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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Felsüberhänge, wo sie trocken bleiben würden. Stattdessen krochen sie schließlich unter die Äste einer riesigen Tanne, hockten sich dort nieder, als der Wolkenbruch begann, und blieben, bis der Regen zu einem Nieseln nachgelassen hatte, ehe sie wieder hinauskrochen und ihren Marsch durchfeuchtet und ausgekühlt fortsetzten.
    In dieser Nacht lagerten sie im Schutz eines vom Blitz gespaltenen Baums, der einst hunderte Fuß in die Luft geragt hatte und nun so tot wie ein abgemähter Maishalm war. Das Laub war längst verschwunden, die Äste waren schwarz und kahl, verkohlte Knochen eines Skeletts. Um den Baum herum war der Boden ebenfalls kahl und verbrannt, und das Lagerfeuer warf den gezackten Schatten des abgeknickten Riesen in die Dunkelheit der Umgebung. Kermadec verdoppelte die Wachen, und Pen fand fast gar keinen Schlaf. Über ihnen huschten Wolken vor den Sternen vorüber, und Fledermäuse flatterten wie Gespenster durch die Nacht. Der dritte Tag dämmerte grau und trüb, immerhin jedoch blieb der Regen aus. Die Gruppe machte sich bei Tagesanbruch auf den Weg, und die Urdas verfolgten sie zwischen den Bäumen, wo Pen sie immer noch nicht sehen konnte, obwohl Kermadec dazu in der Lage zu sein schien. Pen war müde und gereizt nach der ruhelosen Nacht, und die unsichtbaren Beobachter raubten ihm die Nerven. Seine Stimmung besserte sich nur wenig, als Kermadec ihm versicherte, sie würden ihrem Ziel langsam näher kommen; erst, wenn er es sähe, würde er es auch glauben.
    Im Laufe des Vormittags veränderte sich das Aussehen des Inkrims deutlich. Die Bäume wurden größer und knorriger, sie bildeten einen Wald uralter Riesen, die das Wachstum kleinerer Pflanzen verhinderten und die Talsohle öde und nackt hatten werden lassen. Das graue Licht, welches durch die Wolken herabkam, schien durch den Baldachin der Blätter und Zweige noch diffuser. Der Wald war schattig und grau, die Luft dünn und stickig. Vogelgesang und Insektensummen verstummten, und auch die Bodentiere sah man nicht mehr. Die Landschaft wirkte bedrückt und erinnerte den Jungen an einen Ort des Todes. Er hörte beim Gehen das Geräusch seines eigenen Atems, sogar den Schlag seines Herzens. »Mir gefällt es hier nicht«, flüsterte Cinnaminson ihm zu und ergriff seine Hand.
    Gegen Mittag sah Pen die Urdas zum ersten Mal. Sie erschienen ganz plötzlich aus den Schatten, schoben sich hinter Baumstämmen hervor oder tauchten aus dem Nichts auf. Obwohl er nie zuvor einen gesehen hatte, erkannte er sie sofort. Sie wirkten primitiv und gefährlich. Rein äußerlich hätten sie eine Kreuzung zwischen Trollen und Gnomen sein können. Ihre Körper waren klein und zäh wie bei Letzteren, doch die Haut war dick und rindenartig und ihre Gesichter grob und flach wie bei Trollen. Sie waren mit einem Wirrwarr drahtigen Haars bedeckt, ihre trollhaften Mienen zeigten keinerlei Ausdruck. Die kurzen, muskulösen Beine und die langen Arme erlaubten es ihnen, sich seitlich wie eine Krabbe zu bewegen, während sie die Gruppe aus den alten Bäumen heraus beschatteten.
    »Bleibt zusammen«, rief Kermadec über die Schulter. »Provoziert sie nicht. Sie beobachten uns nur.«
    Doch bei jeder Wegbiegung wurden es mehr, die sich im dunstigen Licht versammelten. Langsam schlössen sie die Gruppe ein. Zum ersten Mal fielen Pen ihre Waffen auf, die ein wenig Speeren ähnelten, allerdings eigenartig flach und seltsam geformt waren, krumm und scharf an den Enden. Offensichtlich waren sie als Wurfwaffe gedacht.
    »Wie weit ist es noch?«, rief Atalan von hinten.
    Kermadec blickte zurück und schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher. Es ist schon lange her. Ein paar Meilen vielleicht. Dieser Wald reicht bis an die Ruinen der Stadt. Bleibt in Bewegung.« Kurz darauf erschienen weitere Urdas, jetzt direkt vor ihnen, und machten den Weg immer enger. Sie drängten näher heran, erkannte Pen. Er zählte rasch; mehr als hundert blockierten ihnen den Weg. Ihre flachen, dunklen Gesichter zeigten keine Regung, doch die Art, wie sie ihre Waffen hielten, und die Haltung, die sie angenommen hatten, ließ ihre Absichten vermuten.
    »Khyber Elessedil!«, rief Kermadec. Er winkte sie nach vorn. Der Rest der Gruppe schloss auf, alle spürten, dass hier etwas im Gange war. »Könntest du ein wenig Druidenmagie zaubern, um sie zu vertreiben?«, fragte der Maturen.
    Sie runzelte die Stirn. »Ja. Aber dann -«
    »Ja, damit verraten wir den Druiden vielleicht unseren Aufenthaltsort«,

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