schon Angst gemacht.«
Sie strich einige Strähnen ihres dunklen Haars zurück, die ihr ins Gesicht gefallen waren, und beugte sich vor. »Ich habe keine Angst. Ich kenne mich ein bisschen mit Magie aus, also kann ich uns beschützen, wenn es sein muss. Onkel Ähren weiß sehr viel über Magie, allerdings zeigt er es nicht. Ich schätze, er kommt so ziemlich gegen jeden an. Uns wird schon nichts passieren.«
»Schön, dass du so denkst.«
»Hast du nicht die Magie von deinem Vater geerbt? Er verfügt doch über die Magie des Wunschliedes, wie deine Tante Grianne, nicht wahr?«
Pen nickte. »Stimmt. Nur leider habe ich sie nicht. Ich glaube, das Blut ist nach der langen Zeit einfach zu dünn geworden. Vermutlich ist er der Letzte. Jedenfalls wird er dir das erzählen, wenn du ihn fragst. Er vertraut der Sache nicht. Manchmal benutzt er das Wunschlied, allerdings nicht sehr häufig. Eigentlich ist er glücklich, weil ich diese Magie nicht geerbt habe.«
»Sie würde dir möglicherweise helfen.«
Pen zögerte und überlegte, ob er ihr etwas über seine Gabe erzählen sollte. »Möglicherweise.«
»Du könntest dich ein bisschen besser schützen. Vor diesen abtrünnigen Druiden und ihrer Magie. Vor dem, was in der Verfemung vor dir liegt. Meinst du nicht?«
Er antwortete nicht. Sie wandten sich wieder dem Spiel zu und setzten ihre Steine, bis schließlich nur noch acht auf dem Brett standen. Pen wusste inzwischen, dass er gewinnen würde, ließ das Spiel jedoch weiterlaufen. Auf diese Weise verging wenigstens die Zeit.
»Erinnerst du dich, was Tagwen über den Tanequil gesagt hat, der mir vielleicht den Dunkelstab schenkt, wenn ich ihn nur finden kann?«, fragte er sie dann. Er beugte sich über das Brett, als würde er sich konzentrieren, und senkte die Stimme. »Das hat damit zu tun, dass ich auch über Magie verfüge.«
Sie beugte sich ebenfalls vor, und beinahe berührten sie sich an der Stirn. Auf ihrem Elfengesicht zeichnete sich Überraschung ab. »Was für eine Magie? Das Wunschlied? Aber du hast gerade gesagt, nein.«
»Ja. Es ist eine andere Magie. Eine ganz andere.« Er griff nach einem der Spielsteine und zog dann die Hand wieder zurück. »Ich kann spüren, was Lebewesen denken, was sie tun werden und weshalb. Das funktioniert jedoch nicht bei Menschen. Nur bei Vögeln und Tieren und Pflanzen. Wenn sie Geräusche machen oder Schreie ausstoßen, kann ich verstehen, was sie damit sagen. Manchmal kann ich sogar antworten.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Das klingt so, als könnte es einmal sehr wichtig werden. Zwar könnte ich jetzt nicht auf Anhieb sagen, inwiefern, aber irgendwie bestimmt. Hast du das Onkel Ähren schon erzählt?« Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
»Nun, das solltest du. Er muss es wissen, Pen. Er ist ein Druide. Vielleicht weiß er mehr darüber als du, vielleicht eine Art der Anwendung, die uns helfen kann.« Sie hielt inne und betrachtete sein Gesicht. »Hast du Angst, es ihm zu sagen? Du kannst ihm ruhig vertrauen.«
»Ich weiß.« Er blickte ihr in die Augen. »Ich spreche nur einfach nicht gern darüber.«
Sie spielten weiter, während der Regen wieder heftiger an die Scheiben prasselte. Um sie herum wurden die Stimmen und das Gelächter lauter. Die Flammen der Lampen an den Wänden und der Kerzen auf den Tischen flackerten wie winzige Flaggen, wenn der Wind durch Risse und Spalten in der Wandtäfelung fegte oder durch die offene Tür, wann immer jemand eintrat oder hinausging.
»Ich erzähle es ihm, wenn er zurückkommt«, versprach Pen schließlich. Er schob seinen Angreiferstein vor. »Ergib dich, Khyber. Du hast verloren.«
Sie spielten eine weitere Runde und begannen eine, bis die Tür aufging und Ähren Elessedil und Tagwen durchnässt eintraten. Sie schüttelten das Wasser von ihren Regenmänteln wie Enten, die ans Ufer watscheln, und kamen eilig zu dem Jungen und dem Mädchen an den Tisch. »Packt eure Sachen zusammen«, flüsterte Ähren vorgebeugt, wobei Wasser auf den Tisch tropfte. »Wir haben ein Schiff gefunden.«
Sie packten ein, nahmen ihre Bündel auf die Schultern, verließen das Gasthaus und machten sich zu dem Schiff auf, das der Druide gemietet hatte. Es war besser, gleich an Bord zu gehen, weil sie dann sofort abfliegen konnten, wenn
Weitere Kostenlose Bücher