Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
das Richtige zu tun, weil auch die Druiden sich wegen Pens Tante Sorgen machten. Der König vom Silberfluss hatte seine Eltern vor den Druiden warnen sollen, aber das war ihm wohl nicht gelungen. Demnach hatte sein Vater nichts von dem Verrat gewusst. Woher auch?
Pen strich sich das wirre rote Haar aus dem Gesicht und überlegte, was er nun tun sollte.
»Ich will es mal so ausdrücken«, fuhr der größere Druide fort und schob sich ein wenig vor den anderen. »Mein Ordensbruder ist nicht so geduldig wie ich, hat allerdings auch wenig Lust, die Brücke freiwillig zu überqueren. Aber sobald es Morgen ist, nehmen wir die Luftschiffe, und dann fangen wir dich, auf die eine oder andere Weise. Es gibt nur eine endliche Anzahl von Stellen, an denen du dich verstecken kannst. In Anbetracht des Ausgangs, den die Sache schließlich nehmen wird, ist das alles nur Zeitverschwendung.«
Vermutlich stimmte das. Trotzdem war seine Freiheit gleichzeitig sein letzter Trumpf. »Lasst Ihr meine Freunde frei, wenn ich hinüberkomme?«
Der Druide nickte. »Mein Wort drauf. Wir lassen alle frei. Für sie haben wir keine Verwendung, außer dich zu überreden, uns zu begleiten. Sobald du hier bist, sind sie frei.«
»Und meine Eltern?«
Der Druide nickte. »Wenn wir in Paranor sind, können auch sie gehen. Und nachdem du uns gesagt hast, was wir wissen wollen und welchen Zweck es hatte, hierher zu reisen, bist du ebenfalls frei.« Er log. Zwar ließ er es glaubhaft klingen und erweckte durch die Wahl seiner Worte und seines Tonfalls den Anschein von Offenheit und Vernunft, dennoch durchschaute Pen ihn sofort. Der Druide hätte ihm besser etwas weniger Besänftigendes erzählen sollen, doch sah der Mann vermutlich noch ein Kind in ihm und dachte, Pen würde auf eine Lüge eher wie gewünscht reagieren als auf die Wahrheit.
Pen überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Die wichtigen Fragen hatte er dem Druiden gestellt und darauf Antworten erhalten, die er erwartet hatte. Sie bestätigten seinen Verdacht, was mit ihm geschehen würde, wenn er hinüberginge und sich ergäbe. Andererseits würden sie ihn, falls er hier bliebe, früher oder später erwischen, sogar, wenn er wieder in den Abgrund hinunterstiege, wobei er allerdings bezweifelte, ob er das konnte. Wollte er seine Verantwortung jedoch tatsächlich in dem Maße wahrnehmen, wie er es sich vorstellte, genügte es nicht, sich lediglich zu verstecken. Die Entscheidung war leichter getroffen, als er gedacht hätte. Er musste sowieso nach Paranor, denn nur dort konnte er den Dunkelstab einsetzen und zu seiner Tante gelangen. Die Ard Rhys zu retten war schließlich der Grund, warum er überhaupt aufgebrochen war, und um dies zu tun, musste er unbedingt in den Druidenkeep. Er hätte es zwar vorgezogen, auf andere Weise nach Paranor zu kommen, doch am Ende spielte das keine Rolle. Wichtig war allein, dass der Dunkelstab in seinem Besitz blieb, bis er das Zimmer der Ard Rhys erreicht hatte.
Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte.
»Ich möchte mit Tagwen sprechen«, rief er. »Schickt ihn zur Brücke und tretet zurück, damit ich sie sicher überqueren kann.« Die Druiden sahen sich fragend an. »Wenn du dich ergibst, lassen wir dich mit Tagwen reden«, sagte der Größere.
Pen schüttelte den Kopf. »Ich ergebe mich erst, nachdem ich mit Tagwen gesprochen habe. Ich möchte von ihm wissen, wie er über Eure Versprechungen denkt und für wie verlässlich er Euer Wort hält. Solange Ihr mich nicht mit ihm reden lasst, bleibe ich hier.« Er beobachtete ihre Gesichter genau und schaute zu, wie sie sich im Flüsterton berieten. Die Forderung gefiel ihnen nicht, und sie suchten nach einer Möglichkeit, sie ihm zu verweigern. »Wenn Ihr denkt, es sei so leicht, herüberzukommen, dann wartet doch einfach bis zum Morgen«, sagte er plötzlich. »Vielleicht ist es gar nicht so einfach, wie Ihr meint. Dieses Spinnenwesen habt Ihr doch geschickt, damit es mich einfangen soll? Oder sollte es mich einfach nur umbringen? Ihr habt es doch geschickt, nicht wahr?« Diese Frage entsprang einer plötzlichen Eingebung, und obwohl er nicht wusste, wie sie reagieren würden, hatte er doch eine Vermutung. Er wurde nicht enttäuscht. Beide Druiden starrten ihn überrascht an. Derjenige, der bisher geredet hatte, verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir haben ihn nicht geschickt. Aber wir wissen, wer ihm den Auftrag gab. Allerdings glaubten wir, er sei schon in den Schlacken ums Leben
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