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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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alles Mögliche einreden, jedes Versprechen machen, doch Versprechen blieben leere Worte, bis es erforderlich wurde, sie einzulösen. Er blieb an der Tür stehen und starrte ins Leere. Wie sehr sie von ihm abhängig war, wusste er. Sie würde ihn brauchen. Aber das galt in beide Richtungen. Denn wegen seiner Gefühle ihr gegenüber war er auch von ihr abhängig. Vielleicht war er noch ein Junge und jünger sogar als Khyber, aber das änderte nichts an den Tatsachen. Sie würden stark sein müssen füreinander, wenn sie sich gegenseitig beschützen wollten.
    Leise schloss er die Tür hinter sich, als er hinausging.

Fünf
    Die Hitze des Tages hing noch in den Ausläufern des Rabenhorngebirges, während das Licht des Nachmittags schon im Schwinden begriffen war, als Rue Meridian überrascht sagte: »Das sieht aus wie ein Luftschiff, das auf uns zukommt.«
    Bek Ohmsford drehte sich um und entdeckte den schwarzen Punkt am westlichen Horizont, den die untergehende Sonne von hinten anstrahlte. Obwohl er nicht sicher war, was er dort vor Augen hatte, glaubte er ihr. Sie hatte schon immer besser sehen können als er. Bewundernd blickte er sie an. Er konnte nicht anders. Er liebte sie so sehr wie vor mehr als zwanzig Jahren, als er sie kennen gelernt hatte. Damals war er ein leicht zu beeinflussender Junge gewesen und sie, um einige Jahre älter und einen wahren Schatz an Lebenserfahrung reicher, eine erwachsene Frau. Die Umstände und Ereignisse hatten unausweichlich dazu geführt, dass sie sich ineinander verliebten, und nach all der Zeit wunderte er sich darüber noch immer.
    Sie blieb stark und schön, woran auch die Jahre nichts geändert hatten, was man nicht häufig antraf. Stets aufs Neue überraschten ihn die Widersprüche bei dieser schlanken, hoch gewachsenen Frau mit dem dunkelroten Haar, den leuchtenden grünen Augen und dem sprunghaften Wesen. Geboren als Fahrende, hatte sie mit ihrem Bruder Luftschiffe gesteuert, auf der prekkendorranischen Anhöhe am Krieg teilgenommen, war zu dem damals unbekannten Kontinent Parkasia gereist und hatte nach ihrer Rückkehr einen Mann geheiratet, dessen Welt sich so sehr von der ihren unterschied, dass man nicht wusste, wo man mit dem Aufzählen der Verschiedenheiten anfangen sollte. Sie hätte sich auch für einen anderen Weg entscheiden können, einen, der sie nicht so weit von dem Leben fortgeführt hätte, das sie seinetwegen aufgegeben hatte, aber das hatte sie eben nicht getan und sich zudem nicht ein einziges Mal darüber beschwert. Gemeinsam hatten sie sich in Patch Run niedergelassen und einen Luftschiffverleih für Forschungsreisen eröffnet. Sie wünschten sich einen Sohn, den sie bereits innerhalb des ersten Jahres bekamen. Penderrin nannte Rue ihn, Bek rief ihn Pen. Kleiner Roter nannte ihn sein rastloser Onkel Redden Alt Mer, ebenfalls ein Fahrender. Mit der Geburt Pens hatte sich Rue merklich verändert, und zwar nur zum Guten. Sie wurde bodenständiger und sesshafter. Von da an war sie lieber zu Hause und genoss die Behaglichkeit. Obwohl sie stets bereit war, eine Reise anzutreten, wollte sie Zeit für ihr Kind haben, ihren Sohn, um ihn auf das Leben in der großen weiten Welt vorzubereiten. Sie unterrichtete ihn, spielte mit ihm und liebte ihn mehr als alles andere, Bek einmal ausgenommen. Und dafür liebte Bek sie umso mehr.
    Sie bemerkte, wie er sie ansah, und lächelte. »Ich liebe dich auch«, sagte sie.
    Neben der Verbundenheit, die aus den gemeinsamen Erlebnissen an Bord der
Jerle Shannara
entstanden war, hatten sie außerdem eine wichtige Ähnlichkeit in ihren sonst so verschiedenen Biografien entdeckt: Beide hatten ihre Eltern in jungen Jahren verloren. Bek war von Coran und Liria Leah aufgezogen worden, Quentins Eltern, und Rue von ihrem Bruder. In stillschweigendem Einverständnis wollten sie, dass Pen mehr von seinen Eltern haben sollte, als sie von ihren eigenen gehabt hatten. Von Anfang an sorgten sie dafür, dass er an ihrem Leben teilhatte, auch an ihrer Arbeit. Schon früh lernte er, Luftschiffe zu steuern, zu warten und zu reparieren sowie die Technik zu verstehen. Pen war von raschem Begriffsvermögen, und es bedeutete keine große Mühe für ihn, komplizierte Dinge wie Navigation und Aerodynamik zu meistern. Mit zwölf begann er, Luftschiffe zu entwerfen. Mit vierzehn hatte er sein erstes gebaut. Natürlich wollte er sie auf ihren Reisen begleiten, aber so weit war er noch nicht. Das stellte eine ständige Enttäuschung für ihn dar.

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