Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
auf den Weg machten. Siri klopfte vor Aufregung das Herz bis zum Hals. Wie würden sie wohl aufgenommen werden?
Kaum hatten sie die ersten Hütten erreicht, zeigten auch schon Atlan in den Himmel, winkten ihnen zu und riefen: „Da oben – die Drachen kommen! Schnell zum zentralen Platz!“
Siri strahlte. Jetzt freute sich auf die Begegnung. Auf einmal fühlte sie sich wie früher, als sie noch eine der Wächterinnen auf Atla war. Vorsichtig landeten die beiden Giganten mitten auf dem Platz.
Sofort waren sie von fröhlichen Gesichtern umgeben und Siri wurde mit Glückwünschen zur Wiedergeburt überhäuft. Als der Senat und der Magische Rat eintrafen, machten die Anwesenden Platz. Wieder brandete Applaus auf, denn Merit und Safi waren mit der neuen kleinen Atlan unter ihnen. Sie kamen direkt auf Siri zu, die sich riesig freute, das Baby kurz darauf in ihrer Schwinge halten zu dürfen.
„Wie heißt die Kleine?“, fragte sie. Sie konnte kein Auge von dem winzigen Wesen lassen.
„Tanit.“
„Tanit.“ Siri wiederholte den Namen leise. „Dieser Name bringt schöne Erinnerungen. Eine meiner Schwestern hieß Tanita.“ Die großen grünen Drachenaugen leuchteten vor Freude. Siri schaute in die Runde. Die Gesichter der Atlan waren ihr alle fremd.
Dann stutzte sie. Zwei Männer waren in ihr Blickfeld gekommen, die sie schon einmal gesehen haben musste, außer in der gestrigen Nacht. Angestrengt überlegte sie, während die beiden lächelnd zu ihr kamen.
„Erinnerst du dich?“, fragte der Mann mit der blonden Mähne. Der Braunhaarige zwinkerte ihr zu. Schlagartig kam die Erkenntnis.
„Talos – Solon! Ihr lebt?“ Siri konnte es kaum fassen.
„Ja, Unkraut vergeht wohl nicht so schnell“, lachte Solon.
„Wo sind die anderen? Ich kenne keines der anderen Gesichter“, sagte die Drakon.
„Das ist eine lange Geschichte“, erwiderte Talos. „Kurz gesagt: Die einen sind auf der Erde eines natürlichen Todes gestorben, die anderen zu den Menschen geflohen, als Letan kurz vor dem Erwachen stand.“
Siri schüttelte verständnislos den Kopf. „Gestorben? Aber Atlan sterben doch nicht einfach? Was ist passiert?“
Solon streichelte ihre Klaue. „Auf der Erde sind Atlan sterblich. Nach etwa dreitausend Jahren ist das Leben zu Ende. Und die letzten Jahre sind eine Qual durch Altersgebrechen, wie sie sonst nur die Menschen kennen. Wäre Imset nicht gewesen, dann hätten wir beide auch schon Einzug bei Anubis gehalten.“ Talos nickte zu diesen Worten.
„Aber ihr seid jung – hat Tarronn das bewirkt?“, fragte die Drakon.
„Nicht Tarronn, sondern ein Tarronn, nämlich dieser da.“ Die beiden Magier zeigten auf Imset, der neben ihnen stand und sich mit Drakos unterhielt.
„Der Herr der Drakon“, flüsterte Siri ergriffen. „Dann gäbe es ohne ihn keine Atlan und keine Drakon mehr.“
„Nie wieder. So ist es“, antwortete Talos mit fester Stimme.
Als sich Imset ihr zuwandte, begann Siris Herz zu schlagen, wie ein großer Schmiedehammer. „Nun, haben mich die beiden wieder schlecht gemacht?“, fragte er lachend.
„Na klar, von vorne bis hinten. Du kennst uns doch“, sprach Solon im Brustton der Überzeugung.
Siri erschrak bis ins Mark. Imset kraulte sie zwischen den Hörnern. „Ich glaube, daran musst du dich gewöhnen. Bei uns geht es lockerer zu, als im alten Atla. Was aber nicht heißt, dass die Anweisungen des Senats und der Magier nicht befolgt werden. Nur der Umgang der Gleichrangigen untereinander ist nicht so steif. Ach und noch etwas – frage, wenn dich etwas interessiert, dann kommen weniger Verständigungsschwierigkeiten auf.“
„Das werde ich mir merken“, versprach Siri und sah Hilfe suchend zu Drakos.
„Keine Sorge“, hörte sie seine telepathische Stimme, „ich bin immer für dich da.“
„Eine Sache hätte ich schon, die mich etwas verwirrt. Dieser junge Mann dort“, sie deutete auf Sobek, „sah gestern Nacht ganz anders aus. Oder habe ich mich im Dunkel getäuscht?“
„Du hast dich nicht geirrt“, erklärte Imset. „Wie du ja schon weißt, ist er Drakonat von Geburt an. Jedes Mal wenn er an einem besonderen Ereignis der Magie teilnimmt, wie es ja deine Erweckung auch war, dann verliert er ein Stück seiner Kindheit. Deshalb hat er nun den Stand eines etwa Vierzehnjährigen erreicht, dabei ist er nach Lebensjahren noch nicht einmal fünf.“
„Vermisst er die entgangenen Kinderjahre nicht?“ Siri schaute Imset fragend an.
„Eher nicht. Wie du siehst,
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