Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)

Selbstverteidigung hinzu. Er zog sie auf seinen Schoß und küsste sie zärtlich. Horus und Neri tauschten einen schnellen Blick. Über ihre Sorgen und Hoffnungen, die die beiden Turteltauben betrafen, hatten sie vor Stunden erst gesprochen.
    Zu vorgerückter Stunde, als Sara und die Frauen der Magier nach Hause gegangen waren, bereitete sich der Magische Rat auf das nächtliche Ritual vor. Imset trug das kristallene Herz in den Garten, um Drakos die Teilnahme zu ermöglichen.
    Zitternd vor Aufregung saß der Wächter in seiner Ecke. Er harrte der Dinge, die gleich geschehen sollten. Imset und Sobek hielten den Kristall aufrecht, während Neri und Merit von den beiden freien Seiten an ihn herantraten. Wenige Sekunden vor Mitternacht streifte Merit-Amun ihren Armreif ab. Sie wartete auf Neris Zeichen.
    Zeitgleich brachten sie den Reif und die Statuette mit der glänzenden Oberfläche des roten Kristalls in Verbindung. Zuerst passierte gar nichts. Drakos hob ungläubig den Kopf.
    Dann brach das Licht aus den beiden Schutzhüllen hervor, die die Seelenteile von Siri beherbergten. Knisternde Energieentladungen liefen über den Herzkristall. Gierig sog er das Licht auf, um von innen her immer mehr zu erstrahlen – ein rhythmisches, dumpfes Schlagen klang durch die Stille.
    Die beiden Atlan verneigten sich vor dem Kristall, dann nahmen sie die leeren Hüllen wieder an sich. Alle verneigten sich noch einmal gemeinsam vor Siris kristallenem Herz.
    Imset gab Drakos ein heimliches Zeichen. Drakos zitterte immer mehr. Er war kaum in der Lage, seine Beine zu koordinieren, sie gaben einfach nach. Mühsam schleppte er sich voran. Er neigte seinen Kopf hinunter, legte sanft die Stirn an den funkelnden Stein. Drakos schloss seufzend die Augen.
    Plötzlich zuckte er mit einem leisen Schreckenslaut zurück, fuhr mit der Klaue über seine Stirn und schaute den Kristall ungläubig an. Fragend drehte er sich zu den Versammelten um. Auf seiner Stirn prangte das goldene Dreieck, das ihm Siri übergeben hatte. Der Schutz der Verborgenen war somit auf den Ersten aller Drakon übergegangen. Mit Tränen in den Augen dankte er stumm der atlanischen Drakon.
    Imset trug das Herz zurück ins Haus, Neri sicherte den Raum mit mehreren magischen Sperren, dann kehrten sie in den Garten zurück. Merit-Amun hatten ihren Oberarmreif wieder angelegt. Egal ob mit oder ohne Siri, sie werde das Kleinod bis in alle Ewigkeit tragen, so wie es Uräus verlangt hatte.
    Sobek legte seinen Drachenpanzer ab. Erstaunt fasste ihn seine Mutter bei den Schultern und drehte ihn zu den anderen herum. Vor ihnen stand ein Knabe, der nach irdischen Maßstäben etwa zehn Jahre alt war. Drakos nickte wissend. Nur noch wenige Monate, dann ist er endgültig ein Mann.
    Neri lächelte Horus an. „Wie sagst du immer über Imset? Er sei dein ungewöhnlichster Sohn? Hätte ich nicht meine anderen Kinder in Ruhe aufwachsen sehen, wäre ich jetzt vielleicht verzweifelt.“
    „Nun, dann freuen wir uns jetzt ganz einfach auf den Nachwuchs von Merit und Safi“, sagte Imset hinter ihr.
    In der Zwischenzeit gab es für Neri anderen Nachwuchs zu betreuen. Zwei Tage nach der Ankunft des Drakonherz warf Nala drei entzückende Welpen, die fiepend ihr Recht forderten. Eines der Hündchen war rabenschwarz, das andere so rotbraun wie seine Mama und das Dritte rotbraun mit weißem Lätzchen, weißen Pfoten und einer lustigen weißen Schwanzspitze.
    Merit hatte es sofort in ihr Herz geschlossen. Täglich besuchte sie ihr Hündchen und freute sich, wie prächtig es gedieh.
    Den kleinen schwarzen Hund reservierte Kebechsenef für Luna. „Irgendwie erinnert er mich an Anubis. Er passt zur Familie“, sagte er lachend.
    Auch das braune Hündchen war schnell vergeben. Talos wollte es Sara zum Geschenk machen. Sie wünschte sich auch so einen treuen Begleiter, wie ihr Freund Sobek hatte. Andere Kinder zum Spielen gab es noch nicht.
    Sobek war ihr um Einiges davongeeilt und immer nur mit Mama spielen, das machte auch keinen Spaß. Neun Wochen später gab es also schon vier stolze Hundebesitzer in Neu-Atla. Dabei sollte es wohl auch bleiben, denn Nalas Welpen waren durchweg weiblich.
    Ein anderer wartete noch viel sehnsüchtiger auf Nachwuchs – Drakos. Monat für Monat für Monat sah er nur das bekümmerte Kopfschütteln von Safi. Talos hatte schon sein ganzes Kräuterwissen hervorgekramt, Horus die große Bibliothek auf Tarronn durchsucht.
    Er wurde den Verdacht nicht los, dass die Verborgenen nicht