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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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es ist einer. Einige Male hat es mit mir geredet, mit eigenartiger Stimme, heiser und rau, als spreche es durch dickes Tuch. Den Namen weiß ich nicht; es hat ihn nicht verraten.«
    Er berührte ihr Gesicht. »Es ist mit der Strickleiter in die Tiefe gestürzt, als die
Rochen
im Steigen war. Wir haben es ausgetrickst, denn es wollte wieder an Bord kommen, aber wir haben die Strickleiter einfach abgeworfen. Wahrscheinlich ist es tot.« Sofort schüttelte sie den Kopf, ihr Gesicht erstarrte vor Schrecken. »Es ist nicht tot. Bestimmt nicht. Ich würde es wissen. Und spüren! Ich habe drei Tage mit diesem Wesen verbracht, Penderrin. Du hast nicht gespürt, wie es dich berührt. Du hast die Stimme nicht gehört. Du hast nicht das durchgemacht, was mir zugestoßen ist. Du hast keine Ahnung!«
    Er drückte sie wieder fest an sich. »Erzähl es mir. Erzähl mir alles.« »Es hat uns zu Gefangenen gemacht. Ich weiß nicht, wie ihm das gelungen ist, ich habe nichts gehört. Niemand hatte auch nur die leiseste Chance, sich zu wehren. Ich war unten eingesperrt, aber ich habe alles gehört. Es hat Papa und die anderen gefoltert und sie dann getötet. Das dauerte lange. Ich hörte ihre Schreie und die Geräusche, die -«
    Mit stockendem Atem brach sie ab. »Das werde ich niemals vergessen. Niemals. Ich höre es immer wieder in meinem Kopf.« Sie grub die Finger in Pens Arm und holte tief Luft. »Als es vorüber war, kam das … Ding zu mir. Ich dachte, nun sei ich dran. Aber es wusste über meine Sehfähigkeit Bescheid, darüber, wie ich in meinem Kopf sehen kann. Das war genau das, was es wollte. Es befahl mir, dich zu suchen. Ich hatte solche Angst, und deshalb tat ich, was es verlangte, weil ich nicht sterben wollte. Ich habe alles getan, bis ich dich gefunden hatte, dann brachte ich uns auf einen anderen Kurs. Warum, weiß ich nicht. Ich weiß nicht, woher ich plötzlich den Mut hatte. Vielleicht dachte ich, dass ich sowieso sterben müsse.«
    »Wir haben gesehen, wie du es in die Irre geführt hast«, flüsterte Pen. »Wir wussten, was du tust. Daher sind wir dir gefolgt.« »Wenn ihr nicht…«
    Ihr Körper bebte erneut, und sie schluchzte. »Ich kann überhaupt nicht begreifen, dass Papa tot ist.«
    Pen dachte an Gar Hatch und seine Vettern, die wie Vogelscheuchen in der Takelage hingen, wie Futter für die Aasvögel. Er würde sie losmachen und ihre Leichen beseitigen müssen, ehe Cinnaminson an Deck kommen durfte. Vielleicht konnte sie mit den Augen nicht sehen, aber sie erfasste die Welt auf andere Weise. Das wollte er ihr nicht antun.
    »Erzähl mir endlich, worum es überhaupt geht«, flüsterte sie. »Bitte, Pen. Ich will wissen, warum Papa sterben musste.«
    Pen sagte es ihr, begann mit dem Verschwinden der Ard Rhys, fuhr fort mit seiner eigenen Flucht nach Westen zu Ähren Elessedil und ihrer Reise, ehe sie Gar Hatch und die
Rochen
fanden. Er berichtete ihr, wie er in diese Situation geraten war, was man von ihm erwartete und warum und welches Ziel sie nun hatten. Auch seine Zweifel und Ängste vertraute er ihr an, sein Gefühl, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, sowie seine Gründe, dennoch weiterzumachen. Wahrend er sprach, ließ ihr Zittern nach, und langsam wurde sie in seinen Armen ruhig. Der Schrecken dessen, was sie erlebt hatte, schien sie loszulassen, und sie erlangte zum Teil die Fassung zurück.
    Nachdem er geendet hatte, hob sie den Kopf von seiner Schulter. »Du bist viel tapferer als ich«, sagte sie. »Ich schäme mich so.« Er wusste nicht, was er sagen sollte. »Ich glaube, wir finden unseren Mut gegenseitig beim anderen.«
    Sie nickte und schloss die Augen. »Ich möchte ein wenig schlafen, Pen. Seit drei Tagen habe ich nicht mehr geschlafen. Wäre dir das recht?«
    Er deckte sie zu, küsste sie auf die Stirn und wartete, bis sie eingedöst war. Das dauerte einige Minuten. Schließlich stand er neben dem Bett und betrachtete sie. Dass er sie lebendig wieder gefunden hatte, war das wertvollste Geschenk, das er je erhalten hatte, und er musste diese Gabe um jeden Preis beschützen. Einmal hatte er Cinnaminson verloren; ein zweites Mal würde ihm das nicht passieren.
    Seine Entschlossenheit in diesem Punkt würde irgendwann auf die Probe gestellt werden, das wusste er. Was würde geschehen, wenn es so weit war? Würde er sein Leben für sie geben wie Bandit das seine für ihn? Liebte er sie genug, um dies zu tun? Das würde er erst erfahren, wenn er vor dieser Entscheidung stand. Er konnte sich

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