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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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darüber nachzudenken. Irgendwie fühlte es sich falsch an, einen anderen ihre Aufgabe übernehmen zu lassen, so, als ernenne sie Tom zum Maat, ohne den Rang selbst schon aufgegeben zu haben. Aber es führte kein Weg daran vorbei.
    »Ja, Tom, tu das. Sorgen wir dafür, dass Binns stolz auf uns ist«, verkündete sie. »Ich will, dass das Schiff bereut, uns je in die Quere gekommen zu sein.«
    Der Rote Tom nickte wieder. Er sicherte das Steuerrad und wandte sich dem Hauptdeck des Schiffes zu. »Alle Mann an Deck!«, brüllte er, stieg die Leiter hinunter und ging auf die Hauptluke zu. »An Deck, ihr Drecksäcke!«
    Binnen Sekunden wimmelte das Deck von Männern, die auf ihre Posten rannten. Binns hatte jeden Einzelnen von ihnen gut ausgewählt und sie auch entsprechend sorgfältig ausgebildet. Falkin sah zu, wie sie über das nasse Holz auf ihre Posten schlitterten. Selbst, wenn sie Zeit gehabt hätte, die gesamte Besatzung der Vogelfrei zusammenzutrommeln, wären sicher nicht einmal annähernd genug Männer vorhanden gewesen, um ein Schiff von der Größe der Thanos in der Schlacht anständig zu bemannen. Und die, die sie an Bord hatte, hatten nicht genug Zeit gehabt, das Kriegsschiff ausreichend kennenzulernen, es zu erkunden und seine Geheimnisse und Stärken zu entdecken. Hoffnungsvoll stimmte sie allerdings, dass die Thanos von der Größe und der Anzahl der Geschütze her im Vorteil war. Falkin seufzte tief. Keine trüben Gedanken! Sie konnten es schaffen.
    McAvery lehnte am Hauptmast; die Ketten, die er trug, halfen nicht, seine feinen Kleider vor dem Teer zu beschützen, der den Mast überzog. Als er bemerkte, dass ihr Blick auf ihm ruhte, winkte er ihr mit zwei Fingern zu.
    »Ich bin zu beschäftigt, Wortspiele mit Euch zu wechseln.«
    »Ich hatte gar kein Wortspiel im Sinn«, rief er. »Eher ein Zahlenrätsel.« Er sah zu ihr hoch. »Wisst Ihr, wie unwahrscheinlich es ist, dass Ihr das hier überleben werdet?«
    »Nehmt Ihr Wetten an?«
    »Das wäre sicher eine nette Ablenkung. Wenn ich in einem Wirtshaus wäre und nicht auf hoher See.«
    »Ich mache mir keine Sorgen.« Sie wedelte mit einer Hand. »Wir sind im Vorteil, was die Größe und die Anzahl der Geschütze angeht.«
    »Ich biete Euch ja nur einen anderen Ausweg aus unserer augenblicklichen Klemme an.«
    Sie warf einen weiteren Blick durchs Fernrohr. Das Schiff war etwas näher herangekommen, und sie konnte mit Müh und Not Gestalten an Deck ausmachen. Luden sie etwa gerade jetzt ihre Kanonen, um zu versuchen, ihr schönes, gestohlenes Schiff vom Meer zu pusten? Sie hatte noch ein paar Minuten, bevor sie ihnen zeigte, wozu sie imstande war. »Backbordstückpforten öffnen!«, brüllte sie.
    »Ich kann dafür sorgen, dass sie Euch noch nicht einmal sehen.«
    Falkin malte sich aus, wie schön es sich anfühlen würde, seinem hübschen Gesicht einen Tritt zu verpassen, so dass er lang aufs Deck hinschlug. »Wir sind keine Feiglinge. Wir laufen vor Kämpfen nicht davon.«
    »Aber welchem Zweck würde ein Kampf hier dienen?«, fragte er und richtete sich noch ein Stück auf. »Ihr und dieses Schiff seid noch auf Eurer Hochzeitsreise. Ihr kennt seinen Rhythmus und seine Eigenarten noch gar nicht. Wenn Ihr Euer Schiff in eine Schlacht segelt, für die keiner von euch bereit ist, sterben alle, und Euer Kapitän bleibt im Gefängnis. Zumindest, bis die Behörden dazu kommen, ihn zu hängen.«
    »Danke für den Vorschlag. Haltet den Mund!«
    Er zog die Augenbrauen hoch, seufzte dann und lehnte sich zurück.
    »Ich wette, das Schiff dahinten befördert ein paar Freunde von Euch, nicht wahr? Burk und Volga, so hießen sie doch, oder? Ihr habt Angst, dass ich die weiße Fahne hisse und Euch ihnen auf Gnade und Ungnade ausliefere.«
    Er riskierte einen Blick übers Wasser und lachte leise. »Ihr seid den Jungs begegnet, nicht wahr?«
    »Und auch ihrem Kumpan Cazador.«
    »Wem?« McAvery legte den Kopf schief. »Ich kenne diesen Cazador nicht, aber ich kann Euch garantieren, dass die beiden anderen das Schiff sogar noch mehr wollen als mich. Wenn Ihr ihnen einen Handel vorschlagt, werdet Ihr bald nach Eldraga zurückrudern. Vorausgesetzt, sie geben Euch überhaupt ein Beiboot.«
    »Ich werde nicht fliehen. Dieses Schiff kann mit ihresgleichen fertig werden.«
    »Aber warum wollt Ihr Munition verschwenden, wenn es doch einen anderen Weg gibt?« Er stellte sich auf die Zehenspitzen und fasste nach oben. Falkin folgte mit ihren Blicken seiner Hand. Aus dem Mast ragte

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