Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
her, ignorierten die feurigen Pfeile, preschten zwischen den Bäumen hindurch und schleuderten mit wildem Kreischen ihre Waffen.
Dann traf eine dieser Waffen Pen von hinten am Knie, und er ging blutend und voller Schmerzen zu Boden.
Das alles ereignete sich so schnell, dass er schon lag, ehe er begriff, was geschehen war. Immerhin hatte er die Geistesgegenwart, Cinnaminson loszulassen, als er stürzte, damit er sie nicht mit zu Boden zog. Doch taumelte er heftig, als er wieder aufstehen wollte, und seine Beine versagten den Dienst. Ohne Atalan wäre es vermutlich um ihn geschehen gewesen. Der stämmige Felstroll hob ihn im Vorüberlaufen auf, klemmte ihn unter den Arm, rannte zu Cinnaminson, die versteinert dastand und glaubte, sie habe Pen verloren, und packte auch sie.
»Wir dürfen dich jetzt nicht verlieren, kleiner Mann«, zischte er Pen zu und stürmte den anderen hinterher, während von überall die Wurfgeschosse auf sie zuflogen. »Nicht nach all dem Ungemach, das du uns bereitet hast.«
Irgendwie wich er den Waffen der Urdas aus, holte die anderen ein und passte sich ihrem Tempo an. Pen, der in Atalans Armbeuge heftig durchgeschüttelt wurde, war sich bewusst, wie schwer es sein musste, ihn zu tragen, wie viel Kraft es erforderte. Doch der Felstroll wirkte keineswegs atemlos, sondern lediglich wütend.
Vor ihnen tauchten weitere Urdas auf und bildeten eine dichte Reihe dunkler, knorriger Körper. Hinter ihnen wurde der Wald lichter, und durch die Bäume sah man die Überreste von Steinmauern und Säulen, die vor den Bergen aufragten. Im grauen Licht erschienen ihre Farben nebelhaft. Kermadec rief seinen Trollen etwas zu, und fünf von ihnen bildeten mit ihm eine enge Formation. In Rüstung und mit schweren Keulen und Äxten bewaffnet, drangen sie vor. Der Rest der Gruppe, darunter auch Atalan, versammelte sich hinter ihnen. Pen hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, was sie tun würden; sie hatten die Urdas schon angegriffen, ehe Pen erkannte, was sie vorhatten. Die Trolle brachen durch die Reihe der Urdas, als wären diese aus Papier. Die Waffen der Urdas trafen die Trolle, doch die kämpften jeden Widerstand mit wildem Eifer nieder, und kurz darauf war die ganze Gruppe hindurch.
Erneut flogen ihnen die scharfen Wurfgeschosse hinterher, aber diesmal wurden sie halbherzig geschleudert und richteten wenig Schaden an. Alle Bemühungen der Urdas, die Eindringlinge am Betreten der Ruinen zu hindern, waren gescheitert. Ihr Glaube hielt sie von einer weiteren Verfolgung ab, und so drängten sie sich am Waldrand und brüllten voller Wut. Als Kermadec und seine Trolle hinter der ersten bröckelnden Mauer niedersanken und Pen und seine Gefährten im Schutz der Steinwälle ablegten, hatte das Geschrei bereits aufgehört.
In der anschließenden Stille lauschte Pen Ohmsford dem Pochen seines Herzens.
Zweiundzwanzig
Pen lag auf dem Boden neben Atalan, der nun doch ziemlich außer Atem war, brachte den Kopf nach oben und schaute zu den Verfolgern zurück. Die Urdas hockten in Gruppen entlang des Waldrands und starrten zu ihnen herüber. Die plötzliche Stille war nervenaufreibend. Es schien, die Beobachter warteten darauf, dass etwas geschehen würde, etwas, von dem Pen und seine Gefährten nicht die geringste Ahnung hatten. Pen blickte über die Schulter in die Ruinen. Nur Schutt, Unkraut und einige Baumschösslinge, die vor Mauern und Säulen wuchsen. Sonst war nichts zu sehen.
»Wilde«, murmelte Atalan.
Pen wandte sich von den Urdas ab und widmete seine Aufmerksamkeit den Beinen. Überall war Blut, wo die Haut aufgerissen und das Fleisch durch die Wurfwaffe der Urdas bloßgelegt war. Cinnaminson kam zu ihm, strich mit den Händen über seine Waden, erkundete die Wunden und berührte ihn dabei so sanft, dass er es kaum spürte. Erneut wunderte er sich, wie sie so gut erkennen konnte, was zu tun war, obwohl sie ihre Augen nicht gebrauchen konnte. Ihr blinder Blick fand sein Gesicht, als wüsste sie, was er dachte, und ihr plötzliches Lächeln raubte ihm den Atem. »Es fühlt sich nicht so an, als wären Sehnen gerissen oder Knochen gebrochen«, sagte sie.
Jenseits der schützenden Mauer begannen die Urdas zu singen, und damit war es mit der Stille vorbei. Die Worte ihres Gesangs waren nicht zu verstehen, die Absicht war jedoch eindeutig.
»Seht sie euch an«, knurrte Atalan. »Sie haben Angst, stehen da einfach rum und hoffen, sie könnten ihre Geisterwächter rufen, damit die uns bestrafen.
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