Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
dir zurück.«
Aufmerksam studierte er ihr Gesicht und konnte die Hoffnung nicht aus seinen Augen verbannen. »Ich weiß, dass du es versuchen wirst, Tante Grianne.«
Einem plötzlichen Impuls folgend umarmte sie den Jungen. Das hatte sie selten getan, und sie kam sich unbeholfen vor, aber Pen erwiderte die Umarmung ohne zu zögern, und nun fühlte sie sich besser.
»Sei vorsichtig«, flüsterte er.
Sie brach auf und folgte dem Pfad in die Schatten hinunter. »Danke«, rief er ihr nach. »Danke, dass du das für mich tust.« Sie winkte ihm ein letztes Mal zu, blickte jedoch nicht zurück. Der Nachmittag ging in den frühen Abend über, das Licht wurde schwächer und begann zu schwinden. Pen stand, bis er müde wurde, dann setzte er sich und lehnte sich an einen alten Baumstamm, starrte hinunter in die Schlucht und hielt Wache. Er lauschte, ob es Geräusche gäbe, über die er lieber nicht genauer nachdachte, doch war nichts zu hören. Stille hüllte die Schlucht und den Wald ein, und, jedenfalls für ihn, die ganze Welt. Er betrachtete die Muster aus Licht und Schatten, die sich immer wieder neu formierten, Bilder eines Kaleidoskops, die sich langsam über die Erde bewegten. Er nahm die Gerüche in der Luft wahr, die vom Wald und den Wesen in ihm stammten. Er rieb sich die stumpfen Spitzen seiner verkürzten Finger und erinnerte sich daran, wie sie versehrt worden waren. Er erinnerte sich daran, wie sich die Vereinigung mit dem Baum durch das Schnitzen der Runen angefühlt hatte. Er erinnerte sich an die Nacht in dem Insel-Wald und an die entsetzliche Begegnung mit Aphasia Wye.
Meistens dachte er an Cinnaminson. Er konnte sich ihr Gesicht vorstellen und ihr Lächeln. Er sah vor seinem inneren Auge, wie sie sich bewegte. Er konnte ihre Stimme hören. Sie war da, lebendig und unversehrt in seinem Kopf, und am liebsten hätte er wegen des Verlustes geweint.
Stattdessen lächelte er. Er wusste, sie würde zu ihm zurückkommen. Denn er glaubte seiner Tante Grianne. Ihrer Magie und ihren Fähigkeiten vertraute er, ihrem Versprechen, dass sie eine Möglichkeit finden würde. Er liebte Cinnaminson, obwohl er nie zuvor ein Mädchen geliebt und demnach keine Anhaltspunkte für einen Vergleich hatte. Doch Liebe erschien ihm wie ein Geisteszustand, der bei jedem unterschiedlich war und dessen Stärke man durch Vergleiche nicht messen konnte. Eigentlich wusste er nur, was er für Cinnaminson fühlte, und wenn der Unterschied zwischen dem, was er gefühlt hatte, wenn sie bei ihm war, und dem, wenn nicht, ein geeigneter Maßstab war, dann vermochte er sich nicht vorzustellen, wie er jemanden mehr lieben konnte.
Die Zeit verstrich, und endlich, als niemand auftauchte und die Dunkelheit sich ausbreitete, fragte er sich, was er tun würde, falls seine Tante scheiterte und Cinnaminson nicht zurückkehrte. Er döste ein wenig, schläfrig durch das Licht des späten Nachmittags, das schräg durch die Lücken im Blätterdach hereinfiel, und müde von der Wärme. Er schlief nicht tief, sondern dämmerte am Rande des Wachseins, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, den Kopf auf die Brust gesenkt.
Mit geschlossenen Augen driftete er davon.
Dann weckte ihn etwas - ein Wispern, eine Andeutung von Bewegung, das Gefühl der Anwesenheit einer anderen Person. Als er aufsah, stand Cinnaminson vor ihm. Sie wirkte eher wie ein Geist als wie ein Wesen aus Fleisch und Blut, bleich und dünn und zerzaust in ihren zerschlissenen Kleidern. Er erhob sich langsam und stellte sich vor sie, weil er fürchtete, eine Halluzination zu erleben. »Ich bin es, Pen«, sagte sie mit Tränen in den Augen.
Er stürzte nicht auf sie, packte sie nicht und drückte sie nicht an sich, obwohl er das am liebsten getan hätte, um sich zu überzeugen, dass sie es wirklich war. Stattdessen ging er zu ihr, als würde Zeit keine Rolle spielen. Er ergriff ihre Hände und hielt sie, betrachtete ihr Gesicht, die Sommersprossen und die milchigen Augen. Der muffige Geruch von Erde und Feuchtigkeit ging von ihrem Körper aus, und dünne Wurzeln hingen noch immer an ihren Armen.
Er streckte die Hand aus und berührte ihr Gesicht.
»Mir geht es gut«, sagte sie und berührte auch sein Gesicht. »Ich habe dich vermisst. Selbst als ich eine von ihnen war und glaubte, nicht mehr glücklicher sein zu können, habe ich mich an dich erinnert und dich vermisst. Ich glaube, es hätte niemals aufgehört.« Sie schloss ihn in die Arme und hielt ihn fest, als fürchte sie, man
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