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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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rechtmäßigen Besitzer übergeben.«
    »All das, nur wegen einer... Pflanze?« Es schien ein törichtes Unterfangen zu sein, aber immerhin waren Menschen deswegen in Gefahr.
    »Sie sieht vielleicht unscheinbar aus. Aber meine kleine, grüne Freundin ist wertvoller, als Ihr annehmen mögt. Habt Ihr sie gegossen?«
    »Was macht dieses Ding so wichtig?«
    »Die Sanguina.« Er zog die Augenbrauen hoch, als sie zunächst überhaupt nicht reagierte. »Habt Ihr nie davon gehört?«
    »Kann ich nicht sagen, nein.«
    »Die meisten Leute halten sie für einen Mythos. Das ist allerdings ein Glück, denn sonst wäre sie schon längst zu einem geworden. Die Sanguina wächst nur an der Rückseite von Cre’esh, ganz in der Nähe des Berggipfels. Sie trägt nur einmal alle fünfzig Jahre eine Frucht, auf ein paar Tage genau. Und diese Frucht bleibt nur ein paar Stunden am Zweig.«
    »Warum sollte mich das etwas angehen?«
    Er beugte sich näher ans Gitter. »Weil der Verzehr der Frucht, solange sie noch am Zweig hängt, einem Gesundheit und Leben für die nächsten fünfzig Jahre verleiht. Ewiges Leben.«
    Unsterblichkeit. Sie musste zugeben, dass so etwas durchaus verlockend gewesen wäre. Die Gewissheit zu haben, dass man noch atmend aus dem Kampf zurückkehren würde, wäre sehr wertvoll gewesen. »Aber ihr hättet die Frucht doch nicht beide essen können.«
    »Nein, entweder alles oder überhaupt nichts.« Dabei zuckte er die Schultern. »Aber wer will schon ewig leben? Wir waren damit beauftragt, sie für den König zu beschaffen.«
    Der Stein blitzte wieder blau auf. Es war eine beruhigende Farbe, das Blau warmer, flacher Meere und heller Sommermorgen. Falkin konnte verstehen, wovon der Reiz eines solchen Gegenstands ausging. Also begehrte der König diese Leben spendende Pflanze. Auch das konnte sie verstehen. Könige und Generäle, mächtige Männer … Sie wollten das, was sie hatten, stets für immer behalten.
    »Ihr seid ein Agent des Königs?«
    Er nickte. »Der Bube fungiert als linke Hand des Königs. Ich erledige gewisse Aufgaben, zu denen er sich öffentlich nicht bekennen könnte.«
    »Das wirkt ein wenig seltsam für Euch. Ihr seid mir wie ein Mann ohne Loyalitäten vorgekommen.«
    »Wird gut bezahlt.«
    Das klang überzeugend. Wahrscheinlich genoss er neben der Bezahlung auch noch ein hohes Maß an Freiheit. Schließlich wusste McAvery Dinge über den König, die dafür hätten sorgen können, dass er entthront und geköpft wurde. Aber die Erwähnung des Königs hatte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Frage gelenkt, die zu stellen sie sich fürchtete. Es war jedoch an der Zeit, sie zu stellen und es hinter sich zu bringen.
    »Wie steht mein Kapitän mit dem alterslosen König in Verbindung?«
    »Das habt Ihr noch nicht erraten?«
    Sie hatte es allerdings erraten. Sie hoffte nur, dass er etwas anderes sagen würde. Etwas, das ihr ein Seufzen der Erleichterung gestatten würde, wenn der blaue Stein zum Beweis der Wahrheit aufblitzte. Ihr Herz pochte schon selbst wie ein Stein.
    »Euer Freund ist … ein Mann des Königs. Der Freibeuter.«
    »Nein«, flüsterte Falkin. Der Freibeuter war ein Mythos, eine der Geschichten, die Seeleute einander erzählten, wenn sie sturzbetrunken waren. Ihr ganzes Leben lang hatte Falkin Geschichten über den Mann gehört, der sich gut sichtbar versteckte, den Gesetzlosen, der beim König über ein offenes Ohr verfügte. Sie hatte nie an ihn geglaubt, doch jetzt war es alles wahr. Artemus Binns hatte die letzten zwanzig Jahre damit verbracht, Einnahmen für die Krone einzutreiben: von den unabhängigen Händlern der Neun Inseln. »Wenn er« – sie konnte es nicht über sich bringen, das Wort auszusprechen – »ein Mann des Königs ist, warum ist er dann verhaftet worden? Warum haben sie vor, ihn zu hängen?«
    »Weil er kein Mann des Prinzen ist. Jeremie ist ein Wüstling, für den schon die eigene Haut zu schade ist. Sein Vater, der König, hat das schon vor langer Zeit erkannt. Er versuchte, den Jungen in eine verantwortungsvollere Richtung zu lenken, aber Jeremie ist einfach nicht für die Macht geeignet. Würde er König werden, so würde er das Geld binnen einer Saison durchbringen.« McAvery streckte träge den Oberkörper und seufzte dann. »Kinder können eine Bürde sein.«
    »Aber der König ist unsterblich.«
    »So könnte es scheinen, weil er die Pflanze schon einmal verzehrt hat. Seine erste Frau war unfruchtbar, und die zweite hat nur Jeremie zur Welt gebracht.

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