Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
allerdings kannte er nur wenige Druiden von Paranor. Außer seiner Schwester und Ähren Elessedil, der sich längst nicht mehr in Paranor aufhielt, war er im Laufe der Jahre lediglich ein oder zwei anderen begegnet, an die er sich kaum erinnerte. Das Leben bei den Druiden war die Sache seiner Schwester, nicht seine, und er hatte sich bewusst davon fern gehalten. Manchmal hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er Grianne bei ihrer Arbeit nicht stärker unterstützte, doch hatte er mit ihren Angelegenheiten nie etwas zu tun haben wollen, und er hielt es für besser, gar nicht erst vorzugeben, es sei so.
Der Mann, der sich ihnen nun näherte, war jünger als sie, wenn auch nicht viel, und sein von Sorgen gezeichnetes Gesicht ließ ahnen, dass das Altern bei ihm rascher vonstatten ging als bei anderen. Das Leben in Paranor steckte voller Geheimnisse, sie arbeiteten im Verborgenen, und deshalb hatten Druiden bei Bek stets Unbehagen erzeugt. Diese Heimlichtuerei passte gut zu seiner Schwester, zu ihrem Leben als Ilse-Hexe, in dem sie List und Heuchelei perfektioniert hatte. Solche Fähigkeiten brauchte man in der Welt der Druiden, selbst wenn gute und nicht böse Absichten dahinter steckten. Druiden waren in den Vier Ländern nicht gut gelitten. Dabei handelte es sich keineswegs um ein Vorurteil seinerseits, sondern um eine Tatsache. Macht erzeugt Angst, und Angst sorgt für Misstrauen. Der Druidenorden stellte für viele den Ursprung von allem dreien dar.
»Besteht die Mannschaft der
Athabasca
etwa aus Gnomenjägern?«, fragte Rue plötzlich. »Wo sind denn die Trolle?«
Es war zu spät, um darüber Spekulationen anzustellen. »Bek Ohmsford?«, fragte der Druide. Er hielt ihm die Hand entgegen, ohne eine Antwort abzuwarten. »Ich heiße Traunt Rowan.« Er schüttelte Beks Hand, dann ergriff er Rues. Er hatte einen festen Griff und sprach gemessen und selbstbewusst, doch klang unterschwellig Sorge aus seiner Stimme heraus.
»Ich wurde vom Druidenrat gesandt, um Euch mit mir nach Paranor zu nehmen«, fuhr er fort und sah beide abwechselnd an. »Die Ard Rhys ist verschwunden. Wir wissen nicht, was ihr zugestoßen ist, aber sie ist fort, und bislang haben wir den Grund dafür nicht herausfinden können.«
Bek nickte. Seine Schwester war bereits viele Male verschwunden. Sie war dafür bekannt, dass sie ohne Vorwarnung zu Unternehmungen aufbrach, die sie geheim halten wollte. »Ihr müsst einen gewichtigen Grund haben, Euch über das hinaus Sorgen zu machen, was Ihr mir erzählt habt. Meine Schwester ist schon oft ihren eigenen Weg gegangen. Was ist dieses Mal so anders?« »Ihr persönlicher Assistent, Tagwen, wusste stets, wo sie ist. Oder zumindest, dass sie aufbrechen würde. Diesmal hat sie ihm nichts mitgeteilt. Auch der Trollwache nicht. Niemandem. Und an diesem Punkt wird die Angelegenheit nun ein wenig komplizierter. Tagwen machte sich große Sorgen, also brach er zu Ähren Elessedil auf, weil er ihn um Hilfe bei der Suche bitten wollte. Gemeinsam reisten sie nach Patch Run, um Euch zu finden. Aber Ihr wart dort nicht anwesend, und so sprach er mit Eurem Sohn. Als sie die Reise fortsetzten, haben sie ihn mitgenommen. Leider wissen wir nichts über ihren Verbleib.«
Aus heiterem Himmel bekam Bek es mit der Angst zu tun. »Wie habt Ihr das alles erfahren? Haben sie Euch Nachrichten hinterlassen?«
Der Druide schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben alle befragt, die möglicherweise etwas wussten, und aus diesen Informationen haben wir die Wahrheit Stück für Stück zusammengesetzt. Tagwen hinterließ, wohin er gehen wollte. Wir folgten ihm ins Westland, in ein Dorf namens Emberen. Dort erfuhren wir von seinem Gespräch mit Ähren Elessedil und von ihrem gemeinsamen Aufbruch. Von dort aus konnten wir ihre Spur bis Patch Run verfolgen. Aber was im Anschluss daran vorgefallen ist, wissen wir nicht. Nur, dass auch Euer Sohn verschwunden ist.«
Er verzog das Gesicht. »Es ist mir peinlich, dass ich Euch nicht mehr mitteilen kann. Wir haben tagelang nach ihnen gesucht.
Anschließend forschten wir nach Euch. Wir glauben, das Verschwinden der Ard Rhys kann auf eine Gefahr hindeuten, die Eurer ganzen Familie droht. Es gibt einige Hinweise in diese Richtung. Sie hat viele Feinde, und jeder weiß, wie nahe Ihr einander steht und dass auch Ihr über die Shannara-Magie verfügt. Manche ihrer Feinde mögen Euch als ebenso große Bedrohung empfinden wie sie.«
»Penderrin würde niemals mit irgendwem weglaufen, noch nicht
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