Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
bisschen. Ich hocke schon seit Stunden hier und lausche dem Rauschen der Brandung und dem Singen des Windes.“ Drakos breitete noch einmal seine Schwingen aus, glitt von der Klippe, um neben Neri zu landen.
„Sie werden in ein paar Minuten hier sein.“ Horus war hinzugekommen. Er hatte Drakos’ letzte Worte gehört und konnte sich gut vorstellen, wie es in dem sanften Riesen aussah.
„Da!“ Luna zeigte zum Himmel. „Ich glaube, das Warten hat ein Ende.“
Der kleine silberfarbene Punkt wurde zusehends größer, bald stand der Gleiter auf der Wiese hinter den Klippen. In gespannter Erwartung näherten sich die Atlan. Endlich klappte der Ausstieg herunter. Hapi, Duamutef und Kebechsenef tauchten als Erste auf, hinter ihnen gingen Merit und Safi, die Sobek in die Mitte genommen hatten.
Die Ankömmlinge stellten sich links und rechts des Laufsteges auf, um dem Herz der Siri, welches Imset in den Armen trug, Geleit zu geben. Die Atlan bildeten eine Gasse, um Drakos durchzulassen, der sich wie im Traum langsam auf den riesigen blutroten Kristall zu bewegte.
„Sie ist es“, flüsterte er. „Ihr habt es tatsächlich geschafft.“
Neri breitete ein Tuch auf der Wiese auf. Imset legte das Herz vorsichtig darauf ab. Allen voran näherten sich die Magier und Horus, um das Herz der Drakon zu begrüßen.
Drakos legte seine Wange an den Kristall, der diese Aufmerksamkeit mit einem purpurnen Leuchten beantwortete. Er schien zu lauschen. Schließlich hob er den Kopf.
Sich zu Neri umwendend flüsterte er: „Sie wünscht, dass die Teile ihrer Seele mit dem Herz vereinigt werden.“
„So soll es sein. Heute um Mitternacht werden wir das Ritual vollziehen“, ordnete die Seherin an. Dann fragte sie: „Wo soll das Herz seinen Platz finden, bis Siri erweckt werden kann?“
Drakos legte noch einmal seine Wange an den Kristall. Eine ganze Weile kommunizierte er mit ihm.
„Sie möchte zu euch kommen.“ Er nickte Neri, Imset und Sobek zu. „Ihr könnt sie am besten schützen, solange sie so wehrlos ist.“
Die drei Angesprochenen verneigten sich vor dem Herz, zum Zeichen ihres Einverständnisses. Während Drakos seine Schwingen schützend um den Kristall faltete, bereiteten die Atlan den Heimkehrern einen grandiosen Empfang.
Imset nahm seine Neri in den Arm, als wollte er sie nie wieder loslassen. Horus freute sich mit seinen Söhnen und natürlich auch mit Sobek, der seine Feuertaufe bestanden hatte. Im Triumphzug brachten sie schließlich das Herz in Neris Häuschen, wo es seinen Platz im magischen Raum fand.
Safi trat mit Merit an den Kristall. Sie legten die Hände auf die warme Oberfläche und erneuerten, was sie Drakos geschworen hatten. Noch einmal erstrahlte der Kristall in sattem Purpur.
Lange saßen Drakos, der Magische Rat und die Familienangehörigen bei Neri zusammen. Die Zeitreisenden erzählten von ihrem Abenteuer. Sobek hatte sich in einen Drakonat verwandelt, um der Unterhaltung in vollem Umfang folgen zu können.
„Was wäre geschehen, wenn du nicht mehr aus dem Stein gekommen wärst?“, fragte Merit Imset.
Imset warf einen Blick zu Drakos, den es sofort eiskalt überlief.
„Dann hätte ich mich mit dem Herz verbunden und wäre zu einem Drakon geworden, um dieses Zeitalter auf der Erde überleben zu können“, antwortete er langsam. „Siri wäre in diesem Fall so oder so verloren gewesen. Wir hatten nur diesen einen Versuch.“
Neri schrie entsetzt auf. „Du hast es gewusst? Du hast es die ganze Zeit gewusst und uns nichts davon gesagt?“
„Dein Risiko war nicht geringer, als das meine, nicht lebend aus dieser Sacher herauszukommen“, antwortete er und nahm sie in den Arm. „Das war auch der Grund, weshalb Sobek unbedingt mitkommen musste. Die Kraft der anderen hätte sonst vielleicht nicht mehr für den Rückflug gereicht. Allerdings – ohne Merits Improvisationstalent wäre es echt eng geworden.“
Merit lächelte dankbar. „Und du siehst“, sprach sie zu Sobek, „es ist auch ohne Jungfrau gegangen.“
„Nichts für ungut Schwesterchen“, amüsierte sich Sobek.
„Wie meint sie das?“, wurde er von mehreren Atlan gefragt. Sobek zwinkerte Merit zu, während Imset das kleine Wortgeplänkel aus dem Wald zum Besten gab. Die Freunde begannen zu lachen.
„Spätestens mit der Ankunft von Siris Herz hätte es sich mit der Jungfrau so wie so erledigt“, hörte Merit Safis telepathische Stimme. Sie wurde puterrot.
„Du hast angefangen“, fügte er schnell noch als
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