Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
gesehen habe, ist wunderschön.“
„Und Drakos?“, fragte Safi augenzwinkernd.
Schüchtern schlug die zierliche Drakon die Augen nieder.
„Jetzt hast du sie ganz verlegen gemacht.“ Drakos legte ihr eine Schwinge um und zog sie schützend an sich, zwinkerte Safi aber ebenso zu. Siri blieb an Drakos gelehnt sitzen. Noch nie hatte sie sich so geborgen gefühlt, noch nie war sie beschützt worden.
„Haltet euer Glück gut fest“, bat Safi.
Die beiden Drachen nickten.
Solon tippte Talos an. „Ist das nicht ein unvergleichliches Bild, wie diese wunderbaren Wesen dort sitzen?“
„Ja, das ist es. Genau genommen habe ich noch nie zuvor zwei Drakon so vertraut miteinander gesehen. Auf Atla haben wir sie nur bei offiziellen Anlässen gemeinsam zu sehen bekommen und streng nach der Etikette, wenn ich es einmal so bezeichnen darf“, erwiderte Talos. „Ich kann mich kaum an ihnen sattsehen. Gegen ihn ist sie fast als filigran zu bezeichnen.“
„Umso erstaunlicher, dass dieses zarte Geschöpf Letan so lange standhalten konnte.“ Aron war mit hinzugekommen. „Sie ist wunderschön und genau so, wie ich sie mir nach euren Beschreibungen immer vorgestellt habe. Ich glaube, für mich ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.“
Niemand wagte, die beiden Wächter zu stören, die selbstvergessen, Statuen gleich am Ufer des Sees hockten und das bunte Treiben beobachteten.
„Weil wir gerade bei zarten Wesen sind“, erklang es plötzlich hinter Aron, „wenn sich Siri richtig eingelebt hat, machen wir uns intensiv auf die Suche nach Kira. So wie ich es einschätze, kann Mara die Sache mit ihrem Freitod einfach nicht überwinden.“ Imset legte ihm die Hand auf die Schulter.
Bekümmert nickte Aron. „Das ist leider wahr. Sie will auch nicht darüber sprechen. Hoffentlich kann uns Anubis wirklich helfen.“
Imset räusperte sich. „Wie ich die alten Regeln kenne, wird eine der Urmütter einen Austausch verlangen, weil das Gleichgewicht erhalten bleiben muss. Man wird uns zu gegebener Zeit eine Person nennen, deren Ka wir in die Unterwelt geleiten müssen.“
„Und das ist alles?“, fragte Solon ungläubig.
„Freut euch bloß nicht zu früh. Die Göttinnen suchen ein Ka aus, das für sie wichtig ist, an das sie selbst aber nicht herankommen können. Siris Befreiung ist dagegen fast eine Spielerei.“
Betroffen schauten die Magier Imset an. Wenn er, der Drakonat, diese Worte sprach, dann war mit allem zu rechnen, nur mit nichts Gutem.
„Wir sollten deshalb unser Kampftraining auch keinesfalls vernachlässigen“, riet Imset. „Wie wissen nicht, in welche Zeit oder auf welchen Planeten man uns schicken wird und was uns dort erwartet.“
„Und was ist mit Sobek?“, wollte Talos wissen.
„Am Training wird er ab sofort teilnehmen. Wenn er die nächste Altersstufe erreicht hat, schicke ich ihn nach Taris zu Horus. Er muss in die alten Riten von Tarronn eingeweiht werden und in der Bibliothek Hintergrundwissen sammeln. Niemand kann ihm dabei mehr helfen als mein Vater. Außerdem ist dann da noch die Sache mit den Hormonen … Soll er sich dort ordentlich austoben, ehe er zurückkommt“, sagte Imset mit einem Augenzwinkern.
„Die Idee ist nicht schlecht“, stellte Solon fest, eingedenk seiner eigenen Erfahrungen auf der Station.
„Auch meine Brüder müssen wir außer Acht lassen. Das ist ganz allein unser Problem. Sie können sich allerdings hier auf Tarronn bereithalten, falls die beiden Drakon Unterstützung brauchen.“
„Und bis dahin?“, fragte Aron.
„Sollten wir uns langsam dem Bau unserer Pyramide widmen“, entgegnete Imset.
Merit hatte es sich mit Tanit im Schatten der Drachenschwingen gemütlich gemacht, wo auch schon die anderen drei Mütter mit ihren Kindern etwas Schutz vor der heißen Mittagssonne suchten.
Safi kam zu den Magiern herüber. „Was gibt es Neues?“, fragte er und setzte sich mit auf die Wiese.
„In den nächsten Stunden wird Seschat eintreffen. Sie hat die Pläne noch einmal abgeglichen und eine geologische Karte von Dafa erstellt. Schließlich müssen wir ja von irgendwoher unser Baumaterial holen“, erklärte Imset.
Safi atmete auf. „Da bin ich aber froh. Das war der Punkt, der in meinen Berechnungen noch fehlte.“ Auf einmal sah er Imset groß an. „Eins musst du mir aber versprechen …“
„Was denn?“
„Dass du dich von den Hebewerkzeugen fernhältst.“ Safi schaute seinen besten Freund bittend in die Augen und keiner wagte zu lachen.
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